»Mit viel Mut anders sein.«
Gottfried Lamprecht erzählt, dass er, um überhaupt Wein machen zu können, »mit dem Kopf durch die Wand musste, durch eine sehr dicke Wand, durch eine Betonwand sogar, und die war auch noch recht massiv«. Der junge Winzer, der inzwischen über zehn Jahre Erfahrung im eigenen Betrieb gesammelt hat, wohnt und arbeitet nämlich in einer Ecke der Südoststeiermark, in der es kaum noch Weinbau gibt, weshalb dort kaum noch Pflanzrechte vergeben wurden. Ohne Pflanzrechte aber durfte man bis vor kurzem in der EU keine Weinreben setzen – außer zum Eigenbedarf natürlich, was Gottfried Lamprecht aber zu wenig gewesen wäre, um davon leben zu können.
Gottfried Lamprechts Familie betreibt in Markt Hartmannsdorf, etwa 30 Kilometer östlich von Graz, den »Herrenhof«, der seinen Namen dem Augustiner-Chorherrenstift Vorau verdankt, zu dem er lange gehörte. Die Chorherren betrieben dort, wie Gottfried nach entsprechenden Recherchen herausfand, auf immerhin elf Hektar Weinbau. Als der Herrenhof im 19. Jahrhundert in Privatbesitz überging, wurde der Weinbau aber aufgegeben und man widmete sich stattdessen dem Obstanbau.
Es war während seiner Ausbildung zum Winzer in Klosterneuburg, daß Gottfried Lamprecht auf die Geschichte seines Hofes stieß. Prompt kam er auf die Idee, dort wieder Weinbau zu betreiben. Doch die Bürokratie ist in Österreich keinen Deut besser als bei uns, und so begann eine Odyssee durch die Institutionen. Seinem harten Schädel verdankt Gottfried Lamprecht, den dicken Beton der österreichischen Verwaltungsbürokratie irgendwann doch durchbrochen zu haben, man schrieb das Jahr 2006. Der junge Winzer machte sich ans Werk. Doch statt den in der Steiermark so populären Sauvignon Blanc zu pflanzen oder zumindest Morillon, wie der Chardonnay dort heißt, setzte er Pinot Noir. Das Kopfschütteln, das der damals noch unerfahrene Jungwinzer bei seinen Kollegen in der Nachbarschaft hervorrief, kann man sich vorstellen. »Der spinnt, der Lamprecht«, hieß es und er wurde ob seiner Fehlentscheidung milde belächelt. Doch Gottfried Lamprecht hatte sich kundig gemacht und herausgefunden, dass Pinot Noir die älteste in der Steiermark angebaute rote Rebsorte war, gefolgt von St. Laurent und Blaufränkisch, sowie der ungarischen Kadarka. All diese Sorten finden sich heute in seinem roten Gemischten Satz vom Buchertberg, der Lage, die ihn bekannt gemacht hat. Gottfried war klar, dass er mit einem weiteren Sauvignon Blanc kaum die Aufmerksamkeit würde erzielen können, die es ihm erlauben würde, seinen jungen Betrieb am Leben halten zu können.
Gottfried Lamprecht hat sich bewußt abgesetzt, hat stets sein eigenes Ding gemacht. Seine Weine sind konzeptionell radikal anders, auf hohem, mutig eigenständigem Niveau. Vermutlich hat sich niemand in der Steiermark so intensiv mit den ursprünglichen Sorten der Region auseinandergesetzt wie er. Kein anderer, das steht fest, hat sie wieder angepflanzt. So stehen in seinem Weinberg zahlreiche Rebsorten, die er zum weißen, aber auch zum roten Gemischten Satz verarbeitet, wenn er sie nicht sortenrein ausbaut.
