Cocciopesto. Ein uraltes Material für den Ausbau von Wein.
Enzo Brini, der mit seiner Firma »Drunken Turtle« (die besoffene Schildkröte) in einem kleinen Städtchen bei Pisa das Material wiederentdeckt hat, meint dazu: »Cocciopesto DT ist ein »inertes« Material für die Weinherstellung, d.h. es gibt keine Geruchs- oder Geschmacksstoffe ab, ermöglicht aber eine Sauerstoffzufuhr, die für die Reifung von Wein unerlässlich ist. Die Winzer von heute legen immer mehr Wert auf die Natürlichkeit ihres Produktes und bevorzugen Ausbaumethoden, die ihren biologischen oder biodynamischen Ansprüchen entsprechen. Unsere Weinamphoren passen perfekt zu dieser Philosophie.«
Wer in Rom den Vatikan besucht hat, ist über Cocciopesto-Böden gelaufen. Die alten Römer waren in der Antike die ersten, die Steingut in großem Umfang für verschiedene Zwecke verwendeten. Als Abdichtung von Tanks und Behältern, auf Terrassen, in Thermalbecken, für Mauerwerk und als Bodenbelag im Innenbereich. Sie nannten diese Technik »Opus Signorum«, nach der Stadt Signia, dem heutigen Segni. Sie war damals das Zentrum der Ziegelproduktion. Aus deren Abfällen entstand die ursprüngliche Cocciopesto-Mischung als raffiniertes Gemisch aus Ziegel- und Steinbruchstücken, hydraulischem Kalk und Wasser. Damals schon Recycling-Material.
Enzo Brini entwickelte aus diesem Steingut 2014 seine heutige Produktion von Opus-Weinamphoren, die er in verschiedenen Größen von 500 Litern bis 25 Hektolitern produziert. Warum er seine Firma ausgerechnet »Betrunkene Schildkröte« genannt hat? »Unser Firmenname hat eine dreifache Bedeutung. Der Protagonist, die Schildkröte, ist langsam, weil der Prozess der Verfeinerung und des Ausbaus von Wein langsam ist. Ihr Panzer ist hart, widerstandsfähig und robust, wie Steingut. Und unsere Schildkröte ist betrunken, denn sie enthält Wein!«
Die besondere Form seiner Amphoren ist deren Statik geschuldet. Sie macht bei der Herstellung eine Metallverstärkung überflüssig. Ihre eierförmige Gestalt löst im Wein eine natürliche Konvektionsbewegung aus, die sich während der Extraktion von Rotwein z. B. als sehr positiv erwiesen hat. Die Wände der Amphoren sind dicker und dichter, weniger porös als herkömmliche Terrakotta-Amphoren wie die spanischen Tinajas oder georgische Amphoren. Die Diffusion von Sauerstoff läuft in Cocciopesto deshalb offensichtlich langsamer ab, der Diffusionskoeffizient scheint kleiner zu sein. Die darin ausgebauten Weine fallen deshalb in Aroma und Geschmack feiner, dichter, reiner und intensiver aus. Einige Erzeuger, die mit ihnen arbeiten, meinen, daß sie aufgrund ihres dichten Materials dem Wein selbst bei Erstbelegung nicht den typisch wächsern erdigen Amphoren-Geschmack vermitteln, den wir in entsprechend ausgebauten Weinen allerdings immer wieder zu entdecken meinen. Über den Ausbau in Amphoren scheint es unter den Anwendern noch keinen grundsätzlichen Konsens zu geben und wissenschaftliche Arbeiten dazu sind rar.
Im Gegensatz zu allen anderen Amphoren-Materialien werden Cocciopesto-Amphoren übrigens nicht gebrannt, sie trocknen lediglich langsam an der Luft. Unter energetischen und CO2-Gesichtspunkten ein enormer Vorteil.
Mehr Info auf der Homepage von »Drunken Turtle«
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