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Begrünung


Unter der Begrünung des Weinbergs versteht man die Pflege und den Aufbau des Bodens durch gezielte Einsaaten zwischen den Rebzeilen. Dabei unterscheidet man zwischen der Kurzzeitbegrünung für gezielte Gründünung (Stickstoff und Phosphor) und einer mehrjährigen oder dauerhaften Dauerbegrünung zur langfristigen Förderung der Bodengesundheit und des Bodenlebens.

Gezielt eingesäte Weinbergsbegrünung dient vielen Zwecken:

- Stabilisierung des biologischen Gleichgewichts im Weinberg durch Erhöhung der Artenvielfalt (Biodiversität)

- Pufferung von Stickstoffschüben

- langfristige Bodendurchwurzelung und natürlichen Humusproduktion

Schutz vor Bodenverdichtung durch Versinterung der Böden durch Trockenheit oder zu viel Wasser

- gezielten Wachstums-Konkurrenz zur Rebe, um deren Wachstum »mager« zu halten, um auf diese Weise niedrigen Ertrag mit kleinen, hocharomatischen Beeren mit gesunden, dicken Beerenschalen zu erzielen

- Wasserhaushaltsregulierung in feuchten Jahren, um das Wasser in das Wachstum der Begrünung zu lenken und nicht in das vegetative Wachstum der Rebe

- Wasserhaushaltsregulierung in trockenen Jahren, weil die Begrünung dann den Tau »einfängt«, der der Mykorrhiza in lebendigen Böden erstaunliche Mengen mikroskopisch verfügbaren Wassers zur Verfügung stellen kann und so Trockenstress der Reben verhindern hilft

- natürliche und vor allem kostenlose Versorgung von Boden und Rebe mit dem nötigen Stickstoff für Photosynthese und Rebwachstum und dem Sauerstoff für das Bodenmikrobiom, das die Rebe mit den für gesundes Traubenwachstum existentiell notwendigen Spurenelementen Kalium, Eisen, Schwefel, Bor, Phosphor, Mangan, Magnesium, Zink, Stickstoff und Wasser über eine funktionierende Mykorrhiza versorgt

- Erosionsschutz gegen Wind und Wasser und schließlich als entscheidendes Mittel, um Boden aufzubauen, statt ihn, wie im konventionellen Weinbau, nur abzubauen und auszubeuten

Begrünung als hochkomplexes natürliches System zur Steuerung der Rebphysiologie, der Bodenmorphologie und des vegetativen und generativen Wachstums von Rebe und Traube.

Insofern steht eine derart gezielte und fachkundig betriebene Begrünung für den größtmöglichen Unterschied im Weinbau, denn sie hängt von zahlreichen komplex miteinander vernetzten Faktoren ab, will also kompetent und gezielt praktiziert sein über gezielte Bepflanzung mit Nutzpflanzen, aber auch durch aufbrechen und untermulchen zu einem für die Rebphysiologie sinnvollen Zeitpunkt. Dieses Können und Wissen im Zusammenspiel mit der Natur findet man nur bei besonders ambitionierten und engagierten Bio- und Biodynamikwinzer:innen. Die konventionell wirtschaftenden Winzer:innen haben davon keine Ahnung. Es interessiert sie auch nicht, sie vertrauen schließlich den Rezepten der Agrarchemie. 

Es verwundert also nicht, dass es auch Gegner:innen der Begrünung gibt. Sie verweisen z. B. gerne auf eine verschärfte Wasser- und Stickstoffkonkurrenz zur Rebe. Das sind Winzer:innen, denen es um Ertrag und Menge, nicht aber um Qualität geht. Größter Blödsinn ist ihr regelmäßiger Verweis auf Erosionsprobleme durch Begrünung im Steillagen-Weinbau. Auch hier geht es nur um Wirtschaftlichkeit und um Rendite, verschwiegen wird in dem Zusammenhang stets die eigene Unfähigkeit. Es gibt schließlich zahlreiche Beispiele begrünten Steillagenweinbaus, die grandiose Qualitäten liefern, die Kosten und Aufwand allemal einspielen. Die Erosion in mit Glyphosat »sauber« gehaltenen Steillagen durch Ausschwemmung ist dagegen dramatisch, der Bodenabbau katastrophal und die Kosten, um Flüsse, Bäche und Straßen von der wertvollen ausgewaschenen Krume zu befreien, die dann wieder in den Weinberg transportiert werden muss, stehen für den Irrsinn einer völlig kranken Agrarchemie-Landwirtschaft, der noch immer viele (auch sehr bekannte und renommierte) Winzer:innen unbeirrt folgen.

Gut, dass sich die Begrünung inzwischen nicht nur im biologischen Weinbau, sondern auch unter Winzer:innen, die anspruchsvolle Weine produzieren wollen, weitgehend durchgesetzt hat. Ob sie dort nur als Gras oder als gezielt sinnvolle Einsaat steht, tut der Sache keinen Abbruch.

Wer die Weinberge aber heute noch flächendeckend per Herbizid »sauber« hält (was als »nicht fachkundige Ausbringung« verboten ist) darf eigentlich keine Kund:innen mehr finden. Also Leute: Wenn ihr das nächste Mal zu eurem Weingut fahrt, geht bitte mit in den Weinberg und lasst euch dort das »Unkraut-« oder Begrünungsmanagement erklären und handelt dann entsprechend. Der Unterschied zwischen Bodenaufbau durch Begrünung und Bodenabbau durch Herbizide sollten bei allen bekannt sein, die sich mit Wein beschäftigen.


© K&U