Doch die Eltern verfolgen ihren Traum hartnäckig weiter. Als Sohn Ross mit der Highschool fertig ist, verkaufen sie ihr Haus und kaufen Land in der Nähe des Städtchens Occidental im Westen des Sonoma County. David Cobb arbeitet nach wie vor an seinem meeresbiologischen Institut, beschließt aber im Alter von 52 Jahren fünf Hektar Pinot Noir rund um den Hügel, auf dem sie wohnen, zu pflanzen. Man schreibt das Jahr 1989, die Weinbauexperten in Davis sind noch immer skeptisch, daß Pinot Noir so nah am kalten Pazifik ausreifen kann.
Bereits fünf Jahre nach der Pflanzung kauft Burt Williams vom legendären Weingut Williams-Selyem, dem damals besten Pinot Noir-Produzenten Kaliforniens, alle Trauben, die Vater David produziert. Sohn Ross ist inzwischen alt genug, dem Vater bei der Arbeit im Weinberg zu helfen und die Verkostung der Weine, die aus ihren Trauben entstehen, hinterläßt tiefen Eindruck bei ihm. Er beschließt Landwirtschaft und Ökologie zu studieren. Nach dem Studium arbeitet er bei Williams-Selyem zwei Tage in der Woche im Keller. Sein Geld verdient er in einem Ingenieurbüro, das sich auf Wasseranalysen spezialisiert hat
Als ihm seine Mutter eine Stellenanzeige schickt, in der ein Laborant auf einem bekannten Weingut gesucht wird, bewirbt er sich, bekommt die Stelle. Dort beginnt er sich so für den Boden zu interessieren, daß er das Weingut überzeugen kann, ein Bodenlabor aufzubauen. Nach vier Jahren dort wird er Laborant bei Williams-Selyem, dem inzwischen weltberühmten Pinot Noir-Weingut, das noch immer die Trauben seines Vaters kauft und verarbeitet. Dort bekommt er aber nicht nur die Möglichkeit, in Weinberg und Keller mitzuarbeiten, er macht dort auch die Ausbildung zum Kellermeister.
Im Jahr 2000 verläßt der den Betrieb und reist nach Burgund, um dort auf verschiedenen Weingütern zu arbeiten. Nach der Rückkehr nach Kalifornien beginnt er als Kellermeister für »Flowers«, einem jungen, noch völlig unbekannten, kleinen Weingut in der Nähe seiner Eltern, zu arbeiten. Acht Jahre verdingt er sich dort als Kellermeister und schafft es, das Weingut zum Star der inzwischen heftig boomenden neuen Pinot Noir-Szene Nordkaliforniens zu machen. Nach acht Jahren dort wechselt er zu Hirsch Vineyards, wo er bis 2013 Kellermeister ist.
Auch dort schafft er es, das Weingut schnell so bekannt zu machen, daß dessen Weine Kultstatus in der amerikanischen Restaurantszene erlangen.
Ab dem Jahr 2001 produziert Ross Cobb parallel dazu aber auch eine kleine Menge Wein unter eigenem Label: »Cobb Wines« entsteht, das eigene Weingut, für das er zunächst Trauben verarbeitet, die er von seinem Vater bekommt. Jedes Jahr reist Ross nach Burgund, bringt Weine mit, vergleicht sie mit seinen eigenen und kommt zu dem Schluß, vieles anders zu machen als er es bis dahin praktiziert hat. Er reduziert den Einfluß neuen Faßholzes deutlich, beginnt seine Trauben früher zu ernten und schult seine Sensorik. Die Erträge in den Lagen, von denen er inzwischen Trauben bezieht, sind deutlich niedriger als in Burgund. Erstaunt stellt er fest, daß er deren Trauben viel früher lesen kann, weil sie trotzdem aromatisch ausgereift sind. Ihre Weine liegen unter 13 Vol.% im Alkohol, weisen nach der Malolaktik einen pH-Wert von unter 3,4 auf und Ross notiert staunend, daß dies der Weinstil ist, den er ab sofort zu verfolgen gedenkt. 2013 kündigt er bei Hirsch Vineyards und die Geschichte von Cobb Wines nimmt Fahrt auf ...
