Adelante Wine | La Consulta

Ray Kaufman & Friends

Ein 1946 gepflanzter, verwahrloster Weinberg in bester Lage im argentinischen La Consulta veranlaßt fünf Freunde Geld zusammenzulegen und diesen Weinberg zu kaufen. Seit 2012 haben sie ihn gemeinsam rekultiviert, auf Bio umgestellt und können heute daraus einen beeindruckend ungeschminkten, weil handwerklich hergestellten Malbec präsentieren, der zu den schönsten (und preiswertesten) seiner Art gehört.

Argentinien ist der sechstgrößte Weinproduzent der Welt. Man baut dort zwar alle wichtigen Rebsorten an, doch ist das Land vor allem für die Rebsorte Malbec bekannt. Die extreme Höhenlage der Weingärten, die nicht minder extremen Wetterphänomene und die mit kargen, zwischen Schwemmland und vulkanischem Gestein wechselnden Böden, das Wasser aus den Anden und das trockene Klima verleihen den Weinen unverwechselbaren Charakter. Man findet vor allem die Malbecs des Landes heute überall auf der Welt, in den Kellern von Sammlern, wie auf den Karten guter Restaurants.

Dabei müssen die Winzer Argentiniens eine Krise nach der anderen bewältigen: Vom Klima über die Energie bis zur Wirtschaftskrise. Das Hauptproblem ist die Inflation. In Argentinien hat man in den letzten vierzig Jahren mit einer durchschnittlichen Inflation von 190 % pro Jahr gelebt. Sie ist ständige Realität, belastet die Lieferkette, führt zu Engpässen in allen Bereichen des täglichen Lebens und macht längerfristige Kalkulation unmöglich. Trotzdem ist die Lebensfreude der Argentinier unverwüstlich. Die Menschen sparen nicht, weil ihr Geld an Wert verliert; sie geben es schnell aus oder wandeln es in etwas um, das werthaltig ist wie Land, Dollar oder Euro. Man genießt den Augenblick, die Familie, die Freunde und pflegt die Solidarität untereinander. So ißt man lange zu Mittag, trinkt Wein und in den überfüllten Cafés ist immer Zeit für einen Kaffee und ein Gespräch. Dazu ruft das unumgängliche Asado - Fleisch vom Grill mit Gemüse - immer wieder die Menschen zusammen.

Eines Tages ißt unser Freund Ray Kaufman in La Consulta mit dem Winzer Hugo Cabrini zu Mittag. Er erzählt ihm von einem alten Weinberg in der Nähe, von dem er gehört hatte, dass er zum Verkauf stünde. Ray findet den alten »Don Eugenio«-Weinberg, der allerdings völlig verwildert ist und jahrelang nicht bewirtschaftet und geschnitten wurde. Die Reben sind nach der traditionellen französischen Guyot-Methode ohne Drähte gepflanzt und in traurigem Zustand. Er beschließt den Weinberg zu retten, aus dem es noch nie einen zu verkostenden Wein gab, weil die Trauben stets an große Abfüller verkauft wurden. Er kauft ihn zusammen mit seinem Partner Patrick Campbell 2003, regeneriert ihn und bis 2011 produzieren die beiden daraus Weine unter dem Dach von »Tierra Divina«. Dann verkauft Patrick 2011 sein Weingut in Kalifornien und Ray übernimmt zusammen mit vier Partnern den Don Eugenio-Weinberg in Argentinien, das Weingut »Adelante Wine« ist geboren und mit dem Jahrgang 2012 kommt der erste eigene Wein auf den Markt.

»Adelante« soll mit der Natur entstehen. Doch der Weg dahin ist weit. »Don Eugenio« wurde nachweislich 1946 von dem italienischen Einwanderer Eugenio Gioachini gepflanzt. Er baute ein Haus auf dem Grundstück, lebte dort mit seiner Familie und bewirtschaftete den Weinberg bis zu seinem Tod im Alter von 90 Jahren. Bis heute heißt die Lage deshalb »Don Eugenio«, was Ray und seine Partner beibehalten wollen, dem Gründer zu Ehren.

