Zugeflogen ist Steffi und Fabian Lassak nichts. Während so manchem deutschen Weingut der Erfolg in neureichem Protz den Blick vernebelt, verfolgen die beiden in aller Bescheidenheit ihre Vision des eigenen Weingutes. Gegründet haben sie es 2016, seit 2019 sind sie biozertifiziert. Ihre Räumlichkeiten sind so bescheiden wie ihr Auftritt, ihr Keller harmoniert mit der Größe ihrer Parzellen.
Ihren Wagemut und ihre Leidenschaft machen Lassaks in Weinen schmeckbar, die deutlich geprägt sind von den Muschelkalkböden ihrer Lagen am Neckar. Bislang bewirtschaften sie nur eine kleine Parzelle mit Riesling und Lemberger in den steilen Terrassen, doch alle ihre Weine überzeugen durch ursprünglich unverfälschte, natürliche Ausstrahlung und selbstbewußte Persönlichkeit.
Lassaks sind offen für Neues und Altes. Ihren Weg gehen sie selbstbewußt und neugierig auf das was kommt. Dabei können sie auf profunde Kompetenz bauen, die sie sich während ihrer Ausbildung in Geisenheim und in Weinbaubetrieben in Burgund, Österreich und Neuseeland angeeignet haben. Beide haben zudem einige Jahre in renommierten Weinbaubetrieben hierzulande Erfahrungen gesammelt. Ein Winzerpaar mit ungewöhnlicher Vision und Einstellung, das wohltuend bescheiden auftritt.
Mit ihrem kompromißlos qualitätsorientierten Weinbau setzen Lassaks Maßstäbe in der Region. Zusammen mit ihren Freunden vom Weingut Roterfaden, mit Jochen Beurer, bei dem Fabian gearbeitet hat, und mit ein paar anderen engagierten Winzerkollegen haben sie Württemberg zu einer der aufregenden Weinbauregionen in Deutschland mit dem Mut zum Wandel gemacht.
Die Besonderheit der Hessigheimer Lagen: Unter fruchtbarer, oft aber nur dünner Schicht an Oberboden liegt hier Muschelkalk. Einzigartig in Württemberg. An manchen Stellen auch reiner Kalkstein. Die Böden sind leicht, ihr Wasserspeicher-Vermögen ist gering. Um an Nährstoffe und Feuchtigkeit zu gelangen, müssen die Reben deshalb tief wurzeln. Über Begrünung und Dichtpflanzung sorgen Lassaks dafür.
Ihre beste und steilste Parzelle bepflanzten sie vor ein paar Jahren mit Riesling in der alten römischen Einzelstockerziehung (Bild links). Für ihren Spätburgunder wählten sie eine Massenselektion aus Burgund, ebenfalls dicht gepflanzt. Ihre Lemberger stammen z. T. von Reben, die 30 und 55 Jahre alt sind und mit einem hochwertigen Blaufränkisch aus dem Burgenland umveredelt wurden. Kürzlich konnten Lassaks eine fast schon magisch schöne, in sich abgeschlossene Parzelle hoch über dem Tal pachten. Deren alten Rebbestand veredelten sie auf Spätburgunder und Chardonnay um. Wir sind gespannt auf das, was da kommt.
Wie so viele ihrer Generation ließen sich auch Steffi und Fabian Lassak von der Naturweinbewegung inspirieren. Sie tun das aber ideologiefrei, machen aus Schwefel also keine Religion. Konsequent verzichten sie auf die Zusatzstoffe der Kellerwirtschaft, schönen ihre Weine nicht und filtrieren nur wenn mikrobiologisch nötig. Respektvoll setzen sie auf die Kraft der Natur. Ihre Moste gären grundsätzlich spontan ohne Vorklärung in unterschiedlich großen Holzfässern ohne Temperaturkontrolle. Lassaks schwefeln nur nach Bedarf und wenn, dann nur minimal bei der Abfüllung. Die Weine reifen lange auf der Vollhefe. Ihre Rieslinge dürfen ganz entspannt den natürlichen biologischen Säureabbau absolvieren, wodurch sie sich dem deutschen Stil-Diktat auf sehr anregende Weise entziehen.
Ihre Weine sind trotz natürlicher Machart weder »fehlerhaft«, noch, wie so viele »Naturweine«, nur uniform von der Art ihrer Weinbereitung geprägt. Durch den biologischen Anbau besitzen ihre Weißweine eine natürliche Reduktivität, die Zeit und Luft im Glas fordert. All ihre Weine wagen Persönlichkeit und Charakter, sind tiefgründig frisch im Trunk, stilistisch wegweisend ungewollt, folgen keinem Ideal, keiner populistischen Vorgabe, keinem marktgerechten Klischee. Durch minimale Schwefelung zeigen sie sich im Mundgefühl offen und weiträumig. Ihre lebendigen Böden prägen sie kühl, mineralisch würzig und frei von kitschiger Frucht in Duft und Geschmack. Wir empfehlen, sie 1-2 h vor Genuss zu dekantieren; einmal geöffnet, entwickeln sie sich über Tage.
Lassaks aufregend eigensinnige Rieslinge prägt der Muschelkalk-Boden in rauchigem Duft und Geschmack. Sie sind weder sauer noch mager, weil niedrige Erträge ihnen Substanz und Dichte im Mundgefühl verleihen und sie den biologischen Säureabbau absolvieren dürfen. So konterkarieren sie das deutsche Riesling-Ideal in mutig »freien« Weinpersönlichkeiten, die beweisen, wie stilistisch eng und geschmäcklerisch beliebig das angebliche Ideal ist. Ihre Rieslinge wagen weite Grenzen, sind offen im Geist, komplex im Mundgefühl, aufregend natürlich und wegweisend ungewollt in Strahlkraft und Ausstrahlung. Unbequem nackig sprengen sie Gewohnheiten. Herkunft pur.
Lassaks Lemberger verströmen kompakt und dicht den Reiz großer Blaufränkisch, erinnern aber auch an Cabernet Franc von der Loire, agieren ähnlich kühl und dicht verwoben im Mundgefühl. Nach schlankem Start öffnen sie sich raumgreifend saftig im Mund in kraftvoll würziger Potenz und samtiger Konsistenz, im für die Rebsorte so typischen kühlen Hauch von Lorbeer und Wacholder. Engagiert regenerativer Weinbau eindrucksvoll erleb- und nachvollziehbar gemacht in Weinen, die nach vorne blicken.
Großen Ehrgeiz legen Lassaks in ihre Spätburgunder. Da kündigt sich Spannendes an! Schon heute präsentieren sie aufregend hochwertige, feinfühlig dicht gepackte, von tiefgründig würziger Intensität durchzogene Burgunder, die durch ihren wegweisenden Fokus auf die Genetik auf jene kitschig reife Süße im Nachklang verzichten, die uns als unnötige Schminke in so vielen Pinots aus deutscher Produktion nervt.
Inhalt: 0.75 l (26,67 €* / 1 l)