Fremdbestäubung der Olive


Hier soll es exemplarisch für den Vorgang um die Fremdbestäubung des Olivenbaumes gehen. Wir haben diesen Punkt deshalb in unser Lexikon aufgenommen, weil der Vorgang der Bestäubung, wie die Photosynthese auch, ein kaum mehr wahrgenommenes Wunder der Natur ist, das für unsere Ernährung und unser Überleben auf unserem Planeten von existentieller Bedeutung ist. Darauf hinzuweisen, ist uns wichtig.

Der Olivenbaum vermittelt in Gestalt und Form magische Ausstrahlung. Er wächst als reich verzweigter, immergrüner Baum oder Strauch und erreicht (je nach Sorte) Wuchshöhen von 10 bis zu 20 Meter. In Spanien, Süditalien und Nordafrika stehen noch Jahrtausende alte Olivenbäume. Sie formen das Landschaftsbild mit ihren magischen Konturen und silbern gleißenden Blättern. Im genetischen Code der lokalen Bevölkerung dort sind sie fest verankert, verleihen Regionen Identität, stehen für Stärke, Hoffnung, Frieden und Gesundheit.

Wilde Olivenbäume gibt es dort noch, sie sind kleiner als die modernen Züchtungen. Ein Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen. Er kann dann mehrere hundert Jahre alt werden. Das älteste bekannte Exemplar steht in Vouves auf Kreta und wird auf 3500 Jahre geschätzt. Weitere sehr alte Olivenbäume hat man in Spanien und Süditalien identifiziert und genetisch untersucht. Damit man ihre Früchte, die Oliven, besser ernten kann, beschneidet man die Bäume traditionell. So bleiben sie kleiner und je krummer und knorriger sie aussehen, um so älter sind sie und um so stabiler (nicht höher) ist ihr Ertrag.

Ähnlich dem Rebstock hängen auch bei der Olive Entwicklung und Wuchs der Wurzeln unmittelbar von der Morphologie und Beschaffenheit des Bodens, auf dem sie stehen, ab. Fruchtbar lockerer Boden führt zu fast senkrechtem Wurzel-Wachstum. Bis zu 7 m tiefes Wurzelwerk hat man in solchen Böden gefunden. Ist der Boden karg und felsig, bilden die Wurzeln ein nur relativ flaches, dafür aber weit verzweigtes Netzwerk um den Stamm herum (weshalb man Reben auf solch kargen Böden traditionell dicht gepflanzt hat, damit die gegenseitige Konkurrenz deren Wurzeln zwingt, trotzdem tiefer zu wurzeln). Dabei kann man jede Hauptwurzel einem bestimmten Hauptast des Olivenbaumes zuordnen. Schneidet man diesen, degeneriert im Boden der entsprechende Wurzelabschnitt. Deshalb ist der richtige Schnitt des Olivenbaumes von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit des Baumes, aber auch für seinen Ertrag.

Olivenbäume blühen je nach Region von Ende April bis Anfang Juni. Ihre fest sitzenden, vierzähligen Blüten sind zwittrig, können aber funktional eingeschlechtig sein und besitzen eine doppelte Blütenhülle. Wird der Baum durch Trockenheit oder Nährstoffmangel vor der Blüte gestresst, verringert sich der Ertrag, was auch der Fall ist, wenn während der Blüte Regen oder Kälte die Anzahl der Blüten reduzieren, dann kommt es nicht zum Fruchten. Heute sind die meisten kommerziellen Oliven-Sorten selbstbefruchtend. Durch Fremdbestäubung versucht man deren Ertrag zu steigern. Viele lokale, ältere Varietäten sind gänzlich auf Fremdbestäubung angewiesen, brauchen also ein genetisch verschiedenes Exemplar zu ihrer Bestäubung. Sie werden durch Wind bestäubt. Dabei trägt der Wind den Pollen einer Blüte zur nächsten, wo es dann bei blühenden Olivenbäumen zur Befruchtung kommt. Es reicht meist schon ein genetisch »anderer« Baum aus, damit die Blüten aller anderen Bäume bestäubt werden.

Die Fremdbestäubung durch Insekten ist ein anderes, kaum beachtetes Wunderwerk der Natur, das Ihnen dieser Link , ein höchst spannendes Kunstprojekt, auf faszinierende Weise näherbringt und zum Mitmachen im eigenen Garten anregt. Mit diesem Wissen findet man vielleicht zu mehr Respekt der Natur gegenüber und zu mehr Verständnis für ihre unglaublichen Wunderwerke.

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