Traditionelle Reberziehung | Buschreben
Anders als viele seiner Berufskollegen setzt Cataldo Calabretta nicht auf modernste Technik und die in Italien so beliebten globalen Rebsorten, die auch hier den Rotweinen in gewissem Prozentsatz zugesetzt werden dürfen. Er setzt auf traditionelles Handwerk in Weinberg und Keller, baut in den klassischen Betontanks statt in Holzfässern aus und versucht, das jahrhundertealte Erfahrungswissen der Alten im Dorf zu ergründen und zu bewahren, bevor es endgültig verloren ist.
Während vieler seiner Kollegen ihre alten Alberello-Buschreben roden, um moderne Spaliersysteme zu pflanzen, die maschinell bewirtschaftet und geerntet werden können, pflanzt er für seine Rotweine sogar wieder Buschreben, jene traditionelle, mühsam nur von Hand zu bewirtschaftende Reberziehung, die die Bauern der Gegend seit ewigen Zeiten bevorzugen. Sie wissen, warum. Nur seine Weißwein-Reben hat er im modernen Spalier angelegt, das er mechanisch bewirtschaften kann
Und auch bei den Rebsorten setzt Cataldo auf die angestammten alten Sorten der Region, allen voran Gaglioppo, eine der spannendsten roten Rebsorten des italienischen Südens, deren spröde Gerbstoffe gerne mit dem piemontesischen Nebbiolo verglichen werden, sowie auf Greco bianco, Ansonica und Malvasia.
Nähe zum Meer
Die Weine von Cataldo Calabretta, allen voran seine weißen, charakterisiert eine durch kurze Maischestandzeiten verstärkt wirkende, salzig pikant gewürzte Mineralität, die man an den Rändern der Zunge spüren kann. Cataldo führt sie nicht nur auf die durch die biologische Bewirtschaftung gute Nährstoffversorgung seiner Reben zurück, sondern auch und vor allem auf die Nähe seiner Reben zum ionischen Meer. Einige seiner weit verstreut liegenden kleinen Parzellen stehen nur 300 m vom Meer entfernt (Bild oben), andere liegen ein paar Kilometer im Inland. Immer aber dominiert das Meer mit seinem Wind das Mikroklima und damit offensichtlich auch den unverkennbar salzig schmeckenden Charakter der Weine.
Alte Rebsorten
Wie kann ein Land, das über rund 600 autochthone, höchst originelle lokale Rebsorten verfügt, auch für Regionalweine wie Cirò den Anbau der immer gleichen, langweiligen Globalsorten erlauben? Cataldo Calabretta hat sich bewusst den angestammten alten Sorten seiner Region verschrieben, allen voran der uralten, originellen roten Gaglioppo (oben nach dem Abpressen), die man als natürliche Kreuzung aus Sangiovese und der lokalen weißen Mantonico Bianco identifiziert hat. Das macht sie zu einer Verwandten der legendären Nerello Mascalese vom Etna, deren transparente Farbe und spröde Gerbstoffstruktur sie prompt besitzt. Eine der großen eigenwilligen Rebsorten Italiens.
Kalk & Lehm
Es ist heiß und trocken in Kalabrien. Um so mehr kommt es im Weinbau auf die Böden an. Die sind hier besonders nährstoffarm und mager, bestehen aus von zahlreichen Kalksteinen durchsetzten Verwitterungsböden, deren Kalkanteil so hoch ist, daß sie farblich hell, ja fast weiß, das Bild der Landschaft prägen. Wenn es regnet, nehmen diese Böden die Feuchtigkeit nicht nur gut auf, sie halten sie auch gut - vorausgesetzt, sie sind nicht durch Dünger, Pestizide und Mangel an Pflege verdichtet. Durch ihre helle Farbe heizen sich diese Böden um gut 20-30% weniger auf als dunkle Böden, was den Weißweinen ihre besondere Frische und Strahlkraft und den Rotweinen ihr stabiles Säurerückgrat beschert.
Trockenheit & Hitze
Wenn weniger mehr ist ...
Im Keller arbeitet Cataldo Calabretta so unspektakulär, daß man sich den Besuch getrost sparen kann. Es gibt dort nichts zu sehen, was man nicht schon kennen würde. Seine Weine baut er in klassischen großen Betontanks aus, die er Edelstahl vorzieht, weil er ohne Temperaturkontrolle bei Raumtemperatur spontan vergären möchte. Das geht in Betontanks entsprechend kleiner Dimension besser als im inerten Stahltank.
Cataldo schönt und filtriert seine Weine nicht, eine leichte Trübung nimmt er also in Kauf, sie gären trotz Trockenheit und Hitze ohne zugesetzte Hefenährstoffe (DAP) spontan, und die Schwefelzugabe beschränkt er auf maximal 40 mg/l Gesamt-SO2 bei der Abfüllung. Wesentliche Kriterien für Naturwein. Vegan sind seine Weine durch den Verzicht auf tierische Schönungs- und Korrekturmittel zudem auch. Seine Rotweine läßt Cataldo je nach Saftausbeute und Beerenschalendicke für ca. zwei Wochen schonend ohne mechanische Extraktion mazerieren. Seine Weißweine gewinnt er nach kurzem Maischekontakt ausschließlich aus dem Vorlauf-Seih-Most, den Preßmost verwendet er nicht. Sein legendärer dunkelwürziger Rosé, einer der großen Süditaliens, stammt aus Direktpressung, ihn baut er als Ausnahme im Keller im Edelstahltank aus.
Das Ergebnis sind charaktervoll eigensinnige Naturweine, die auf die in der Naturweinszene üblichen Stronzo-Etiketten ebenso verzichten, wie auf die dort offensichtlich unabdingliche Effekthascherei in Form von bakteriologischem und mikrobiologischem »Funk« in Duft und Geschmack. Stattdessen widmet Cataldo seine graphisch unaufdringlich gestalteten Etiketten jenem historischen Werkzeug, mit dem er noch heute seine alten Buschreben hegt, pflegt und bearbeitet, dem »Arcirglione«, ohne den er nicht aus dem Haus geht. Daß seine Weine ihre natürliche Reduktivität durch die biologische Bewirtschaftung in Duft und Geschmack nicht verheimlichen, ist Zeichen kompetenten Anbaus, wie auch respektvoll natürlicher Weinbereitung. Bescheidenheit ist eine Tugend. Dieser engagierte Weinbauer (im besten Sinne des Wortes) pflegt sie nicht nur in seinen Weinen, sondern auch in seinem Denken und Handeln (er ist Mitglied der Naturweingruppe RAW und zertifiziert von »Suolo e Salute«).
Cataldo Calabretta, Viticoltore, S.S via Mandorleto, 47 | 88811 Cirò Marina (KR) | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG
Inhalt: 0.75 l (19,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (19,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (22,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (22,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (31,87 €* / 1 l)