Biodiversität
Weine, wie wir sie suchen und anbieten, sollen im Einklang mit der Natur entstehen. Das sagt sich so leicht, ist aber enorm komplex, weil nur mit profunder Interdisziplinarität zu ergründen und zu verstehen. Wir haben uns deshalb in den letzten Jahren intensiv mit dem brandaktuellen Thema »Mikrobiome« beschäftigt, das uns fast schon zwangsläufig zum großen und wahrlich brennenden Thema »Biodiversität« geleitet hat. Es ist in der Folge zum zentralen Anliegen unseres Konzeptes »Wein radikal anders« geworden.
Was versteht man unter Biodiversität?
Unter Biodiversität versteht man 1. die biologische und natürliche Artenvielfalt im Großen wie im unsichtbaren Kleinen, 2. die genetische Vielfalt in all ihren Verästelungen und 3. die hochvernetzte Vielfalt der Ökosysteme Wasser, Wiesen, Wälder, Wüsten und Meer.
Durch den global rasant wachsenden Ressourcenverbrauch, vor allem aber durch intensiven Düngemittel- und Pestizideinsatz und viele weitere negative Einwirkungen auf das komplexe Naturgeschehen ist die biologische Vielfalt insgesamt enorm reduziert worden. Jedes Jahr sterben zahlreiche Arten aus. Worüber kaum gesprochen wird ist die alarmierende, erst durch jüngste Mikrobiom-Forschung zunehmend belegbare Tatsache, dass die genetische Vielfalt im Saatgut, in Gemüse und Obst so verarmt ist, dass sie bereits massiven Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Wie genau, wird Gegenstand weiterer Forschung sein müssen. Unbestritten ist aber die Tatsache schon heute.
Ganze Lebensräume, wie die für das Weltklima so wichtigen Regenwälder, die Welt der Gletscher, die Arktis und Antarktis sowie unsere Ozeane, stehen in ihrer komplexen biologischen Diversität auf dem Spiel. Dank des Aufstiegs und unkontrollierten Einflusses weniger globaler Agrochemie-Konzerne haben sich in den letzten rund 150 Jahren aus einstmals kleingliedriger, genetisch bunter, biologisch hochdiverser und deshalb gesunder Land- und Weinwirtschaft weltweit uniforme, biologisch verödete, genetisch katastrophal verarmte und deshalb in höchstem Maße krankheitsanfällige Monokultur-Systeme im gesamten Agrarsektor, egal auf welchem Kontinent, entwickelt.
Weshalb ist Biodiversität wichtig?
Die Antwort klingt so einfach: Agrar-Ökosysteme mit hoher biologischer und genetischer Vielfalt erweisen sich als sehr viel robuster gegen Bedrohungen von außen (Viren, Pilzbefall und andere Krankheitserreger), die das unkontrollierte Bevölkerungswachstum mit seinem Eindringen in immer mehr Grenzbereiche der Natur sowie der Klimawandel zunehmend auslösen bzw. fördern. Sie sorgen für natürliche Bodenfruchtbarkeit, regulieren bzw. widerstehen Schadorganismen, reduzieren bzw. verhindern Erosion, speichern CO2, besitzen hohe Wasserspeicherkapazität und leiten und reinigen das Oberflächenwasser; sie tragen zur Bestäubung wichtiger Kulturen bei und machen ihre genetische Vielfalt vom Mikrobiom des Saatgutes bis zum aktiven Bodenleben zur wichtigsten Ressource der Agrarwirtschaft.
Die weltweite Fläche aktiver, lebendiger, für die Ernährung der Weltbevölkerung überlebensnotwendiger Ackerböden nimmt ständig ab. Es ist deshalb absehbar, dass schon bald gesunde Agrarböden teuer gehandelt werden. Nicht umsonst kaufen große Industriekonzerne seit ein paar Jahren auf der ganzen Welt in riesigem Maßstab nutzbare Agrarflächen, die sie später teuer zu verpachten gedenken. Dies hat dafür gesorgt, dass die Preise für Ackerland, auch bei uns in Deutschland, bereits so gestiegen sind, dass kleinere Betriebe es sich nicht mehr leisten können, Ackerland zu kaufen. Dieses sogenannte »Land Grabbing« als Investment Einzelner müsste deshalb im Interesse Aller politisch untersagt werden.
