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Weingut Thomas Harteneck

Wer die Wendepunkte zuläßt ...

Es gibt Menschen, die leben ab dem ersten Tag ihres Arbeitsverhältnisses für den Tag ihres Renteneintritts. Sicherheit nennen sie das. Lineares Leben ohne Risiko. Absehbar, vorbestimmt, fest fixiert in Haltung und Geist. Bio-Winzer sind, so sie ihr Metier mit Leidenschaft betreiben, das genaue Gegenteil. Sie lassen das Leben offen im Geist auf sich zukommen, Risiko ist für sie berufsimmanent und ihre »Sicherheit« hängt am seidenen Faden der Natur.

Thomas Harteneck ist Biowinzer aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Und das schon seit über 20 Jahren. Aus der Pfalz kam er damals nach Baden, arbeitete dort zunächst in einer Gärtnerei. Dann beschließt er aus dem Nichts auf 1,5 ha Reben Winzer zu werden. Seitdem hat er sich über zwanzig Jahre ein respektables Bio-Weingut aufgebaut, das heute knapp 10 Hektar Reben bewirtschaftet. Als Quereinsteiger war ihm allerdings das klassische Weingut nicht vergönnt. Er residiert in einem wenig romantischen Industriegebiet in einem unromantischen Zweckbau. Dafür sind seine Weine besonders. Allerdings erst seit wenigen Jahren.

Wie so viele Winzer hatte und hat es auch Thomas Harteneck nicht leicht, die richtigen Kunden für seine Weine zu finden. Der Bioweinmarkt ist klein und er ist inzestuös. Die immer gleichen Händler handeln die immer gleichen Weine. Der konventionelle Weinhandel wiederum hat bis heute nicht begriffen, daß »Bio« keine Ideologie ist, sondern notwendige Voraussetzung für die Qualität von morgen. Also macht auch Thomas Harteneck seinen Händlern Konkurrenz und betreibt einen eigenen Shop. Er muß, setzt er doch inzwischen gut ein Drittel seiner Produktion darüber ab. Die Kunst eines Vertriebs, der die eigene Philosophie stringent zum Kunden transportiert, beherrschen nur wenige Winzer. Deshalb finden sich Thomas Hartenecks Weine auch auf anonymen Internethandelsplattformen, die mit Bio so wenig am Hut haben, wie mit seiner Lebens- und Betriebsphilosophie. Ihr einziges Argument: der Preis. Der Wert dahinter interessiert diese Händler nicht. Harte Realität für alle Winzer, die nicht zu den umjubelten Stars der Szene gehören. Erst wenn du was bist, wollen dich alle. Vorher kümmert sich kein Schwanz um dich. Es sei denn, du wirst von einem Szene-Sommelier oder einem angesagten Händler »entdeckt«. Dann kann es dank Social Media ganz schnell gehen. Doch auch dann spielt oft die Arbeit im Weinberg, die Philosophie im Keller, der Mehrwert dahinter, keine Rolle. Wie sonst können »Weingüter«, die keine eigenen Weinberge besitzen, sondern Trauben zukaufen, und all die vielen »Winzer«, die ihre Weinberge fremdbewirtschaften lassen, also auch nur Trauben verarbeiten, zu großem Ruf gelangen? Narzismus, Eitelkeiten und Inkompetenz deformieren das Weinbusiness zusehends. Größenwahn und die Gier nach sozialem Status trieben viele deutsche Winzer in den letzten Jahren zu rasantem Wachstum, das jetzt, durch den Wegfall großer Teile der Gastronomie im In- und Ausland, zum Riesen-Problem wird. Die Lager sind voll, aber niemand ist da, der sie leeren hilft. Eine Branche im Wandel.

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Der bescheiden, aber selbstbewußt auftretende Thomas Harteneck sieht dem eitlen Treiben aus der Ferne zu. Er weiß was er kann, er kennt seine Kunden, und er kennt seine Grenzen. Sein Keller ist winzig, seine Gärtank- und Lagerkapazitäten begrenzt. Offen redet er darüber, daß ihm die 10 ha Rebfläche, die er bewirtschaftet, schon fast zu groß sind für die aufwendige händische Arbeit, die sein biodynamischer Anbau fordert. So ganz von alleine verkaufen sich seine Weine nämlich noch immer nicht. Dazu ist er noch zu wenig bekannt.