Im Bild oben, das 2012 entstand, sieht man nicht nur die phantastische Lage der 7 Hektar großen »Don Eugenio«-Einzellage zu Füßen der über 5000 m hohen Anden, sie liegt selbst auf über 1000m Höhe, man erkennt auch ihren Zustand vor der Übernahme durch Ray Kaufman. Die hier übliche Dauerbewässerung hat die Böden ausgelaugt, sie sind nicht begrünt, liegen offen, sind von Erosion bedroht und von Hitze und Trockenheit.
Ray und seine Partner beginnen den Weinberg Stück für Stück zu regenerieren. Sie beginnen Rebschnitt und Blattwerk zu verändern, stellen auf hochwertige Cordon-Erziehung um, um durch deren größeren Vollholzanteil die Erträge zu senken und um das Laubwerk für die oft unvorhersehbaren Wetterwechsel offen zu halten. Sie reparieren das Drahtsystem, schaffen mehr Luft im Laubwerk und mehr Höhe für die Trauben, vermeiden so Schimmelbildung durch weniger Stauwärme und halten die Trauben durch gezielte Beschattung kühl und vor Hagel und Sonnenbrand geschützt. Drei Jahre dauert die Umstellung. Fünf Jahr lang beeinträchtigt sie Bewirtschaftung und Ertrag.
2019 sind sie soweit, sie stellen »Don Eugenio« auf biologische Bewirtschaftung um. Die Veränderung ist eklatant (siehe Bild rechts). Die Rebzeilen sind dauerbegrünt, die systematische Bewässerung eingestellt. Bewässert wird nur noch in besonders heißen und trockenen Phasen, um den Reben katastrophalen Trockenstress zu ersparen, der die Weine bitter machen würde. Auch verändert sich die Aromatik des Weines maßgeblich mit der Dauer der Bewässerung. Je länger die Reben Wasser bekommen, um so grüner und kräuterwürziger fällt die Aromatik des Weines aus. Deshalb ist hier weniger mehr.
Die biologische Bewirtschaftung steigert die Widerstandskraft der Reben, die Beerenschalen werden dicker, die Früchte kleiner, der Ertrag bzw. das Volumen an Wein sinken. Der Wechsel von Vollpension auf Diät will verdaut werden. Doch inzwischen haben die Reben zu ihrer natürlichen Balance gefunden, Erträge und Volumen steigen wieder, die Traubenqualität ist deutlich homogener und die Erträge sind stabil.  

La Consulta ist eine Weinbauregion im südlichen Uco-Tal im argentinischen Mendoza. Sie liegt im Schatten des 5.830 Meter hohen Vulkans San José. Das kleine Städtchen La Consulta ist von einem Meer von Reben umgeben, es liegt auf über 1.000 m Höhe. Dieser Höhenlage trägt der Weinbau Rechnung, indem er versucht, die Dauer und Intensität des Sonnenlichts für sich zu nutzen. Das große Problem hier sind plötzlich und sehr lokal auftretende verheerende Hagelschläge, die binnen Minuten Weinberge entlauben und Ernte vernichten können.

Mitten durch das Weinbaugebiet fließt der Fluss Tunuyan. Er führt das Schmelzwasser direkt von den Gipfeln der Anden heran, das durch ein altes, raffiniert konstruiertes Kanalsystem bis in die hintersten Winkel der Weinberge geführt werden kann. Der Boden rund um La Consulta ist größtenteils Schwemmland, besteht aus Lehm und Gestein mit sandigem Oberboden. Dessen gute Drainage zwingt die Reben dazu, hier besonders stark und tief zu wurzeln. .
Im Don Eugenio-Weinberg (links im Bild) stehen ausschließlich 1946 wurzelecht gepflanzte Reben einer in Europa nicht mehr existierenden Genetik. Sie erklärt den gravierenden stilistischen Unterschied zwischen den Malbecs von hier und denen aus dem südwestfranzösischen Cahors, wo die Rebsorte eigentlich herkommt, wo man nach der Reblauskatastrophe aber monotone Hochertragsgenetik pflanzte. Im Bild die hochwertige zweiarmige Cordon-Royat-Erziehung von Ray Kaufman.
Als Ray Kaufman zum ersten Mal nach Argentinien kommt, hat er keine Ahnung, was ihn erwartet. Er ist begeistert von den Menschen, ihrer Kultur, ihrer Küche - und natürlich vom Malbec. Die Weinindustrie erinnert ihn an Kalifornien, als er dort anfing. Damals ging es vor allem um neue Ideen. Es lag aufregende Dynamik in der Luft, die von der Wertschätzung und dem Respekt vor der Tradition getragen wurde. Es war diese Energie, die Ray 2003 nach Argentinien zog. In den 20 Jahren, in denen er Wein in Argentinien produziert, hat sich eine unglaubliche Entwicklung vollzogen. Er glaubt aber, daß es noch lange dauern wird, bis Argentiniens Wein sein volles Potenzial ausschöpfen kann und wird.

Ray und seine Freunde tragen ihren Teil zur Entwicklung bei. Sie führen die Cordon-Erziehung in Argentinien ein und stimmen über einen Bewässerungsplan die Erntemenge ab. Sie versuchen über viele kleine Details ihrer Arbeit in einer Mischung aus europäischer Tradition und neuem kalifornischen Denken den ureigenen Ausdruck argentinischer Typizität zu finden, der sich unverwechselbar vom globalen Mainstream unterscheidet. Es dauerte lange, bis sie ihre Mitarbeiter vor Ort so weit hatten, daß diese verstanden, warum sie viele Dinge anders machen sollten, als sie es bis dahin gewohnt waren.

