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Cantina del Barone

Dr. Luigi Sarno

Kampanien, der wenig bekannte Süden Italiens. Ein Winzer, der sein Metier beherrscht. Eine aufregende autochthone Rebsorte. Zwei Weißweine, die zu den großen Italiens gehören. Von vulkanischem Boden in alpiner Umgebung auf 500 m Höhe. Naturweine, wie man sie aus Italien kaum kennt. Eine sensationelle Entdeckung.

Kampanien ist die Heimat dreier großer Weine des italienischen Südens, die in Italien größtes Ansehen genießen, im Export aber kaum eine Rolle spielen. Die Cantina del Barone liegt z. B. in Cesinali südlich von Avellino, dem Kerngebiet der weißen Rebsorte Fiano, die viele für die vielleicht spannendste weiße Rebsorte Italiens halten. Ein paar Kilometer weiter nördlich dominiert die ebenfalls weiße Rebsorte Greco die Weinberge. Sie liefert mit dem Greco di Tufo einen kaum minder berühmten Weißwein des Südens. Wenige Kilometer weiter im Osten schließlich liegt das Anbaugebiet Taurasi, dessen rote Rebsorte Aglianico extrem haltbare und entwicklungsfähige Rotweine hervorbringt, die in Italien legendären Ruf genießen. 

Auf wenigen tausend Hektar Rebfläche entstehen in Irpinia, wie die Region vor Ort genannt wird, in zum Teil noch großartig archaisch traditioneller Bewirtschaftung zwei der großen Weiß- und einer der großen Rotweine des Landes, die es bis heute kaum über die Grenzen Italiens hinaus geschafft haben. Genau der richtige Stoff für uns.

Der »arme«Süden ...

Der Norden Italiens hält sich für reich und blickt herablassend auf den »armen Süden«. Doch wer sich in den vermeintlich armen Süden begibt, wird dort einen Reichtum an Kultur, Küche, Natur und Landschaft vorfinden, der den »armen« Süden im Vergleich zum zubetonierten, lauten und dicht besiedelten Norden Italiens, der weltweit die höchste Luftverschmutzung außerhalb Chinas zu verzeichnen hat, in anderem Licht sehen. Nicht umsonst wütete das Virus zu Beginn der Covid-Pandemie in der Lombardei so heftig wie nirgendwo sonst in Europa ...

Uns haben es im Süden besonders das Latium und Kampanien angetan, zwei Regionen des Mezzogiorno, die hierzulande kaum bekannt sind, schon gar nicht in Sachen Wein. Doch gerade dort passiert derzeit  Spannendes.

Neapel, die Hauptstadt der Region, kennt vom Namen her jeder. Sie alleine macht Kampanien zur dichtest besiedelten Region Italiens und, nach der Lombardei, auch zur bevölkerungsreichsten. 

Der besondere Reiz Kampaniens ist seine Topographie. Von der Ebene im Norden und am Meer bei Neapel geht es binnen weniger Kilometer in die alpine Landschaft des Apennin, der im Landesinneren Höhen von 2050 Metern erreicht und auf der Halbinsel Sorrent an der Amalfiküste teilweise spektakulär steil bis ins Meer abfüllt. 

Über allem thront der 1277 Meter hohe Vesuv südlich von Neapel, der bis heute aktiv ist und zusammen mit den Phlegräischen Feldern den wohl gefährlichsten Supervulkan Europas bildet.

Cesinali ist ein kleiner, von Landwirtschaft dominierter Ort in der Provinz Avellino. Hier, im Osten Neapels, produziert der Önologe und Winzer Dr. Luigi Sarno auf nur drei Hektar Rebfläche zwei begeisternd anspruchsvolle Fianos. Seine Famlie lebt hier seit über hundert Jahren von der Landwirtschaft. Erst als Luigis Vater Mitte der 1990er Jahre drei Hektar Reben von einem in Neapel lebenden Baron kaufen kann, was den Namen Cantina del Barone erklärt, beginnt die Zukunft der Familie im Wein. 
Heute produziert Luigi hier auf nährstoffreichem Vulkanboden in 500 m Höhe, inmitten eindrucksvoll alpiner Kulisse, zwei Fianos, die er seit ihrer Premiere im Jahr 2001 kontinuierlich weiterentwickelt hat. Sie zählen heute zu den großen Weißweinen Italiens, was sie Luigis visionärer Arbeit verdanken. 
So hat er von drei uralten Rebstöcken (Bild rechts), die weit vor der Reblauskatastrophe Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Weingut wurzelecht gepflanzt worden waren, Reiser geschnitten und vermehrt, deren ursprünglich alte Genetik er dann in hoher Dichte und an den Standort angepaßter Ausrichtung der Rebzeilen auf dem an Mineralien und Skelett reichen Böden so pflanzte, daß die Sonneneinstrahlung alle Trauben gleichermaßen ausreifen kann und der Wind, der vom nahen Monte Terminio und dem Monte Partenio herabfällt, die Trauben kühlen und das Blattwerk durchlüften kann.