In der Vielzahl dieser Rebsorten versucht Gottfried Lamprecht den Geschmack seiner Lage am Buchertberg, vor allem aber auch die Geschichte des südosteuropäischen Raumes, abzubilden. Als Reaktion auf den Klimawandel hat er in den letzten Jahren viele alte, teilweise in Vergessenheit geratene Rebsorten Südosteuropas neu gepflanzt, die in milderem Klima als in der Steiermark zu Hause sind. Deshalb, so hofft er, könnten sie besser mit dem Wandel zurechtkommen. Er baut dabei auf alte Traditionen, denn es sind viele Rebsorten dabei, die immer schon Teil der regionalen Weinkultur ware. Im gemischten Satz, der ältesten Form des Weinbaus, sieht er die Möglichkeit, die Lage, den prägenden Boden, das Klima, das Kleinklima, aber auch die Gesamtheit seiner Lage prägnanter interpretieren zu können, als ihm das mit der einen Rebsorte und deren Sortentypizität möglich wäre.
Der Buchertberg weiß wurde zu seinem Vorzeigewein. Das Etikett hat er, wie alle anderen auch, selbst gestaltet. Seine eigene Herkunftsbezeichnung »Appellation Buchertberg Contrôlée (ABC)« hat er erfunden, weil es ihm auf die Herkunft seiner Trauben ankommt. Und die Fässer, in denen sein Wein reift, sind aus Holz vom eigenen Grund. Der Gottfried Lamprecht ist ein störrischer Freigeist, der so konsequent wie kompromißlos ans Werk geht. Statt auf den steirischen Mainstream hat er auf den alten Gemischten Satz gesetzt, wie es ihn vor der Reblaus und den Kultur zerstörenden Flurbereinigungen gab. Seine bestehen heute aus Weiß- und Gauburgunder, aus Morillon und Riesling, aus Furmint, Gutedel, Rotgipfler, Zierfandler und Adelfränkisch, sowie aus weißem, rotem und blauem Heunisch, aus Orléans und Juhfark und er hat den ungarischen Hárslevelü ebenso gepflanzt, wie, ständig um neue ergänzt, osteuropäische Rebsorten.
Gottfried Lamprecht ist seiner Heimat zutiefst verbunden, wie er immer wieder betont. Aus dem Inneren heraus betreibt er deshalb seine ganz eigene Form des biologischen Weinbaus, die er »Freestyle Winegrowing« nennt. Ihm liege das Esoterische nicht so, meint er, er wolle aber unbedingt, daß man die Herkunft seiner Weine auf ihre ganz eigene Art schmecken können soll. Deshalb arbeite er biologisch im Weinberg, deshalb lehne er jede Art von Monotonie im Weinberg ab. Deshalb favorisiere er den Gemischten Satz, der in seiner Vielfalt der Rebsorten auf ganz besondere Weise deren Herkunft reflektiere, mehr als es die einzelnen Rebsorten oder ein Jahrgang je könnten. Es sei der Gemischte Satz, der das Besondere seiner Böden, die zwischen Sand, Sandstein, Opok (verdichtetem Staublehm) und Kies wechseln, am deutlichsten hervorbringe, meint er. Dafür muß er kämpfen, wie damals gegen den Beton, denn die Lehrmeinung ist eine andere. Sie bevorzugt die einzelne Rebsorte. Doch er hat Argumente, der Gottfried Lamprecht, und die Zeit arbeitet für ihn.
So hat er sich über die Jahre zum profunden Exponenten des traditionellen gemischten Satzes gemacht. Trotzdem sollte man auch seine reinsortigen Weine nicht außer Acht lassen, denn der junge Steiermarker kümmert sich um Rebsorten, die dort lange heimisch waren und heute vergessen sind. Er sorgt dafür, daß sie wieder heimisch werden. Mit seinen vielfältigen und spannend »anderen« Weinen liefert er uns Facetten im Wein, die selten geworden sind, die unkonventionell sind im Sinne des Wortes, die vergessen sind durch den Lauf der Dinge. Er konfrontiert uns riech- und schmeckbar mit der Geschichte des Weines und der Geschichte seiner Region und er tut dies aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Gottfried Lamprecht fordert mit seinem »Handwerk des Gemischten Satzes« und das ist mutig und ein großer Verdienst in einer Zeit, in der Wein beschleunigt, banal, konform und wertlos geworden ist.
