Das Team (oben im Bild) besteht aus jungen Leuten, die neben Winzerinnen und Winzern auch ausgebildete Umwelttechniker sind. Einer von ihnen war auf den Schutz von Riffen spezialisiert. Aus der Kombination dieser vielfältigen Kompetenzen ergibt sich eine neue und eigene Sicht auf den Wein, die diese jungen Leute auf »L'Oree du Sabia« umzusetzen versuchen. Unter anderem auch dadurch, daß sie mehr Land kauften für mehr Biodiversität rund um ihre Parzellen, als für ihre Reben.
Ein Esprit, der für viele junge Winzer und Landwirte in Frankreich gilt. Sie sehen in der ökologischen Bewirtschaftung die zwingende Voraussetzung für ihre Vorstellung von Qualität und sie wissen, daß die Größe ihrer Betriebe dabei ein qualitätsbestimmender Faktor ist. Für sie gehört der Wachstumswahn der letzten Jahre der Vergangenheit an. Die Klimakrise und der sich rasch verändernde Markt
mit zunehmenden Vorbehalten gegenüber dem Alkohol in der jüngeren Generation führen zu einer veränderten Einschätzung der eigenen Möglichkeiten.
Frankreichs Weinbau reflektiert sehr selbstkritisch über den Wandel, der ihm bevorsteht. Da wird intensiv über Bodenaufbau, Wasserspeichervermögen und Mykorrhiza-Netzwerke diskutiert. mehr als über technische Lösungen oder »Technologieoffenheit«.
Zumindest in dieser jungen Winzergeneration ist man sich weitgehend einig darin, daß weniger mehr ist und daß es ohne regenerativ nachhaltige Bewirtschaftung kaum mehr gehen wird Diese Generation stellt sich den Herausforderungen der Klimakrise. Sie ist bereit, dafür den Wein in seiner Gesamtheit von Grund auf neu zu denken. Bastien Mousset und sein junges Team stehen für diese spannende Entwicklung.
Der Schlüssel für Stil und Charakter? Der Boden und seine Auflage
In diesem Bild liegt der Schlüssel für Stil und Charakter der Weine von Bastien Mousset. Die Reben stehen hier auf unterschiedlichen Untergründen, je nach Parzelle auf Schiefer, schieferhaltigem Sandstein, Rhyolith oder Granit. Die unterschiedlichen Farben der hier eindrucksvoll sichtbaren Uferkante deuten auf unterschiedliche Morphologien und mineralische Zusammensetzungen hin. Die Bodenauflage, die auf diesem Gesteinssockel liegt, ist dünn. Sie besteht im wesentlichen aus Schwemmsand und von Quartz und Kiesel durchsetztem ehemaligem Schlamm. Durch die dünne Bodenauflage können die Weine von »L'Oree du Sabia« nicht körperreich, dick und fett schmecken.
Man geht davon aus, daß der Unterboden den Grundcharakter der Weine bestimmt. So sorgt basischer Kalk eher für Straffheit und Säure im Mundgefühl, die sich stets auf die Zunge konzentrieren, wogegen saure Böden wie hier eher für ein »speckig« weiches, in der Säure eher milderes Mundgefühl sorgen, das in rauchig steiniger Würze jede Art von Frucht vermeidet.
Die Bodenauflage ist dagegen für die Textur im Mundgefühl verantwortlich. Je dünner und steiniger sie ausfällt, je straffer, präziser, »saurer« und karger, ja auch magerer im Körper fallen die Weine im Mundgefühl aus. Ist die Bodenauflage dick und fruchtbar, wirken die Weine entsprechend weicher und körperreicher, fruchtiger und zugänglicher, man könnte auch sagen »harmloser«, weil weniger fordernd in ihrer physischen Wirkung im Mundgefühl. Man begründet dies mit der Bodenmorphologie, der Versorgung von Rebe und Traube mit Wasser und Nährstoffen, mit Transportwegen, Wurzeltiefen, Trockenheit, Verdunstung etc...
Das sind grobe Verallgemeinerungen, die als Grundmuster aber funktionieren. Allerdings gelten sie ausschließlich für regenerativ bewirtschaftete Böden und spontane Vergärung mittels natürlicher Hefe. Wer konventionellen Weinbau betreibt, seine Böden düngt und/oder seine Moste per Reinzuchthefe vergärt, kann all dies nicht für sich in Anspruch nehmen.