Biodiversität im Weinbau
Im engagierten Weinbau fördert man die Biodiversität, in dem man gezielt die Monokultur der Rebflächen aufzubrechen versucht. Das beginnt beim Pflanzen der Reben. Moderne Rebzucht sterilisiert und zertifiziert die Reben auf garantierte Reblausfreiheit. Sie sind dadurch ihres natürlichen Mikrobioms beraubt, sind steril, genetisch verarmt und deshalb krankheitsanfällig. Wenige Rebzüchtungen in Europa stellen das Pflanzmaterial für alle. Uniforme Monokultur beginnt hier. Die Ausnahme bilden alte autochthone, also ausschließlich regional verwurzelte Rebsorten, die noch alte Genetik in sich tragen, sowie uralte Reben wie an der Saar oder in Kalifornien, die oft noch wurzelecht sind oder als gemischter Satz in bunter genetischer Vielfalt die Jahrhunderte überstanden (wir widmen uns nicht umsonst diesen beiden Themen so intensiv in unserem Programm).
Winzer:innen mit Weitblick, von denen es leider, zumal in Deutschland, noch viel zu wenige gibt, sorgen für biologische Diversität durch ökologische Ausgleichsflächen in Form von Magerwiesen, Heideland, Biotopen, Wasserflächen, Trockensteinmauern, etc. oder sie pflanzen nach genauen Vorgaben Kilometer von Hecken um ihre Weinberge, vor allem aber in ihren Weinbergen, sowie schattenspendende regionale Baum- und Obstbaumarten. Dieser sogenannte Agroforst-Weinbau dient vor allem dazu, durch Mykorrhiza-Netzwerke die symbiotische Nährstoff- und Wasserversorgung der Reben sicherzustellen.
Biodiverse Weingärten erkennt man an artenreich begrünten Böden und biodiversen Hotspots wie Bäumen, Kräuterinseln, Gemüsebepflanzung und Beerenbüsche sowie Holz- und Steinhaufen in und um deren Rebzeilen. Ziel ist ein lebendiges Habitat für eine maximal vielfältige Flora und Fauna. Schmetterlinge, Vögel, Insekten und Reptilien im Weinberg, sowie nicht sichtbare Myriaden von Lebewesen im Boden können einen lebendigen Weinberg zu einem stabilen, sich weitgehend selbstregulierenden Ökosystem machen, das ohne Bewässerung auskommt, das Hitze und Trockenheit problemlos widersteht, das dabei deutlich verminderten Pilzdruck erlebt, das dann zwar niedrigere, dafür aber über Jahre stabile Erträge liefert und so ohne Stressfaktoren Weine hervorbringt, die sich geschmacklich von konventionellen Weinen erstaunlich grundsätzlich in Stil und Charakter unterscheiden.
Sie können, das beweisen unsere Winzer:innen seit Jahrzehnten, problemlos auf der natürlich wilden Umgebungshefe »spontan« vergären, und in der Folge auf die vielen üblichen »korrigierenden« Eingriffe und Zusatzstoffe der Industrie verzichten. Das ist der wesentliche und mühelos schmeckbare Unterschied zu konventionell produzierten Weinen, die ohne die Zusatzstoffe der moderne Kellerwirtschaft nicht auskommen: Hier der technisch planbare, stilistisch uniforme Wein, der die Erwartungen und Gewohnheiten des Verbrauchers klischeehaft erfüllt, dort der charaktervolle, gänzlich anders riechende und schmeckende Wein mit deutlich erkennbarem Herkunftscharakter, der sich als erstaunlich sauerstoffstabil erweist, obwohl er kaum geschwefelt werden musste. Mehr als nur eine Stilfrage...
Mit der Natur entsteht der bessere Wein
Im konventionellen Anbau nimmt selbst auf renommierten und berühmten Weinlagen die Aromenqualität der Trauben mit den Jahren ab, weshalb oft schon nach wenigen Jahrzehnten neu gepflanzt werden muss. Zugleich nimmt die Krankheitsanfälligkeit der Reben zu, es braucht ständig neue Pestizide, vor allem aber braucht es permanenten Düngemitteleinsatz, der enorme Umweltprobleme durch Nitrateintrag verursacht. Die Weinwelt ist gespalten, was kaum wahrgenommen und kommuniziert wird. Journalismus und Handel tun nach wie vor so, als brachte die konventionelle Bewirtschaftung die gleichen Qualitäten hervor, wie die engagierten Bio- und Biodynamikwinzer:innen dieser Welt. Es fehlt ihnen ersichtlich an Kriterien, um die Unterschiede in Worte fassen zu können.