Der Coastlands Vineyard gehört zu den ältesten Pinot Noir-Anlagen im Sonoma County. Er besteht aus vier verschiedenen Blöcken und liegt auf 350 m Höhe, nur fünf Kilometer von der Küste entfernt. Die Lage ist einzigartig, weil es hier unglaublich tiefe, fruchtbare Böden gibt. Aufgrund der Nähe zur Küste und der südwestlichen Ausrichtung liefert Coastlands kleine Erträge und intensive, komplexe Frucht.
Hier ist die Parzelle »Old Firs« eine von zwei ursprünglichen Anpflanzungen aus 1989. Benannt nach zwei großen Douglasien, stehen hier die alten kalifornischen Louis-Martini-Klonen 13 und 15 sowie ein Wädenswill-Klon. Durch den nahen Pazifik weht hier ständig kühler Wind und oft kommen Nebel aus dem Tal. Seit über 20 Jahren sind die Coastland-Lagen nicht mehr bewässert.
Direkt unter einem 1906 gepflanzten stattlichen Baum steht der namensgebende 1906er Pinot Noir-Block, der mit den Klonen Pommard 4 und Mt. Eden 37 bepflanzt ist.
Emmaline Ann heißt eine 1995 bepflanzte, nur drei Hektar große, abgelegen liegende Parzelle hoch über dem Fresstone-Valley, die von dichtem Wald aus Redwood, Bay Laurel und Douglasien umgeben ist. Ein Paradies an ungestörter Natur. Die sandigen Böden sind hier besonders reich an organischen Stoffen, weshalb die Lage nicht bewässert werden muß.
Emmaline Ann wird regenerativ bewirtschaftet, ist nach Südwesten ausgerichtet und wird vom Nebel und dem kräftig aus dem Fresstone-Valley wehenden Wind gekühlt. Bepflanzt mit den klein- und lockerbeerigen Dijon-Klonen 115 und 777 fallen die Erträge hier sehr niedrig aus. Vielleicht wirken die Weine der Lage deshalb Jahr für Jahr feiner, filigraner und duftiger als die anderen Lagen-Pinots von Ross Cobb. Bei aller seidiger Eleganz fehlt es ihnen aber nicht an druckvoller Intensität und Kraftentfaltung im Mundgefühl. Sie wirken unaufdringlich und kultiviert wie große Burgunder und gehören deshalb zu unseren Favoriten im Portfolio von Ross Cobb.
Doc's Ranch. Ein 2015 gepflanzter 1,5 ha großer, inmitten wilder Natur gelegener Weinberg, direkt an der Straße zu Cobbs Coastlands. Bestockt mit dem alten lokalen Swan- und dem legendären Pommard-Klon 114 aus Burgund. Sein Besitzer bat Ross Cobb, ob er den Weinberg nicht für ihn bewirtschaften könne. Er sagte zu und konnte ihn dann 2017 mit einem langfristigen Pachtvertrag übernehmen.
Doc's Ranch liegt auf demselben Bergrücken wie Cobbs Coastlands, ist nach Südosten ausgerichtet und besonders eng bestockt. Deshalb sind auch hier die Erträge klein. Die Lage erwärmt sich schnell und ist vor den rauen Westwinden vom Pazifik geschützt.
Der erste Jahrgang von Doc's Ranch im Cobb-Sortiment ist 2017. Ein großer Pinot Noir, der ankündigt, was passieren wird, wenn die Reben älter werden. 2017 besitzt kühle, frische Säure, ein reintöniges, aromatisch aber expressives Bukett und im Mund begeistert er mit samtig dichter Komplexität in einer Gerbstoffqualität, die Staunen macht.
Pinot Noir von der Sonoma Coast. Anders als Burgund
Ross Cobbs legendäre Lagen-Pinots stammen ausschließlich von eigenen oder gepachteten Weinbergen in unabhängigem Familien-Besitz an der Sonoma Coast. Er bewirtschaftet sie mit eigenem Team ganzjährig zertifiziert regenerativ. Die Fülle seiner Lagenweine mag verwirren, entspricht damit aber der Qualität der Rebsorte, die deren Unterschiede direkt wiederzugeben imstande ist, und sie entspricht der burgundischen Idee des »Terroirs«. Doch anders als in Burgund, wo sehr oft die Weinbereitung und deren Manipulationen (Auf- und Entsäuerung, Chaptalisierung etc.) den Charakter der Weine prägt, besitzen Ross Cobbs Lagenweine reproduzierbaren Charakter über alle Jahrgangsunterschiede hinweg, weshalb wir bewußt auch ältere Jahrgänge aus seinem Archiv anbieten.