Doch Thomas Harteneck vertraut den Wendepunkten im Leben. Sie haben ihm Glück gebracht. Den bisher wohl einschneidensten verdankt er seiner Frau. Zu seinem 50. Geburtstag fragt er sie aus einer Eingebung heraus, ob sie seine Weine mag. Sie verneint. Im Brustton der Überzeugung. Er ist geschockt, es entspinnt sich eine heftige Diskussion. Wendepunkt. Neustart. Die beiden krempeln alles um. Sie beauftragten eine Agentur, eine neue Homepage und neue Etiketten zu gestalten. Thomas Harteneck beschließt den radikalen Bruch im Keller. Seitdem arbeitet er mit nur noch ganz wenig Schwefel, vergärt seine Moste trüb, verzichtet auf die Filtration seiner Weine soweit möglich, vergärt spontan ohne Temperaturkontrolle auf den wilden Umgebungshefen und nähert sich so dem Naturwein, ohne von der Bewegung gehört zu haben. Erst als die ersten Naturweinhändler anklopfen, wird er auf das Phänomen aufmerksam, da ist der Weg aber längst bereitet. 

Seine Weine von heute sind mutig. Sie sind unkonventionell nackig und ungeschminkt, würzig statt fruchtig, leise statt laut, sie wagen Ecken und Kanten, sind manchmal trüb, oft unfiltriert, und werden deshalb von der Qualitätsprüfung abgelehnt. Also bringt sie Thomas Harteneck als »Landwein« auf den Markt. Nicht alle Weine gelingen ihm gleichermaßen. Doch genau diese neugierige, experimentierfreudige Offenheit ist es, die den Vollblut-Winzer so sympathisch und seine Weine so interessant macht. Er nimmt seine Kunden ernst, begegnet ihnen mit Transparenz statt verlogenem Schein. Beim gemeinsamen Gang durch die Parzellen erleben wir die Kompetenz eines Winzers, der seine Böden kennt, der sein Tun hinterfragt und sich unbequemen Fragen stellt zu den Herausforderungen des Klimawandels, der sogar darüber nachdenkt, seine jetzigen Lagen einzutauschen gegen zwar schlechter beleumundete, ihm für seine Art der Bewirtschaftung aber geeigneter erscheinend, weil sie hoch in einem abgelegenen Nachbartal liegen und deshalb kühler sind. Offen spricht er über die Herausforderungen seiner hohen pH-Werte, die er mit frühem Lesezeitpunkt zu beherrschen versucht, für den er seine Böden und Reben das ganze Jahr hindurch aufwendig präparieren muß. Handwerk, wie es nur leidenschaftlich kompetente Bio- und Biodynamikwinzer hierzulande noch pflegen und beherrschen. Der Lauf der Dinge. Aus dem Gestern in die Zukunft.

Es gibt Menschen, die leben ab dem ersten Tag ihres Arbeitsverhältnisses für den Tag ihres Renteneintritts. Sicherheit nennen sie das. Lineares Leben ohne Risiko. Absehbar, vorbestimmt, fest fixiert in Haltung und Geist. Bio-Winzer sind, so sie ihr Metier mit Leidenschaft betreiben, das genaue Gegenteil. Sie lassen das Leben offen im Geist auf sich zukommen, Risiko ist für sie berufsimmanent und ihre »Sicherheit« hängt am seidenen Faden der Natur.

Thomas Harteneck ist Biowinzer aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Und das schon seit über 20 Jahren. Aus der Pfalz kam er damals nach Baden, arbeitete dort zunächst in einer Gärtnerei. Dann beschließt er aus dem Nichts auf 1,5 ha Reben Winzer zu werden. Seitdem hat er sich über zwanzig Jahre ein respektables Bio-Weingut aufgebaut, das heute knapp 10 Hektar Reben bewirtschaftet. Als Quereinsteiger war ihm allerdings das klassische Weingut nicht vergönnt. Er residiert in einem wenig romantischen Industriegebiet in einem unromantischen Zweckbau. Dafür sind seine Weine besonders. Allerdings erst seit wenigen Jahren.

Wie so viele Winzer hatte und hat es auch Thomas Harteneck nicht leicht, die richtigen Kunden für seine Weine zu finden. Der Bioweinmarkt ist klein und er ist inzestuös. Die immer gleichen Händler handeln die immer gleichen Weine. Der konventionelle Weinhandel wiederum hat bis heute nicht begriffen, daß »Bio« keine Ideologie ist, sondern notwendige Voraussetzung für die Qualität von morgen. Also macht auch Thomas Harteneck seinen Händlern Konkurrenz und betreibt einen eigenen Shop. Er muß, setzt er doch inzwischen gut ein Drittel seiner Produktion darüber ab. Die Kunst eines Vertriebs, der die eigene Philosophie stringent zum Kunden transportiert, beherrschen nur wenige Winzer. Deshalb finden sich Thomas Hartenecks Weine auch auf anonymen Internethandelsplattformen, die mit Bio so wenig am Hut haben, wie mit seiner Lebens- und Betriebsphilosophie. Ihr einziges Argument: der Preis. Der Wert dahinter interessiert diese Händler nicht. Harte Realität für alle Winzer, die nicht zu den umjubelten Stars der Szene gehören. Erst wenn du was bist, wollen dich alle. Vorher kümmert sich kein Schwanz um dich. Es sei denn, du wirst von einem Szene-Sommelier oder einem angesagten Händler »entdeckt«. Dann kann es dank Social Media ganz schnell gehen. Doch auch dann spielt oft die Arbeit im Weinberg, die Philosophie im Keller, der Mehrwert dahinter, keine Rolle. Wie sonst können »Weingüter«, die keine eigenen Weinberge besitzen, sondern Trauben zukaufen, und all die vielen »Winzer«, die ihre Weinberge fremdbewirtschaften lassen, also auch nur Trauben verarbeiten, zu großem Ruf gelangen? Narzismus, Eitelkeiten und Inkompetenz deformieren das Weinbusiness zusehends. Größenwahn und die Gier nach sozialem Status trieben viele deutsche Winzer in den letzten Jahren zu rasantem Wachstum, das jetzt, durch den Wegfall großer Teile der Gastronomie im In- und Ausland, zum Riesen-Problem wird. Die Lager sind voll, aber niemand ist da, der sie leeren hilft. Eine Branche im Wandel.