Bei geringer Bodenauflage wie hier müssen sich die Wurzeln der Reben anstrengen, um an Wasser und Nährstoffe zu gelangen. Um das Wasser im Boden zu halten und das Wurzelwerk zu zwingen, möglichst tief zu gehen, hält Bastien Mousset seine Boden dauerbegrünt. Das komplexe Zusammenspiel des Unterbodens mit der Erdauflage und dem kühlen ozeanischen Klima sorgt in den Weinen von »L'Oree du Sabia« für ein unverwechselbar frisches Mundgefühl, das weder sauer, mager noch dünn wirkt, sondern schlank und seidig dicht zugleich auf ganz eigene Weise den Mund füllt und dort mundwässernd frisch wirkt in aufregend weich agierender, rauchig würziger, je nach Rebsorte auch mal fast samtiger Substanz, die aber stets in pikanter Salzigkeit durch tiefgreifendes Wurzelwerk am Gaumen nach- und ausklingt.
Die kleinen Parzellen von L'Oree du Sabia liegen eingebettet zwischen Wäldern und Salzwiesen in geschützter Naturlandschaft wenige Kilometer vom Atlantik entfernt. Einige der Reben sehen aber auch das Meer. Sie sind umgeben von Hecken, Wäldern und Büschen und so zeigt jede einzelne Parzelle ihr eigenes stilistisches Profil in Weinen, die von der reichhaltigen Biodiversität des noch weitgehend ungestörten Ökosystems profitieren.
Auf den Parzellen stehen die traditionellen Rebsorten der Region: Chenin Blanc und Chardonnay in weiß, sowie Pinot Noir, Négrette und Gamay in rot. Jeder Wein des jungen Weingutes soll die einzigartige Verbindung zwischen seinem Boden und seiner Rebsorte widerspiegeln. Dazu hat das Team um Bastien kürzlich auf biodynamische Bewirtschaftung umgestellt, benutzt also z. B. Baldrian-Tee, um die Reben aufzuwärmen, wenn im Frühjahr Frost droht, spritzt Ackerschachtelhalm gegen Falschen Mehltau, verteilt Hornmist, um den Boden zu stärken, und spritzt Hornkieselsäure, um die Photosynthese zu fördern. Im Bild oben wurden Naturkompost und Hornmist von Hand eingearbeitet.
Dieses Bild zeigt die Bodenauflage unter und zwischen den Rebstöcken. Der Boden ist zur Rebe hin angehäufelt und wirkt locker, durchsetzt von vielen Quarziten und Kieseln. Durchlässiger Boden ist ein typisches Merkmal regenerativer Bewirtschaftung. Sie lockert ihn mit einer speziellen Maschine oder von Hand auf, um der Rebe so Luft und Wasser zukommen zu lassen.
In der konventionellen Bewirtschaftung wird das »Unkraut« zwischen den Reben mit Herbiziden« entfernt. »Round up« ist das bekannteste Glyphosat-Präparat. »Sauber« soll der Weinberg aussehen. Daß dabei das Bodenleben stirbt und die Böden verdichten, was sich mit einem Griff in den Boden unschwer feststellen läßt, nimmt man in Kauf, weil dem Boden im konventionellen Anbau keine Funktion zukommt. Bei L'Oree du Sabia ist er Lebenselixier für die Reben und entscheidender Grund, warum die Weine so schmecken, wie sie schmecken. Weil man hier mit hoher Feuchtigkeit vom Meer zu kämpfen hat, werden die Reben auf die feuchten Verhältnisse gezielt über die Böden, vor allem aber über die Steuerung des Laubwerkes und der Begrünung darauf vorbereitet.
Forst im Winter ist am Atlantik keine Seltenheit. Das Bild oben zeigt alte Reben von L'Oree du Sabia nach einer Frostnacht mit minus 10°C. Eine gesunde, gut mit Nährstoffen versorgte Rebe beginnt erst bei –20 °C Schäden zu zeigen, wobei die Schädigung von der Rebsorte abhängt und langsam sinkende Temperaturen weniger gefährlich sind als ein plötzlicher Kälteeinbruch, dem milde Witterung voranging. Grundsätzlich kann harter Winterfrost durch inter- bzw. intrazelluläre Eisbildung die Zellen des Rebholzes schädigen und zerstören.