Gottfried Lamprecht erzählt, dass er, um überhaupt Wein machen zu können, »mit dem Kopf durch die Wand musste, durch eine sehr dicke Wand, durch eine Betonwand sogar, und die war auch noch recht massiv«. Der junge Winzer, der inzwischen über zehn Jahre Erfahrung im eigenen Betrieb gesammelt hat, wohnt und arbeitet nämlich in einer Ecke der Südoststeiermark, in der es kaum noch Weinbau gibt, weshalb dort kaum noch Pflanzrechte vergeben wurden. Ohne Pflanzrechte aber durfte man bis vor kurzem in der EU keine Weinreben setzen – außer zum Eigenbedarf natürlich, was Gottfried Lamprecht aber zu wenig gewesen wäre, um davon leben zu können.
Gottfried Lamprechts Familie betreibt in Markt Hartmannsdorf, etwa 30 Kilometer östlich von Graz, den »Herrenhof«, der seinen Namen dem Augustiner-Chorherrenstift Vorau verdankt, zu dem er lange gehörte. Die Chorherren betrieben dort, wie Gottfried nach entsprechenden Recherchen herausfand, auf immerhin elf Hektar Weinbau. Als der Herrenhof im 19. Jahrhundert in Privatbesitz überging, wurde der Weinbau aber aufgegeben und man widmete sich stattdessen dem Obstanbau.
Es war während seiner Ausbildung zum Winzer in Klosterneuburg, daß Gottfried Lamprecht auf die Geschichte seines Hofes stieß. Prompt kam er auf die Idee, dort wieder Weinbau zu betreiben. Doch die Bürokratie ist in Österreich keinen Deut besser als bei uns, und so begann eine Odyssee durch die Institutionen. Seinem harten Schädel verdankt Gottfried Lamprecht, den dicken Beton der österreichischen Verwaltungsbürokratie irgendwann doch durchbrochen zu haben, man schrieb das Jahr 2006. Der junge Winzer machte sich ans Werk. Doch statt den in der Steiermark so populären Sauvignon Blanc zu pflanzen oder zumindest Morillon, wie der Chardonnay dort heißt, setzte er Pinot Noir. Das Kopfschütteln, das der damals noch unerfahrene Jungwinzer bei seinen Kollegen in der Nachbarschaft hervorrief, kann man sich vorstellen. »Der spinnt, der Lamprecht«, hieß es und er wurde ob seiner Fehlentscheidung milde belächelt. Doch Gottfried Lamprecht hatte sich kundig gemacht und herausgefunden, dass Pinot Noir die älteste in der Steiermark angebaute rote Rebsorte war, gefolgt von St. Laurent und Blaufränkisch, sowie der ungarischen Kadarka. All diese Sorten finden sich heute in seinem roten Gemischten Satz vom Buchertberg, der Lage, die ihn bekannt gemacht hat. Gottfried war klar, dass er mit einem weiteren Sauvignon Blanc kaum die Aufmerksamkeit würde erzielen können, die es ihm erlauben würde, seinen jungen Betrieb am Leben halten zu können.
Gottfried Lamprecht hat sich bewußt abgesetzt, hat stets sein eigenes Ding gemacht. Seine Weine sind konzeptionell radikal anders, auf hohem, mutig eigenständigem Niveau. Vermutlich hat sich niemand in der Steiermark so intensiv mit den ursprünglichen Sorten der Region auseinandergesetzt wie er. Kein anderer, das steht fest, hat sie wieder angepflanzt. So stehen in seinem Weinberg zahlreiche Rebsorten, die er zum weißen, aber auch zum roten Gemischten Satz verarbeitet, wenn er sie nicht sortenrein ausbaut.
