Ertrag


Unter dem Ertrag versteht man im Weinbau jene im Weinberg produzierte Traubenmenge, die je nach Land in Tonnen pro Hektar oder Hektoliter pro Hektar (hl/ha) angegeben werden. 100 kg Trauben ergeben im Schnitt 40-70 l guten Weines oder 80 l billigen Massenweines. Will man Qualität im Weinberg produzieren, muss man also den Ertrag begrenzen, was beim Rebschnitt im Frühjahr beginnt. Die Reduzierung des Ertrags bringt nach dem Menge-Güte-Gesetz unmittelbare Steigerung der Qualität, was aber höhere Preise für den fertigen Wein bedingt.

Deutschland als das Land des Billigweines fordert niedrigste Preise für schäbige Konsumweine - deshalb waren im deutschen Weinbau effektive Maßnahmen zur Ertragsbegrenzung nie wirklich durchzusetzen. Erst unter dem Druck der EG einigte man sich auf ein nach Qualitätsstufen gestaffeltes System der Ertragsbegrenzung: für Qualitätsweine 90 hl/ha, für Tafelweine zwischen 75 und 150 hl/ha. Angesichts dieser Situation praktizieren immer mehr Spitzenwinzer in Deutschland freiwillige Ertragsbegrenzung auf teilweise unter 50 hl/ha, um die Qualität ihrer Weine zu individualisieren und auf international konkurrenzfähiges Niveau zu bringen.

Qualitätsorientiert hat z. B. das österreichische Weingesetz von 1993 als Obergrenze für Land-, Qualitäts- und Prädikatswein 67,5 hl/ha eingetragener und bepflanzter Rebfläche festgelegt. Wird diese Hektarhöchstmenge überschritten, darf die gesamte Ernte eines Jahrganges nur als Tafelwein in den Verkehr gebracht werden! Bravo!

Frankreich ist noch rigoroser. Hier hat man für besondere Gebiete wie Sauternes den Grundertrag (rendement de base) auf 25 hl/ha begrenzt; für die Spitzenlagen Burgunds gelten 35 hl/ha und bei keinem französischen AOC-Wein (außer dem Elsass) darf er über 50 hl/ha liegen. Dennoch verfolgen viele Spitzenweingüter noch weit radikalere Ertragsbegrenzung für mehr Qualität.

Die besten Weingüter in allen Weinbauländern der Welt praktizieren nicht nur strengen Rebschnitt - sie verzichten inzwischen auf synthetische Düngung und düngen stattdessen organisch. Sie pflanzen ihre Reben dichter für eine natürliche Wachstumskonkurrenz, bewässern nicht für natürliche Ertragsbegrenzung, investieren in neue Reberziehungsformen und realisieren so ein Höchstmaß an Weinqualität. Besonders ambitionierte dünnen zusätzlich die Trauben nach dem Fruchtansatz aus und die erfahrensten und besten versuchen ihre Reben über aufwendigen biologischen und biodynamischen Anbau in natürliche Balance von Wachstum und Ertrag zu bringen. Die Schere zwischen Qualitäts- und Ertragswinzer geht immer weiter auf.

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