Korkschmecker


Ihre Korkreklamation

Wir führen Buch über alle uns erreichenden Korkbeanstandungen. In den letzten Jahren ist die Anzahl dieser auf irrelevante Einzelfälle zurückgegangen. Doch Naturkork ist ein natürliches Material und deshalb den Schwankungen der Natur unterworfen. Deshalb widmen wir dem Thema Kork beim Einkauf größte Aufmerksamkeit. Wir können aber nicht für durch Korkschmecker entstehenden Schaden verantwortlich gemacht werden. 

Wir alle - Weingüter, Handel und Sie als Konsument:in - müssen mit der Problematik Naturkork leben. Wir sind Teil einer Kette. Für jedes Weingut, das Naturkork verwendet, ist es wichtig im Falle des Falles Rückmeldung zu bekommen, damit er sich nicht in einer Sicherheit wiegt, die keine ist. Nur wenn er von Problemen erfährt, kann er beim Kork-Lieferanten reklamieren.

Sollten Sie eine Korkreklamation haben, senden Sie uns doch bitte unverzüglich den beanstandeten Korken zu. Wir geben ihn an das betroffene Weingut weiter, damit dieses über möglichen Ersatz entscheiden kann. Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir keine Flaschen ersetzen, die Sie vor mehr als einem Jahr bei uns gekauft haben. Nach der Neuregelung der Europäischen Verbraucherrechterichtlinie endet Ihr gesetzliches Widerrufsrecht grundsätzlich spätestens 12 Monate und 14 Tage nach Eingang der Ware bei Ihnen. Damit sind Korkreklamationen aus Käufen vor diesem Zeitpunkt juristisch verbindlich geregelt. 

Korkschmecker | TCA

Als Verursacher des sogenannten Korkschmeckers hat man die Substanz 2,4,6-Trichloranisol (TCA) identifiziert. Einen unangenehm riechenden Stoff, der als Luftschadstoff in der Raumluft von Fertighäusern ebenso zu finden ist, wie er Rosinen, essentielle Öle, Trink- und Mineralwasser in Flaschen sowie Bier nachhaltig verunstalten kann. TCA ist schon in geringster Konzentration zu riechen und zu schmecken. Die Grenze der sensorischen Wahrnehmung scheint aber individuell sehr unterschiedlich zu sein. Sie liegt zwischen 5 und 15 ng/l, in der Raumluft ist sie schon ab 2 ng/m-3 wahrnehmbar.

Im Wein vermutet man eine Entstehung durch Gegenwart von Chlor-Ionen aus chlorhaltigen Putzmitteln, vor allem aber durch biologischen Abbau von chlorphenolhaltigen Fungiziden, wie sie über Jahrzehnte hinweg u.a. auch in Korkeichenwäldern ausgebracht wurden. Als Chlorphenole (CP) bezeichnet man chemische Verbindungen, die zur Gruppe der schwerflüchtigen Chlorkohlenwasserstoffe gehören. Sie sind schlecht wasserlöslich und giftig, teilweise auch erwiesenermaßen krebserregend (Lindan, PCP, TCP). Sie fanden und finden Anwendung in Holzschutzmitteln, vor allem aber in Herbiziden und Fungiziden der Landwirtschaft, sie werden zum Bleichen von Zellstoff in der Papierherstellung eingesetzt und sind Zwischenprodukte in der Arzneimittel- und Farbstoffsynthese. Weil sie chemisch sehr stabil sind, reichern sie sich in der Nahrungskette an. 

Auf Korken und in neuen Weinfässern hat man natürliche Pilzkulturen entdeckt, die Chlorphenole in TCA umwandeln können. Als Reaktion darauf hat die EU ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in allen Korkeichenwäldern erlassen und Holzschutzmittel müssen ebenfalls frei von Chlorphenolverbindungen sein. Korken werden nicht mehr nur mit Trinkwasser gereinigt und aufbereitet. Die Kork-Industrie hat ihren Produktionsprozess grundlegend überarbeitet, um des zerstörerischen Phänomens Herr zu werden. Die Weingüter der Welt haben chlorhaltige Putzmittel durch bromhaltige bzw. durch Ozon ersetzt und neue Fässer werden penibel mit Hochdruckdampf gereinigt.

Chlor-Ionen sind nicht nur hochreaktiv, sie sind auch omnipräsent, u.a. in Haushaltsreinigungsmitteln. Insofern lässt sich das Risiko von Korkschmeckern nie ganz ausschließen. Sie diffundieren durch Flaschenkapseln und Korken und selbst in Weinflaschen mit Schraubverschluss hat man schon TCA nachgewiesen, das während der Weinbereitung entstanden war.

© K&U

Literatur zum Thema

- H. R. Buser, C. Zanier, H. Tanner: Identification of 2,4,6-trichloroanisole as a potent compound causing cork taint in wine, in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, 1982, 30 (2), S. 359–362

- J. Stoffelsma, D. B. de Roos: Identification of 2,4,6-Trichloroanisole in Several Essential Oils, in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, 1973, 21, S. 738–739

- S. Karlsson, S. Kaugare, A. Grimvall, H. Borén and R. Sävenhed: Formation of 2,4,6-trichlorophenol and 2,4,6-trichloroanisole during treatment and distribution of drinking water, in: Water Science and Technology, 1995, 31 (11), S. 99–103 

- C. Fischer, F. Fischer: Analysis of cork taint in wine and cork material at olfactory subthreshold levels by solid phase microextraction, in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, 1997, 45 (6), S. 1995–1997

- Wolfgang Legrum: Riechstoffe, zwischen Gestank und Duft, Vieweg + Teubner Verlag (2011) S. 43, ISBN 978-3-8348-1245-2

2,4,6-Trichloranisol in P. J. Linstrom, W. G. Mallard (Hrsg.): NIST Chemistry WebBook, NIST Standard Reference Database Number 69. National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg MD