In der Vielzahl dieser Rebsorten versucht Gottfried Lamprecht den Geschmack seiner Lage am Buchertberg, vor allem aber auch die Geschichte des südosteuropäischen Raumes, abzubilden. Als Reaktion auf den Klimawandel hat er in den letzten Jahren viele alte, teilweise in Vergessenheit geratene Rebsorten Südosteuropas neu gepflanzt, die in milderem Klima als in der Steiermark zu Hause sind. Deshalb, so hofft er, könnten sie besser mit dem Wandel zurechtkommen. Er baut dabei auf alte Traditionen, denn es sind viele Rebsorten dabei, die immer schon Teil der regionalen Weinkultur ware. Im gemischten Satz, der ältesten Form des Weinbaus, sieht er die Möglichkeit, die Lage, den prägenden Boden, das Klima, das Kleinklima, aber auch die Gesamtheit seiner Lage prägnanter interpretieren zu können, als ihm das mit der einen Rebsorte und deren Sortentypizität möglich wäre.
Der Buchertberg weiß wurde zu seinem Vorzeigewein. Das Etikett hat er, wie alle anderen auch, selbst gestaltet. Seine eigene Herkunftsbezeichnung »Appellation Buchertberg Contrôlée (ABC)« hat er erfunden, weil es ihm auf die Herkunft seiner Trauben ankommt. Und die Fässer, in denen sein Wein reift, sind aus Holz vom eigenen Grund. Der Gottfried Lamprecht ist ein störrischer Freigeist, der so konsequent wie kompromißlos ans Werk geht. Statt auf den steirischen Mainstream hat er auf den alten Gemischten Satz gesetzt, wie es ihn vor der Reblaus und den Kultur zerstörenden Flurbereinigungen gab. Seine bestehen heute aus Weiß- und Gauburgunder, aus Morillon und Riesling, aus Furmint, Gutedel, Rotgipfler, Zierfandler und Adelfränkisch, sowie aus weißem, rotem und blauem Heunisch, aus Orléans und Juhfark und er hat den ungarischen Hárslevelü ebenso gepflanzt, wie, ständig um neue ergänzt, osteuropäische Rebsorten.
Gottfried Lamprecht ist seiner Heimat zutiefst verbunden, wie er immer wieder betont. Aus dem Inneren heraus betreibt er deshalb seine ganz eigene Form des biologischen Weinbaus, die er »Freestyle Winegrowing« nennt. Ihm liege das Esoterische nicht so, meint er, er wolle aber unbedingt, daß man die Herkunft seiner Weine auf ihre ganz eigene Art schmecken können soll. Deshalb arbeite er biologisch im Weinberg, deshalb lehne er jede Art von Monotonie im Weinberg ab. Deshalb favorisiere er den Gemischten Satz, der in seiner Vielfalt der Rebsorten auf ganz besondere Weise deren Herkunft reflektiere, mehr als es die einzelnen Rebsorten oder ein Jahrgang je könnten. Es sei der Gemischte Satz, der das Besondere seiner Böden, die zwischen Sand, Sandstein, Opok (verdichtetem Staublehm) und Kies wechseln, am deutlichsten hervorbringe, meint er. Dafür muß er kämpfen, wie damals gegen den Beton, denn die Lehrmeinung ist eine andere. Sie bevorzugt die einzelne Rebsorte. Doch er hat Argumente, der Gottfried Lamprecht, und die Zeit arbeitet für ihn.
So hat er sich über die Jahre zum profunden Exponenten des traditionellen gemischten Satzes gemacht. Trotzdem sollte man auch seine reinsortigen Weine nicht außer Acht lassen, denn der junge Steiermarker kümmert sich um Rebsorten, die dort lange heimisch waren und heute vergessen sind. Er sorgt dafür, daß sie wieder heimisch werden. Mit seinen vielfältigen und spannend »anderen« Weinen liefert er uns Facetten im Wein, die selten geworden sind, die unkonventionell sind im Sinne des Wortes, die vergessen sind durch den Lauf der Dinge. Er konfrontiert uns riech- und schmeckbar mit der Geschichte des Weines und der Geschichte seiner Region und er tut dies aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Gottfried Lamprecht fordert mit seinem »Handwerk des Gemischten Satzes« und das ist mutig und ein großer Verdienst in einer Zeit, in der Wein beschleunigt, banal, konform und wertlos geworden ist.
Pöllau 43 | 8311 Markt Hartmannsdorf | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG
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