Und auch hier stellt man Unterschiede zwischen regenerativer und konventioneller Bewirtschaftung fest. Reben aus konventionellem Anbau weisen oft unzureichende Versorgung mit Reservestoffen auf. Sie erweisen sich dann als besonders frostgefährdet. Vor allem Mangel an Kalium, der im konventionellen Anbau bei verdichteten Böden, mangelnder Düngung und bereits kränkelnden Reben auftritt, erhöht die Frostempfindlichkeit signifikant. Da Kaliummangel auch die Traubenqualität negativ beeinflußt, kennt man das Phänomen im ökologischen Anbau sehr genau und weiß, wie man ihm begegnet. Insofern erweisen sich regenerativ bewirtschaftete Reben als zumindest etwas frostresistenter. Auf L'Oree du Sabia hat Winterfrost seit der Gründung noch keinen Schaden anrichten können ...
... was man von den späten Frösten der letzten Jahre nicht sagen kann. Viele Lagen an der Loire litten in den vergangenen Jahren immer wieder unter massiven Spätfrostschäden mit deutlich reduzierten Ernten. Offensichtlich steigen durch die Klimakrise die Temperaturen während der Wintermonate, was zu einem früheren Knospenaustrieb führt. Damit wird die Zeitspanne, in der Spätfröste Schäden anrichten können, länger. Besonders empfindlich ist die Rebe während der ersten Austriebsphase. Da können die grünen Triebe, vor allem in Bodennähe, schon ab –1 bis –2 °C erfrieren. Sie werden schlaff, dann braunschwarz und schließlich vertrocknen sie. Bereits ausgetriebene Knospen werden braun und treiben nicht weiter aus. Nach einem solchen Frostereignis braucht die Rebe Zeit, um sich zu erholen. Meist setzt dann nach ca. 14 Tagen ein neuer Austrieb ein..
Im Bild oben war das Team von Bastien Mousset gewarnt. Durch Verbrennen stark rauchenden Holzes hat man hier versucht, eine schützende Rauchdecke über den Reben zu erreichen. Damit soll die Wärmeabstrahlung des Bodens verringert und nach dem Frost eine zu rasche Erwärmung durch die Sonne verhindert werden. Ein Verfahren, dessen dramatische Bilder jedes Jahr aufs Neue um die Welt gehen, dessen Sinn von Physikern und Klimatologen aber bezweifelt wird. Hier hat es funktioniert.
Weingut
L'Oree du Sabia ist ein funkelnagelneues Weingut, gegründet und gebaut 2017.
Da kann noch keine eigenständige natürliche Hefeflora die spontane Gärung beeinflussen. Auch sind viele Reben neu gepflanzt. Deren natürliche Hefen aus dem Weinberg ermöglichen zwar eine die spontane Gärung im Keller, doch werden sich deren Hefe-Populationen in den kommenden Jahren je nach Jahresverlauf und Feuchtigkeit noch vielfach ändern, weshalb die Weine jedes Jahr ein wenig anders schmecken werden. Es wird noch viele Ernten brauchen, bis man in den Weinen von Bastien Mousset eine eigene, natürlich stabile und unverwechselbare Hefeflora im Keller identifizieren können wird.
Schon heute kann man aber die spontane Gärung im Mund fühlen und ihr im Bukett nachspüren. Doch noch sind die Weißweine von einer gewissen weißfruchtig »pubertären« Frucht geprägt, wirken durchdringend frisch, fröhlich und zugänglich und lassen eine pikante Salzigkeit spüren, eine tiefgründige Würze und aromatische Komplexität geht ihnen aber noch ab. Sie werden aber mit jedem Jahrgang deutlicher spür-, schmeck- und fühlbar werden. Ein Weingut mit enormem Potential.
Transparenz
Das Internet und Social Media machen sie möglich, die Transparenz in An- und Ausbau von Wein im Kontakt mit Kundin und Kunde. Bastien und seine Leute machen das sehr gut. Auf Facebook und Instagram kommunizieren sie ihre Arbeit das Weinjahr hindurch und zeigen, wie sie arbeiten und erklären, warum sie so arbeiten, wie sie es tun.
Das Bild oben stammt z. B. aus ihrem Facebook-Account und zeigt eines der entscheidenden Qualitätskriterien in Sachen Weißwein, das allerdings entsprechend kommentiert werden muß, sonst weiß der Betrachter nicht, was er hier sehen soll.