Viele konventionell wirtschaftende Weingüter denken nicht daran, nachdenken zu wollen oder gar vermeintlich bewährte Dinge zu ändern. Erfreulicherweise tut sich aber doch etwas. Immer mehr Winzer:innen, vor allem junge, beginnen ihren Weinbau grundsätzlich zu hinterfragen. Sie entdecken ökologische Zusammenhänge und besinnen sich auf die natürlichen Grundlagen der Qualität ihrer Weine, die ihnen den teuren Griff in die Trickkiste der modernen Önologie ersparen. Dabei basiert das zentrale Prinzip qualitätsorientierten Weinbaus stets auf der gezielten Förderung der Biodiversität in jeder nur erdenklichen Hinsicht. Der Weinberg insgesamt wird dabei als komplexes Ökosystem begriffen, dessen sensibles Gleichgewicht durch das Zusammenwirken von biologischer und genetischer Vielfalt angestrebt wird. Schmetterlingsarten, Käfer, Wildbienen und Vögel sowie natürlich vorkommende Wildpflanzen dienen dabei als Indikator für ein sich einstellendes Gleichgewicht zwischen Rebe und Umgebung. Die Voraussetzung für ein stabiles Ökosystem im Weinbau ist aber ein biologisch aktives, gesundes Bodenleben. Seine Biodiversität im sichtbaren Großen wie im unsichtbaren Kleinen (»The hidden half of nature«) ist der entscheidende Faktor für die Widerstandsfähigkeit der Rebe und die Entfaltung eines authentischen Herkunftscharakters im fertigen Wein.
Das Bodenleben als Grundlage
Die meisten konventionell wirtschaftenden Winzer betrachten ihre Reben als einen Mechanismus, der NPK-Dünger (Stick-Phosphor-Kalium) in Traubensaft übersetzt und dabei noch Spurenelemente aus totem Gestein zieht, was sie dann »Mineralität« nennen. Lüge, Märchen, Illusion.
Doch die Rebe ist ein komplexer Organismus (man beschäftige sich nur mal mit der Faszination der Photosynthese). Sie kann sich nur in Symbiose mit anderen Organismen entfalten und behaupten. So wird z. B. die Energie, die eine Rebe durch Photosynthese gewinnt, nicht nur für das Wachstum von Blättern, Früchten, Zweigen und Wurzeln aufgewendet, sondern geht zu etwa 30 % in die Produktion von Wurzelexsudaten. Das sind z. B. Zucker und Aminosäuren, die in gesundem Boden bis zu 1 Milliarde Mikroorganismen (in mehr als 60.000 Arten, vor allem Bakterien, Pilze, Protozoen und Nematoden) mit Nahrung versorgen. Sie liefern der Rebe im Tausch gegen Kohlenhydrate wichtige mineralische Nährstoffe, Wasser und Schutz vor Parasiten.
Wird dieses faszinierend komplexe, unglaublich artenreiche, erst vor wenigen Jahren überhaupt entdeckte Netzwerk von Mikroorganismen (das sogenannte »Bodennahrungsnetz« oder »Mikrobiom des Bodens«) in der Rhizosphäre der Pflanzen - also in dem Bereich des Bodens, der unmittelbar von den Pflanzenwurzeln beeinflusst wird - durch Herbizide, Pestizide, Mineraldünger und falsche oder mangelhafte Bodenbearbeitung zerstört oder geschwächt, gerät das gesamte biologische und physiologische System der Rebe ins Ungleichgewicht. Dann ergeben sich entsprechende Folgen für den Verlauf des Wachstums und die Reife der Trauben, sowie deren Gehaltes an Nährstoffen, die für Start und Verlauf der Gärung entscheidend sind.
