Die Codierung von Schaumweinen und Champagner


In einer Welt der Intransparenz, vor allem im Wein, der als einziges Lebensmittel der Welt keinen seiner zahllosen erlaubten, oft allergierelevanten Zusätze deklarieren muss, offeriert ausgerechnet die Champagne eine Codierung, die die Möglichkeit gibt, qualitative Auswahlkriterien beim Champagner-Erwerb anzuwenden.

Über zwei sehr kleine Buchstaben, die jedes Champagner-Etikett (meist am Rand) tragen muss, erfährt man, ob man gerade anonyme Handelsware, eine Genossenschaftsabfüllung oder die persönliche Erzeugerabfüllung eines Winzers kauft. 

Über die Zuckerdeklaration bekommt man sogar ein Qualitätskriterium an die Hand; denn  je trockener ein Champagner ist, umso besser muss sein Grundwein gewesen sein, und umso sorgfältiger muss dieser gekeltert und ausgebaut worden sein und umso weniger musste er kosmetisch manipuliert werden.

Eine Codierung derart qualitativer Aussage ist in der Welt des Weines einmalig. Wenn man dann noch alle weiteren Qualitätsmerkmale, die für die Produktion eines Champagners von der Traube bis auf die Flasche vorgeschrieben sind, in Betracht zieht, wird Champagner im Weinbereich zum qualitativ transparentesten Produkt. Zumal viele der neuen engagierten Betriebe in der Champagne nicht nur die Herkunft ihrer Trauben auf dem Etikett deklarieren, sondern auch den Schwefelgehalt, das Degorgierdatum und die Art des Ausbaus. Bravo, kann man da nur sagen. Vertrauensbildende Maßnahmen, die nur noch übertroffen würden durch den generellen Verzicht auf Pestizide. Zukunftsmusik.


Hier die Bedeutung jener Codierungen, die Sie auf jedem Etikett einer Champagnerflasche finden:

Nach der Herkunft:

NM: Négociant Manipulant

Steht für ein Handelshaus, das den Champagner ausbaut und selbst vermarktet. In der Regel besitzen die Handelshäuser kaum eigene Weinberge und wenn, dann nur kleine Flächen. Sie müssen in zum Teil riesigem Umfang Trauben zukaufen. Alle bekannten Handelshäuser und Marken tragen das NM auf dem Etikett. Doch auch kleine Häuser, die eigentlich RM sind, müssen sich, sobald sie auch nur ein paar Kilo Trauben zukaufen, in NM umbezeichnen. Das wird rigide kontrolliert und Verstöße werden hart bestraft.

RM: Récoltant Manipulant

Der klassische Winzer-Champagner. Nur Häuser, die ihre Champagner ausschließlich aus eigenen Trauben selbst ausbauen und vermarkten, dürfen sich als RM deklarieren. Es ist die kleinste aller Herkunftsbezeichnungen in der Champagne und darf als die seriöseste angesehen werden. Zumindest steht RM für Charakter und Individualität und ist, nicht immer aber meistens, eine qualitativ zuverlässige Aussage. 

CM: Coopérative de Manipulation

Steht für die Champagner einer der vielen Genossenschaften, die das Traubenmaterial ihrer Mitglieder ausbauen und vermarkten.

RC: Récoltant Coopérateur

Viele »Kenner« fahren in die Champagne zu »ihrem« Champagner-Gut und kaufen direkt vor Ort; meist sehr preiswert. Der günstige Preis kommt aber nicht von ungefähr: RC steht für ein Genossenschaftsmitglied, dessen Trauben von der Genossenschaft ausgebaut und versektet werden. Es kann sich davon Flaschen zur Vermarktung zurückkaufen, die es unter eigenem Namen, aber als RC deklariert, verkaufen darf. Der Laie denkt, er hätte Winzer-Champagner gekauft. Doch kein RC-Champagner hat das Niveau eines guten NM-Champagners.

ND: Négociant Distributeur

Eine eher seltene Codierung. Sie steht für ein Handelshaus, das fertig ausgebauten Champagner auf dem Markt aufkauft und unter eigener Marke vertreibt. Steht für einfache Qualitäten, ist hierzulande eher selten.

MA: Marque d’Acheteur

MA ist weitverbreitet, aber als Codierung unbekannt. Es steht für die beliebten Champagner unserer Discounter. MA kommt von einem Großabnehmer, einem Handelshaus oder einer Genossenschaft, der »sur latte« gekaufte, von verschiedenen Herstellern fertig degorgierte und abgefüllte, aber noch nicht etikettierte Flaschen in riesigen Mengen mit dem Etikett der eigenen Marke versieht. Es handelt sich immer um Handelsmarken der einfachsten Qualität, die es in der Champagne gibt.

Nach der Dosage:

(gilt für alle Schaumweine der Welt)

Ultra Brut, Brut Nature, Brut Integral, Non Dosé oder Zero Dosage

Keine Dosage | 0 bis 3 g/l Restzucker

Extra Brut

Dosage mit 0 bis 6 g/l Restzucker

Brut

Dosage mit 0 bis 15 g/l Restzucker | Die üblichste Schaumwein-Dosage

Extra Sec, Extra Dry

Dosage mit 12 bis 17 g/l Restzucker

Sec

Dosage mit 18 bis 35 g/l Restzucker

Demi Sec

Dosage mit 35 bis 50 g/l Restzucker

Doux

Dosage mit mehr als 50 g/l Restzucker


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