Das Bild zeigt Qualität und Reifezustand handgelesener Trauben unmittelbar vor dem Preßvorgang Einen besseren Beweis für die Qualität der Arbeit im Weinberg gibt es kaum. Offensichtlich kerngesunde ganze Trauben, also am Stielgerüst, warten hier auf ihre Verarbeitung per sogenannter Ganztraubenpressung. Dabei läuft der Most entlang der Stielgerüste im Presskuchen schon bei geringem Pressdruck ab und liefert so zwar geringere Ausbeute, dafür aber besonders hochwertige Mostqualität.
Innovation
Im Ausbau der Weine herrscht permanente Dynamik. Erst waren es die Barriques, die man sogar auf dem Etikett erwähnte. Dann war es das Betonei, das die Winzer der Welt faszinierte. Danach kamen die Amphoren auf, die plötzlich in den Kellern der angesagten Winzer der Welt standen, seit ein paar Jahren sind Betontanks unterschiedlichster Form angesagt.
Sie allerdings machen in mehrfacher Hinsicht Sinn: Man muß sie nicht kühlen, weil Beton praktisch keine Leitfähigkeit besitzt; weil sie nur in relativ kleinen Größen hergestellt werden, erwärmt sich der Most während der Gärung kaum, man kann sich so auch hier die Kühlung sparen und so machen diese Tanks vor allem auch aus energetischer Sicht Sinn.
Geschmacklich sind sie interessant, weil Beton basisch ist. Vergärt man dort, nach entsprechender Vorbehandlung, kommt es im Most bzw. Wein zu einer natürlichen Entsäuerung, die die Weine etwas weicher, cremiger, mundfüllender wirken läßt, ohne an Frische zu verlieren. Den Ausbau in solchen Betontanks können Sie in den entsprechenden Weinen an diesem Mundgefühl erkennen.
Handarbeit
Das junge Team von L'Oree du Sabia hat sich ambitioniert dem Geist und der Idee traditionellen Handwerks verschrieben. Das beginnt beim Anbau und der Pflege der Reben und hört bei präzisen Weinen, die zwar maximal natürlich und handwerklich entstehen sollen, nicht aber nur ihre Machart schmeckbar machen sollen, sondern vor allem ihre atlantische Herkunft und die Vielfalt ihrer Böden, nicht auf. Ziel sind maximal lebendige Weine aus handwerklicher Produktion. Das setzt erstklassiges Lesegut voraus, das oben im Bild von Hand nicht nach Größe oder Homogenität ausgelesen wird, sondern nach Gesundheitszustand. Nur aus gesunden, reifen Trauben kann Bastien Mousset Moste keltern, die er im Keller nicht korrigieren muß.
Tradition
Es gibt im Wein keinen Begriff, der so oft, so schwer und so bewußt mißbraucht wird, wie das Wort »Tradition«.
Das Team um Bastien Mousset denkt dabei an die vorindustrielle Zeit des Weinbaus. Es nutzt modernste Technik wo sie Sinn macht, setzt aber auf traditionelles Handwerk überall dort, wo es auf Technik verzichten kann, auch wenn das länger dauert oder mehr kostet.
In der Rotweinbereitung setzt man deshalb auf die Extraktion der Beerenschalen mit den Füssen. Sie ist besonders schonend, weil die Fußunterseite so weich ist, daß sie das Traubengsrüst und die Zellen der Beerenschalen nicht zerstört und so Bitterkeiten vermeidet. Eine schon im alten Testament praktizierte Tradition.
Zeit
Die Arbeit im Keller soll die Rebsorten vor dem Hintergrund des ozeanischen Klimas und ihres spezifischen »Terroirs« so nackig und ungeschminkt wie möglich zum Ausdruck bringen. Das braucht vor allem Zeit im Ausbau.
Dabei geht es um Frische und Harmonie, um Feinheit statt lauter Kraft, um Frucht, die aber mehr als nur »fruchtig« sein soll, und um eine spürbare Vertikalität im Sinne des Tiefgangs. Dazu wird auf L'Oree di Sabia ausschließlich mittels der natürlichen Wildhefen aus dem Weinberg spontan vergoren. Die Gärung findet in kleinen Edelstahl- und Betontanks statt und ausgebaut werden die Weine mit bewußt viel Hefekontakt je nach Rebsorte und Bodenart im Edelstahltank, im Betontank oder in Barriques.
Inhalt: 0.75 l (21,20 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (26,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (26,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (30,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (32,67 €* / 1 l)