Das sind die dramatischen, kaum publizierten Folgen der Ausbringung von Glyphosat und synthetischem Dünger: erhöhte Anfälligkeit gegenüber Parasiten und Pathogenen (z.B. Nematoden und Mehltau), verminderte Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen (insbesondere Wasser- bzw. Trockenstress), sinkende Lebenserwartung der Rebe (die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 100 Jahre und mehr!), sowie Verlust der aromatischen und strukturellen Qualität des Weines.
Tatsache ist, dass interessante, anspruchsvolle Weine mit dem unverwechselbaren Charakter ihrer Herkunft nur entstehen können, wenn die Rebwurzeln durch die symbiotische Vernetzung mit möglichst vielfältiger Bodenfauna ihr Nährstoffsystem mit optimaler Nährstoffvielfalt versorgen können. Dazu müssen im Boden die Voraussetzungen für stabilen Nährstofftransport chemisch, biologisch und physikalisch gegeben sein. Regenwürmer, Arthropoden, Bakterien und Pilze brauchen stetigen Nachschub organischer Materie (Blätter, Halme, Zweige, Äste, Wurzeln, Knochen, Exkremente, Fleisch, Exudate), um leben zu können. Sie zersetzen sie, speichern sie und stellen sie dem Boden zur Verfügung. Wo diese Nahrungsgrundlage fehlt, weil der Boden blank gespritzt, gepflügt, kontaminiert und deshalb verdichtet bzw. tot ist, beginnt das Bodenleben abzusterben. Es kommt zum Abbau von Bodenmasse durch Wasser- und Winderosion, der Boden verändert sich von der CO2-Senke zur CO2-Quelle. Um die Bodenaktivität zu fördern, braucht es also die Vielfalt verschieden tief und weit wurzelnder Pflanzen, deren Inhalts- und Nährstoffe und Lebenszyklen den Boden das ganze Jahr über versorgen und stimulieren. Aus diesem Grund sind neben der Hauptkulturpflanze des Rebstocks zahlreiche Begleitpflanzen nötig (nicht nur die übliche Pseudobegrünung mit Gras), die nicht nur den Boden bedecken und oberflächlich schützen, sondern vor allem, wie oben beschrieben, dem Aufbau von Humus (organischer Masse) dienen. Der wesentliche, mit bloßem Auge auch für den Laien erkennbare Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Bewirtschaftung.
Stabilisierung des Ökosystems Weinberg
Förderung der Biodiversität bedeutet immer Reaktivierung der Böden. 90 % aller Arten leben im Boden. In einem Gramm gesunden Bodens lassen sich bis zu 1 Milliarde Mikroorganismen in bis zu 60.000 Arten nachweisen. Als Bindeglied zwischen den Habitaten unter und über der Erdoberfläche dienen Pflanzen, die über und unter der Erde vielfältige Partnerschaften mit ihrer Umgebung pflegen. So wie sie zur Bestäubung die Hilfe von Wind oder Insekten benötigen, brauchen sie zur Verteidigung gegen ihre natürlichen Feinde die Partnerschaften mit Nützlingen. Je größer die Pflanzenvielfalt ist, desto größer ist auch die Vielfalt der angelockten Insekten, Vögel, Reptilien usw., die sich durch Konkurrenz gegenseitig regulieren.
Wird jedoch in Monokulturen wie dem Weinberg die pflanzliche Vielfalt zerstört, findet mit der Zeit eine Negativselektion von Bakterien, Pilzen, Insekten usw. statt. Es finden dann nur noch diejenigen Tierarten Lebensraum, die auf der einen verbliebenen Kulturpflanze ihre Nahrungsgrundlage haben. Da ihre natürlichen Feinde aufgrund der einseitigen Förderung der Kulturpflanze keine Lebensgrundlage mehr haben, können sich die wenigen, an die Monokultur angepassten Arten ungehindert vermehren und sich dadurch zu Schädlingen und Massenplage auswachsen.
Pestizid- und Insektizidspritzungen helfen nur kurzfristig, da sie die Negativselektion verstärken. Deshalb müssen ständig neue und höher dosierte Mittel eingesetzt werden. Dieses sogenannte »Resistenzmanagement« stresst die konventionelle Landwirtschaft inzwischen mehr, als ihre eigentliche Aufgabe.
