Wir wünschen ein gutes, gesundes und hoffentlich friedlicher werdendes neues Jahr 2025!

Corte Manzini

Familie Manzini

 

Klassischer Lambrusco Grasparossa. Die dunklere, gerbstoffbetontere Art Lambrusco. Bäuerlich deftig und ehrlich, fröhlich und supersüffig. Eine der besten seiner Region.

Region: Emilia-Romagna

Rebfläche: 10 Hektar

Rebsorte: Lambrusco Grasparossa

Bewirtschaftung: konventionell


Familie Manzini bewirtschaftet einen bäuerlichen Familienbetrieb im Städtchen Settecani di Castelvetro nahe Modena. Eine liebliche, nicht flurbereinigte (welche Wohltat) Hügellandschaft mit Obstanbau, Nüssen, ein bisschen Getreide, viel Gartenbau und Wein. Lambrusco. Wir sind mitten im Zentrum des dunklen, würzigen Lambrusco Grasparossa. So heißt die Rebsorte, so heißt auch der Wein. Er wird hier seit Generationen angebaut, doch erst mit der Erfindung der industriellen Schaumweinherstellung 1910 kam der Reichtum in die Region.

Es war Ende des 19. Jahrhunderts, als der italienische Önologe Federico Martinotti die Technologie zur Herstellung schäumender Weine erfand. Er gab dem Grundwein eine genau definierte Menge an Zucker und Hefe in einem geschlossenen Tank zu, der dem dabei entstehenden Druck von 6 bar standhalten konnte. Damit hatte er die Tankgärung erfunden. Die weitere Verarbeitung des so erhaltenen Rohsektes, insbesondere die Abfüllung auf Flaschen, gelang ihm aber nicht, die gewonnene Kohlensäure ging weitgehend verloren. Es waren zwei französische Wissenschaftler, die bereits 1852 einen druckfesten Gärtank, einen sogenannten Autoklaven, zum Erhalt der Gärkohlensäure erfunden hatten, den schließlich der französische Önologe Eugène Charmat im Jahre 1907 an der Universität Montpellier mit dem Gärtank so verband, daß die Kohlensäure durch Kühlung unter Gegendruck so auf die Flasche kam, wie sie im Gärtank entstanden war. Damit gilt Monsieur Charmat als der Erfinder  der Schaumweinherstellung in Großbehältern. Deshalb trägt das Tankgärverfahren bzw. die Großraumgärung heute als »Méthode Charmat« seinen Namen. 

Kaum wurde das Verfahren ab 1910 publik, begann in ganz Europa die Sekt- und Schaumweinindustrie zu boomen. In Deutschland entstanden in Wachenheim und im Rheingau die bekannten Sekt-Betriebe, im Veneto begann der Prosecco seine Karriere, in der Emilia Romagna erblickte der Schaum im Lambrusco das Licht der Welt. Seitdem schäumt er rund um die Welt, der Lambrusco. Schon sehr früh begann man ihn mit Restzucker abzufüllen, um ihn auch einer größeren, unerfahrenen Trinkerschaft schmackhaft zu machen. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Justus von Liebig hatte den Kunstdünger erfunden, nun wurde kräftig gedüngt, die ertragsfreudige Rebsorten-Familie Lambrusco produzierte prompt was das Zeug hielt. Die Mengen wurden immer größer, man begann zu exportieren und fand im amerikanischen Markt einen Abnehmer, der unersättlich schien. So ging das bis in die späten 1990er Jahre. Dann drehte sich der Markt und das so erfolgreiche Massenwein-Business fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Viele der großen Handelshäuser und einst so erfolgreichen Abfüller meldeten Insolvenz an und verschwanden vom Markt. Wein und Region litten lange heftig unter schlechtem Image - bis vor wenigen Jahren eine qualitative Rückbesinnung einsetzte, die derzeit in vollem Gange ist.