Ray führt die Ernte in kleine Behälter ein (Bild rechts), weil sie eine schnelle Beurteilung der Traubenqualität vor der Kelter ebenso ermöglichen, wie sie die Trauben unverletzt lassen und so die Frucht der Weine reintönig und präzise bleibt. Sie verarbeiten die Trauben in einer traditionellen, langsam und schonend arbeitenden Korbpresse.

Und weil Adelante nur einen Weinberg bewirtschaftet, der nur einen einzigen Wein hervorbringt, auf dessen Herstellung sich alles konzentriert, arbeitet Ray Kaufman heute mit einem Weingut zusammen, das die Trauben unter seiner Aufsicht sortiert, vor dem Pressen schonend behandelt und den Wein dann auch unter seiner Kontrolle ausbaut und abfüllt. Man kann Adelante also getrost als einen der wenigen Malbecs Argentiniens bezeichnen, der nicht im eigenem Weingut verarbeitet wird und doch in der Tradition kleiner europäischer Familienweingüter steht.

Was macht den besonderen Reiz des Weines aus?

Traubenqualität ist alles im Rotwein. Dabei ist die wohl wichtigste Entscheidung für die spätere Qualität des Weines der richtige Zeitpunkt der Ernte. Wenn man - wie hier - nur eine einzige Rebsorte im Anbau hat, wird diese binnen weniger Tage auf der gesamten Anbaufläche reif. Da braucht es dann eine entsprechend große und schnelle Erntemannschaft mit ausgeklügelter Logistik, damit die Trauben zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden und vor der Verarbeitung nicht herumstehen. In Argentinien sind erfahrene Erntehelfer ausreichend verfügbar.

Die Ernte beginnt früh am Morgen, damit die Trauben noch kühl sind, wenn sie geerntet werden. In Argentinien gibt es bislang keine Kühltransporter für das Lesegut. Bis Mittag fallen große Mengen an Behältern mit Lesegut an, die schnell verladen und zur Kelter gebracht werden müssen. Adelante hat keine eigenen Räumlichkeiten, in denen die Trauben verarbeitet werden, sie müssen in ein einige Kilometer entferntes Weingut transportiert werden, wo sie verarbeitet, gekeltert und ausgebaut werden. Da ist harte Handarbeit im Akkord angesagt.

Als Ray Kaufman vor vierzig Jahren seine Karriere als Weinmacher in Kalifornien begann, gab es Zementgärbehälter und alte große Redwood-Tanks. Die waren dann schnell Vergangenheit, weil man im Wein gerne dem »Fortschritt« huldigt. Heute nutzen erfahrene Winzer Techniken und Methoden, die man eine Zeit lang als überholt belächelte, heute aber nicht mehr missen möchte, zumindest im Qualitätsweinbau. Da werden dann alte bewährte handwerklich untechnische Methoden mit neuesten physikalischen Erkenntnissen kombiniert. 

Handlese

Bewässerter Weinbau in dieser Höhenlage setzt sorgfältige Handlese voraus. Zumal die Reben im alten Don Eugenio-Weinberg so dicht stehen, daß an Maschine-Ernte nicht zu denken ist. Die Trauben werden in kleine Behälter gelesen, in denen sie auf dem Weg bis zur Kelter intaktbleiben, ohne daß Saft austritt oder sie beschädigt werden. So wird Oxidation vor der Kelter ausgeschlossen. Sorgfalt im Detail, die durch moderne Technik nicht zu ersetzen ist.

Auslese

Qualität im Wein folgt klaren technischen Kriterien. Deshalb setzen Ray Kaufman und sein Team auf sorgfältigst schonende Handhabung der Trauben vom Rebstock bis in die Kelter. Deshalb setzen sie auf Handlese mit erster Auslese am Rebstock und anschließend auf den wohl wichtigsten Schritt, hier im Bild zu sehen, die weitere Auslese nach dem Abbeeren, also dem Trennen der Beeren vom Stielgerüst, bevor die Trauben zur Gärung in den Tank fallen.

Teamwork

Die meisten Menschen, die sich »Winzer« nennen, sind keine. Dazu sind ihre Betriebe viel zu groß. Sie organisieren Abläufe, leiten ihre Angestellten an und geben über die Wahl des Lesezeitpunktes und die Art der Weinbereitung den Stil ihrer Weine vor. »Machen«, im Sinne des Wortes, tun sie ihn in den seltensten Fällen. Dafür sorgt ein Team, das meist im Hintergrund steht. Hier sind es Diego Rosso, Alberto, Pedro & Carlos. Ohne sie geht auch bei »Adelante« nichts.

Viñedos La Consulta srl | Chile 829 P.4 Dto. C Mendoza | CP 5500 Mendoza - Argentina | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & Co KG

2021 Malbec »Adelante« Adelante Wine

Inhalt: 0.75 l (22,53 €* / 1 l)

16,90 €*