Man kann es nicht oft genug sagen: Es ist erwiesen, dass durch entsprechende Biodiversität im Weinberg nicht nur der Schädlingsbefall durch die Förderung natürlicher Antagonisten eingedämmt, sondern auch die Eigenabwehr der Reben spürbar gestärkt wird.
Auch das Problem der Wasserversorgung der Rebe lässt sich dadurch ohne zusätzliche Bewässerung auf natürliche Weise lösen. Dabei hat sich neben der Einsaat artenvielfältiger Begrünung zwischen den Reben vor allem die Anpflanzung von Sträuchern an den jeweiligen Zeilenenden, wo sie die Arbeitsabläufe kaum beeinträchtigen, mehr noch aber von einheimischem Gehölz wie Hecken, Sträuchern und Bäumen in den Rebzeilen für Schmetterlinge und andere Insekten, für Nistplätze und zur Förderung der Wurzelsymbiosen bestens bewährt. Vor allem Hecken gelten als biologische Hotspots. Sie eignen sich als Korridore zur Vernetzung ökologischer Flächen, bremsen als natürliches Hindernis die Ausbreitung von Schadpilzen und sorgen unterirdisch für spürbar verbesserte Wasserprofile.
Bäume im Weinberg haben sowohl für Vögel als auch für Insekten und andere Tiergruppen enorm hohe Anziehungskraft, sie fördern dauerhaft die Wiederbesiedlung ökologischer Habitate. Zudem fungieren einzeln in den Weinbergen stehende Bäume als Sporenfänger, von wo aus sich Hefen und andere Pilze im Weinberg ausbreiten können, was nicht nur nachweislich größere Vielfalt an natürlichen Hefen bedingt, sondern vor allem auch Konkurrenz für Schadpilze. Diese Agroforst-Bepflanzung klingt nicht nur sehr vielversprechend, ihre beschriebenen Effekte werden aktuell erforscht und sind bereits bewiesen. Trotzdem ist sie Zukunftsmusik, denn es sind leider nur ganz wenige Weingüter, die es wagen, den Herausforderungen unserer Zeit durch konsequent betriebene Biodiversitäts-Projekte zu begegnen. Wir suchen sie wie die Stecknadel im Heuhaufen.
Durch intelligenten Einsatz der beschriebenen Ressourcen und Stoffströme könnten sowohl im Weinbau als auch in der Landwirtschaft entscheidende Beiträge zum Schutz von Umwelt, Klima und Biodiversität geleistet werden. Ohne an Produktivität zu verlieren! Das zeigen kürzlich veröffentlichte Langzeitstudien über 25 Jahre aus Nord- und Südamerika, die beweisen konnten, dass die Produktivität im regenerativen Landbau zwar grundsätzlich niedriger ist, sich über lange Zeiträume aber als stabiler und damit ähnlich produktiv erweist, als im konventionellen Landbau, der mit doch erheblichen Instabilitäten in der Produktivität zu kämpfen hat. Das schlechte Image der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wäre auf diese Weise einfach zu reparieren. Die immer wieder als Gegenargument angeführten höheren Kosten des biologischen Anbaus für den höheren Arbeitsaufwand können nachweislich durch Einsparungen für Dünge- und Pflanzenschutzmittel weitgehend ausgeglichen werden. Die Kosten für Pflanzenschutzmittel und Dünger im konventionellen Anbau liegen bei etwa 150 €/ha. Die Motivation, in einem Weinberg mit entsprechender Biodiversität tätig zu sein, könnte die Arbeitsmoral und Verantwortlichkeit steigern, von der Gesundheit ganz abgesehen.
Die ästhetische und ökologische Qualität der Weinberge könnte als immer wichtiger werdendes Marketingargument genutzt werden, und schließlich könnten auch die Winzer:innen wieder mit Stolz und Selbstbewusstsein ihr Metier betreiben. Die Partnerschaft mit der Natur sorgt für geringere Kosten in der Kellerwirtschaft, bringt deutlich bessere, natürlich charaktervolle Weine und beschert ihnen, wenn sie alles richtig machen, die Anerkennung einer zwar wählerischeren, dafür aber auch anspruchsvolleren Kundschaft.
Weiterführende Literatur können Sie gerne bei uns erfragen. Wir schicken Ihnen dann entweder Links zu entsprechenden Publikationen oder Buchempfehlungen.
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