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Der bescheiden, aber selbstbewußt auftretende Thomas Harteneck sieht dem eitlen Treiben aus der Ferne zu. Er weiß was er kann, er kennt seine Kunden, und er kennt seine Grenzen. Sein Keller ist winzig, seine Gärtank- und Lagerkapazitäten begrenzt. Offen redet er darüber, daß ihm die 10 ha Rebfläche, die er bewirtschaftet, schon fast zu groß sind für die aufwendige händische Arbeit, die sein biodynamischer Anbau fordert. So ganz von alleine verkaufen sich seine Weine nämlich noch immer nicht. Dazu ist er noch zu wenig bekannt.

Doch Thomas Harteneck vertraut den Wendepunkten im Leben. Sie haben ihm Glück gebracht. Den bisher wohl einschneidensten verdankt er seiner Frau. Zu seinem 50. Geburtstag fragt er sie aus einer Eingebung heraus, ob sie seine Weine mag. Sie verneint. Im Brustton der Überzeugung. Er ist geschockt, es entspinnt sich eine heftige Diskussion. Wendepunkt. Neustart. Die beiden krempeln alles um. Sie beauftragten eine Agentur, eine neue Homepage und neue Etiketten zu gestalten. Thomas Harteneck beschließt den radikalen Bruch im Keller. Seitdem arbeitet er mit nur noch ganz wenig Schwefel, vergärt seine Moste trüb, verzichtet auf die Filtration seiner Weine soweit möglich, vergärt spontan ohne Temperaturkontrolle auf den wilden Umgebungshefen und nähert sich so dem Naturwein, ohne von der Bewegung gehört zu haben. Erst als die ersten Naturweinhändler anklopfen, wird er auf das Phänomen aufmerksam, da ist der Weg aber längst bereitet. 

Seine Weine von heute sind mutig. Sie sind unkonventionell nackig und ungeschminkt, würzig statt fruchtig, leise statt laut, sie wagen Ecken und Kanten, sind manchmal trüb, oft unfiltriert, und werden deshalb von der Qualitätsprüfung abgelehnt. Also bringt sie Thomas Harteneck als »Landwein« auf den Markt. Nicht alle Weine gelingen ihm gleichermaßen. Doch genau diese neugierige, experimentierfreudige Offenheit ist es, die den Vollblut-Winzer so sympathisch und seine Weine so interessant macht. Er nimmt seine Kunden ernst, begegnet ihnen mit Transparenz statt verlogenem Schein. Beim gemeinsamen Gang durch die Parzellen erleben wir die Kompetenz eines Winzers, der seine Böden kennt, der sein Tun hinterfragt und sich unbequemen Fragen stellt zu den Herausforderungen des Klimawandels, der sogar darüber nachdenkt, seine jetzigen Lagen einzutauschen gegen zwar schlechter beleumundete, ihm für seine Art der Bewirtschaftung aber geeigneter erscheinend, weil sie hoch in einem abgelegenen Nachbartal liegen und deshalb kühler sind. Offen spricht er über die Herausforderungen seiner hohen pH-Werte, die er mit frühem Lesezeitpunkt zu beherrschen versucht, für den er seine Böden und Reben das ganze Jahr hindurch aufwendig präparieren muß. Handwerk, wie es nur leidenschaftlich kompetente Bio- und Biodynamikwinzer hierzulande noch pflegen und beherrschen. Der Lauf der Dinge. Aus dem Gestern in die Zukunft.

2022 Gutedel trocken Harteneck

Inhalt: 0.75 l (15,87 €* / 1 l)

11,90 €*
2022 Gutedel feinherb Harteneck

Inhalt: 0.75 l (16,00 €* / 1 l)

12,00 €*

Inhalt: 0.75 l (19,87 €* / 1 l)

14,90 €*

Inhalt: 0.75 l (22,00 €* / 1 l)

16,50 €*
2020 Mythos Harteneck

Inhalt: 0.75 l (42,67 €* / 1 l)

32,00 €*