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Farbe


Aus der Farbe eines Weines lässt sich auf die Qualität der Weinbereitung, die geschmackliche Konzentration, die Güte eines Jahrgangs, die Rebsorte, die Machart und das Alter schließen.

Das setzt allerdings voraus, dass ein Wein auf natürliche Weise zu seiner Farbe gekommen ist, ohne künstliche Farbverstärkung durch Konzentrat, Additive oder Enzyme also, die auch einem Mittelklasse-Rotwein eine tiefdunkle, wenn nicht beinahe schwarze Farbe verleihen können. Die meisten Discounter-, viele Billig-, aber auch schweineteure Spitzenweine verdanken ihre auffallend dunkle Farbe einschlägigen Farbmanipulationen mittels eines speziellen Konzentrates aus natürlichem Traubenfarbstoff - je nach Herkunft »Megapurple« oder »Rossissimo« genannt - womit man schon sieht, in welchen Ländern diese Konzentrate vor allem eingesetzt werden. Der Farbintensivierung von Rotweinen dienen heute wesentliche Forschungsvorhaben der modernen Önotechnik.

Zum Nachlesen: Ein Artikel aus dem Wine-Blog von Jamie Goode.

Je dichter und dunkler das Rot eines Weines, desto höher muss sein Gehalt an Tanninen und sonstigen Extrakt- und Inhaltsstoffen sein. Auch Säure und Reife eines Weines lassen sich je nach dem Vorhandensein blauer oder rötlicher Farbreflexe abschätzen. Die natürliche Farbe eines Weines nicht nur ästhetisch, sondern qualitativ zu beurteilen, setzt freilich profunde Kenntnis von Weinchemie und Weinbereitung voraus.

Alle Rotwein- und in begrenztem Umfang auch Weißweintrauben, enthalten von Natur aus Farbpigmente. Diese Pigmente sind je nach Traubensorte, Standort, Reberziehung, Mineralienversorgung und Reifegrad ausschließlich in der Beerenhülle konzentriert (außer bei der Teinturier-Traube, die mit ihrem blauen Fruchtfleisch so manchem Burgunder zu mehr Farbe verhilft). Diese Phenole genannten Farbstoffe sind in Rotweinen im Durchschnitt in zehnfacher Menge enthalten im Vergleich zu Weißweinen. Es sind sogenannte Anthocyane, komplexe Polymerverbindungen, die sich in der Beerenhülle im Stadium der Traubenreife bei direkter Sonneneinstrahlung während der sogenannten Veraison, der Farbbildungsphase der Traube, bilden.

Das Farbpotential einer Rotweinsorte ist umso größer, je dicker und reifer die Schalen ihrer Beeren ausfällt, je länger sie am Stock hängen und reifen konnten und je weniger Saft ihre Beeren im Vergleich zur Schalendicke enthalten. Man kann alle roten Rebsorten in dickschalige und somit farbintensive und jene unterteilen, die von sich aus weniger Farbstoffe enthalten, weil sie dünnere Beerenschalen besitzen.

Dass eine dunkle Farbe gleichgesetzt wird mit Weinqualität und Qualität der Tannine, ist einer der verhängnisvollsten Trugschlüsse der modernen Önotechnik. Alleine diesem Rückschluss, der mit viel Geld und deshalb auch mit viel Manipulationen verbunden ist, widmet sich heute eine ganze Industrie. Die Echtheit der Farbe eines Weines ist nur im stimmigen und logischen geschmacklichen Zusammenspiel von Geschmack, Gerbstoffqualität, Geruch und Farbe zu beurteilen, was profunde Erfahrung voraussetzt.


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