Bodenverdichtung


Verdichtete Böden entstehen im Weinberg je nach Bodenstruktur und Bodenformation durch natürliche Prozesse wie Einlagerungs- und Einsackungsvorgänge, z. B. durch Feuchtigkeit oder Erosion. Viel häufiger aber verdichten Weingüter selbst ihre Böden durch Befahren während der Bearbeitungs- und Pflegemaßnahmen im Weinberg und - weit weniger beachtet, in der Wirkung aber weitaus schlimmer - durch Spritzmittel wie Glyphosat, das die Böden im Zusammenspiel mit den dann benötigten synthetischen Düngemitteln, auf verheerende Weise nachhaltig verdichtet. Solche Böden sehen aus wie Betonpisten. Es sollte weniger über die krebserregende Wirkung von Glyphosat diskutiert werden, als darüber, wie es die Böden auf der ganzen Welt nachhaltig durch Bodenverdichtung zerstört, mit zahlreichen weiteren Konsequenzen wie z. B. Erosion durch Wind, die kaum oder nur von Spezialisten wahrgenommen und diskutiert werden.

Verdichtete Böden stören und behindern die Belüftung, Durchwurzelung und Wasseraufnahmefähigkeit der Rebe. Dadurch kann es zur Verringerung bzw. Vernichtung der Humusbildung im Boden kommen, Boden wir in der Konsequenz ab- statt aufgebaut, die Nährstoffaufnahme der Rebe wird behindert, die Neigung zu Staunässe nimmt zu und Nährstoffmangel und Rebkrankheiten können die Rebe nachhaltig schädigen. In Trockenperioden kann es zu Wasserstress (Unreife und Bitterkeit im Wein), in Nässeperioden zu Erosion und Chlorose (Reifeprobleme) kommen.

Die biologische bzw. biodynamische Weinbergsbewirtschaftung bearbeitet die Böden gezielt und sehr bewusst anders als der konventionelle Weinbau, der Bodenbearbeitung kaum praktiziert, sodass bestimmte Mangelerscheinungen und Rebkrankheiten bei Bio-Weingütern kaum auftreten oder schon im Ansatz erkannt und per Bodenbearbeitungsmaßnahmen behandelt werden können.


Ohne Bio wird es lebendigen Boden in Zukunft kaum noch geben

Die durch intensiven Glyphosat- und Düngemitteleinsatz nachhaltig verdichteten und damit weitgehend aus der natürlichen Balance gebrachten Böden der konventionellen Landwirtschaft und des konventionellen Weinbaus sind weder in der Lage, Wasser zu halten, noch können sie die Rebe von sich aus mit den benötigten natürlichen Nährstoffen aus dem Boden versorgen. Ihre dafür notwendigen Mykorrhiza-Kulturen sind zerstört. Deshalb kommt es im konventionellen Weinbau zu zwangsläufigem Nährstoffmangel durch Bodenverdichtung, mangelnde Bodengare, zerstörte Bodenbiologie und -morphologie.

Durch den Klimawandel bleiben die früher so wichtigen Landregen, die oft über mehrere Tage die Böden so mit Wasser versorgten, dass diese das Wasser aufnehmen, halten und schließlich versickern lassen konnten, aus. Heute gehen unwetterartige Regengüsse mit vielen Litern pro qm auf Böden nieder, die keinerlei Wasserhaltevermögen mehr besitzen; es kommt zu Erosion der besten Krume; Bodenverdichtung durch Feuchtigkeit aufgrund mangelnder Bodengare; und wenn es dann, nach den Regengüssen, warm wird, zu betonartiger Verhärtung der Bodenoberfläche, weil Krume und Gare nicht fachgerecht vorhanden sind, was zu entsprechenden Wachstums- und Ertragsproblemen führt, die man mittels synthetischer Düngung wieder zu kompensieren versucht, was zu weiterer Verdichtung führt. Traurige, beängstigende Realität im modernen Agrarindustrieweinbau, der nicht zu merken scheint, dass er nicht nur wegen oben beschriebener Phänomene, sondern auch wegen kaum noch beherrschbarer Resistenzen gegen immer häufiger zu wechselnde und einzusetzende Spritzmittel, langsam aber sicher an die Wand fährt. 

Im Biolandbau nehmen die Böden, sofern sie lebendig weil entsprechend bearbeitet sind, das Wasser sicht- und fühlbar anders auf. Biologisch bewirtschaftete Böden besitzen entsprechende Gare und Morphologie der Krume, dort sorgen Knöllchenbakterien, die sogenannte Mykorrhiza, selbst in extremen Trockensituationen für homöopathische, aber ausreichende Wasser- und Nährstoffversorgung. Deshalb wirken hochwertige Bio- und Biodynamik-Weine von Winzer:innen, die ihre Arbeit im Weinberg beherrschen, so entspannt »anders« im Mundgefühl. Sie erzielen zwar niedrigere Erträge, aber tun dies sehr viel konstanter, also unabhängig vom Witterungs-Einfluss des Jahrgangs, und die Qualität ihrer Beeren ist in aller Regel gesünder, stabiler und frei von Mykotoxinen (für die die EU ob ihrer cancerogenen Giftigkeit bereits Grenzwerte im Wein diskutiert), weil in ihren Böden meist weit weniger oder kein Fusarien aktiv sind. Der Boden, ein weites Feld.


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