Jede seiner Lagen weist durch den an der Sonoma Coast vorherrschenden chaotisch strukturierten »Franciscan complex« eine andere prägende Bodenmorphologie auf. Ihre Mikroklimata unterscheiden sich je nach Exposition, Höhe und Neigung gravierend, jede einzelne Lage ist mit einer anderen, oft vielfältig unterschiedlichen Genetik bepflanzt. Diese Vielfalt prägender Parameter, die sich von Burgund grundsätzlich unterscheidet, führt zu jener Vielfalt in Stil und Charakter der Weine, die das Portfolio von Ross Cobb besonders machen. Er konzentriert seine Arbeit darauf, den Charakter seiner Lagen so unverfälscht wie möglich zu übersetzen:
> Er vergärt grundsätzlich spontan auf der wilden Natur-Hefe in kleinen, der Parzellengröße angepaßten, oben offenen Gärbehältern, die er nicht kühlen muß. Dabei werden 1 bis 1,5 Vol. % Alkohol auf natürliche Weise veratmet.
> Um den Alkohol möglichst unter 13,5 Vol.% zu halten, liest er früh, aber aromatisch reif. Der richtige Lesezeitpunkt ist für ihn der alles entscheidende Qualitätsfaktor für seine Weine. Die Aufzuckerung des Mostes zur Erhöhung des Alkoholgehaltes, die sogenannte Chaptalisierung, die in Burgund Standard ist, lehnt er ab und braucht sie nicht.
> Um die natürliche Aromatik seiner Weine nicht durch Holzeinfluß zu übertönen, setzt er auf hochwertig gebrauchte Fässer für Ausbau und Reife.
> Sein wesentliches Stilelement ist der Anteil an ganzen, nicht abgebeerten Trauben in der Vergärung. Je nach Jahrgang, also je nach Verholzung des Stielgerüstes der Trauben, vergärt er mit möglichst hohem Anteil an Stielen und Stängeln, Whole-Bunch genannt. In Burgund unterscheiden sich die Winzer stilistisch mehr nach der Art ihrer Weinbereitung, von vollständig abgebeert bis zu systematischer Whole-Bunch-Vergärung, als nach den Lagen.
> Ross Cobb paßt seine Weinbereitung dem Jahrgangsverlauf, der Traubenbeschaffenheit und den Temperaturen während der Ernte an. Mal setzt er auf Kaltmazeration, mal vergärt er warm ohne Temperaturkontrolle, immer extrahiert er die Beeren im oben offenen Gärtank ohne mechanische Beeinflussung. So prononciert er die stilistischen Unterschiede der Jahrgänge pro Lage, sie sollen ihren spezifischen Charakter widerspiegeln.
> Grundsätzlich setzt Ross Cobb Most wie Wein keinerlei korrigierende oder geschmacksverändernde Zusatzstoffe zu. Je nach Boden und Klima neigt Pinot Noir zu hohen pH-Werten. Ross versucht sie über den Lesezeitpunkt zu steuern, denn er strebt niedrige pH-Werte an, um seine Weine mikrobiologisch stabil zu halten und sie nicht filtrieren zu müssen. Er baut sie über 18-24 Monate auf der Feinhefe im Holz aus, wo sie sich auf natürliche Weise klären.
> Ross Cobb bringt seine Weine stets erst im Stadium beginnender Trinkreife auf den Markt. Warme, wuchtig dichte Jahrgänge bringt er früher auf den Markt, als kühle, elegante. Sie reifen geradezu spektakulär über Jahrzehnte, was man von vielen Burgundern nicht behaupten kann.
Mit seinen feinsinnig strukturierten, aber auch anspruchsvoll dicht gepackten, ausdrucksstarken Pinot Noirs hat sich Ross Cobb in der Szene großen Ruf erworben. Er ist auf den Social Media-Kanälen kaum unterwegs, ist keiner der üblichen Lautsprecher und produziert nur wenige hundert Kisten der einzelnen Lagen. Deshalb ist er, obwohl seine Weine stets hochbewertet werden, außerhalb der USA nur Insidern bekannt. Seine kleine Produktion von ca. 2500 Kisten pro Jahr verkauft er über eine Mailingliste und ausgesuchte Exporteure. Einer der eigensinnigsten großen Pinot Noir-Produzenten der Weinwelt.
Inhalt: 0.75 l (102,67 €* / 1 l)
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Inhalt: 0.75 l (113,33 €* / 1 l)
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