Luigis Reben stehen inmitten intakter Natur. In der Nachbarschaft stehen keine Reben, sondern Obst- und Nußbäume umgeben seine kleinen Parzellen. Luigi bewirtschaftet sie »traditionell regenerativ«, wie er mir hier gerade erklärt, ohne Traktor, mit nur minimaler Bodenbearbeitung und an Standort und Klima speziell angepaßter Reberziehung.

Für die biologische Zertifizierung mußte er nichts an seiner Arbeit ändern. Das günstige Klima, die Höhenlage, die enorme natürliche biologische Diversität der Umgebung, die nährstoffreichen Böden und die uralte Genetik seiner Reben sorgen dafür, daß er seine Reben kaum behandeln muß. Nur in wenigen Jahrgängen bisher mußte er sein kleines Paradies mit Kupfer oder molekularem Schwefel behandeln. Es ist dieses natürliche Gleichgewicht der Natur, das seinen Weinen den unverwechselbar salzig mineralischen, pikant gelbwürzigen Charakter ihrer Herkunft verleiht.

Luigi ist Mitglied der renommierten Naturweinvereinigung VinNaturEr vergärt seine handgelesenen Trauben nach dem Keltern mit kurzer Standzeit spontan im Edelstahltank. Anschließend läßt er die Weine lange auf der Vollhefe und, nach dem Abzug, noch rund ein Jahr auf der Feinhefe reifen. Ohne Zusatzstoffe, ohne Eingriffe, mit minimalem Schwefel (< 10 mg/l). 

Seine beiden Fianos präsentieren sich ungewöhnlich straff und präzise im Mundgefühl. Für Naturweine bemerkenswert geradlinig und reintönig, trotz Verzichts auf Filtration. Auf der Zunge salzig mineralisch, druckvoll und begeisternd dicht, durchzogen von einer Säure, die saftig mild und fast weich wirkt, obwohl die pH-Werte der Weine sehr niedrig ausfallen. Statt Frucht setzen Luigis Fianos auf steinig rauchige Aromakomponenten, die auf den Kalktuff verweisen, der in seinen Vulkanböden steckt.

In Cesinali kann es richtig kalt werden. Die Temperaturunterschiede fallen zum Teil erheblich aus. Deshalb peilt Luigi seinen Lesezeitpunkt so an, daß die Säure nicht mehr spitz und hart ausfällt. Penibel erntet er nach dem pH-Wert des Mostes und »spielt« dazu mit den Erträgen, über die er die Physiologie seiner Reben zu steuern versucht.

Seinen legendären »Particella 928«, einer der großen Weißweine Italiens, baut er in einer traditionellen lokalen Reberziehung an, die auf viel Blattfläche setzt, die das generative Wachstum verzögert und die Trauben vor Sonnenbrand schützt (Bild oben). Ergebnis ist ein Fiano, der als Naturwein zu den unerwartet aufregenden Weißweinen des Landes gehört. Charakteristisch florale Aromatik, würzig kühles Mundgefühl, steinig karge Physis. Provozierend eigenständiges Profil, das den trägen Strom italienischer Weißwein-Banalität maximal desavouiert.

Cantina del Barone di Luigi Sarno | Via Provinciale 87 | Cesinali (AV) | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG

Inhalt: 0.75 l (33,20 €* / 1 l)

24,90 €*

Inhalt: 0.75 l (34,53 €* / 1 l)

25,90 €*