Familie

Dieses leider etwas verpixelte Bild der offensichtlich tragenden Mitglieder von Familie Manzini, das wir deren aus den frühen 2000er Jahren stammenden Homepage entnahmen, zeigt, was man in Italien noch immer unter »Famigila« versteht. Nur eine Frau ist auf dem Bild, Marika. Sie verantwortet den Agritourismus, ist Sekretärin, hilft bei der Abfüllung und ist für die Traubenselektion während der Ernte zuständig. Die anderen Damen des Hauses, die wir selbst nie sahen, von denen wir aber annehmen, daß es sie bei der Anzahl von Männern geben könnte, stehen wahrscheinlich am Herd, bügeln, putzen und kümmern sich anderweitig und weniger bedeutsam um den Wohlstand der Familie, als die hier fröhlich aus Zahnputzbechern zechenden Herren. Eine so wundersame wie wunderbare Szenerie, die so viel sagt, ohne es zu sagen.

In einer solchen Familie hat jede ihre und jeder seine Aufgaben. Die Homepage der Familie listet sie namentlich auf. So könnte man erklären, warum sich Manzinis so herrlich altmodisch und »traditionell« rückwärtsgewandt geben. Ihre Etiketten sind von vorgestern. Ihr Geschmack in Sachen Flaschenausstattung und Marketing abenteuerlich »italienisch«. In Sachen Nachhaltigkeit und Ökologie ist nur schwer zu argumentieren, die Jungen wollen, die Alten lassen sie nicht. Ihre Weine sind im besten Sinne traditionell und handwerklich sauber, ehrlich und ungeheuer zuverlässig in Qualität und Machart. Dynamisch und agil sind sie nicht. Wir arbeiten schon sooo lange zusammen und haben bis heute keinerlei Veränderung, keine Perspektive für einen auch nur irgendwie gearteten Wandel feststellen können. Reicht das den Jungen? 

»Wir haben das immer so gemacht, und so machen wir es auch heute«. Das ist schade, denn eigentlich müßten auch die älteren Herren auf diesem Bild das Wort »konservativ« so verstehen, wie es gemeint ist: Bewahrend. Die Natur bewahrend, die Böden bewahrend, die Umwelt bewahrend, die Nachwelt für die Kinder bewahrend. Stattdessen haben sie sich der Wahrung ihres kleinen Wohlstandes verschrieben, der trügerisch ist in Zeiten der Klimakrise. Rund um Bologna und Modena wird das Trinkwasser knapp. Die landwirtschaftlichen Fläche sind ausgeräumt, die Böden offen, katastrophale Wind- und Wassererosion sind die Folge, die Feinstaubbeasatung hat dadurch auch hier enorm zugenommen. Die Böden trocknen aus, halten kein Wasser mehr, es fehlt dessen Verdunstung, infolge dessen entsteht kein Wetter, keine Wolken und damit auch kein Regen. Daß Boden Wetter machen kann, sollten die Alten der Familie wissen. Das war damals selbstverständliches, bäuerliches Erfahrungswissen. Damals versuchte man deshalb zu bewahren, was einem die Natur gegeben hatte. La famigila Manzini: Apprezziamo molto i vostri vini, ma dopo tutti gli anni in cui abbiamo lavorato insieme, dovreste iniziare a muovervi, altrimenti ci muoveremo noi ...

Diversifikation

Familie Manzini weiß die Tiefen des italienischen Steuersystems wohl zu nutzen. Demnach wird dort die ausgewiesene landwirtschaftliche Fläche besteuert. Was darauf noch Geld abwirft, vom Hotel bis zum Restaurant, aber nicht. Also versucht jeder Weinbaubetrieb sein Angebot zu diversifizieren. Manzinis machen das über ein stets ausgebuchtes, gutes Restaurant mit lokalen Spezialitäten, sowie einem sehr netten, ebenfalls gut gebuchten Hotel. Und natürlich mit ihrem Weingut, dessen 10 Hektar Rebfläche der Familie ein offensichtlich gutes Auskommen garantieren. Jedes Familienmitglied hat eine Position im Betrieb, damit eine gesicherte Zukunft und ein sicheres Einkommen. In Italien, dem einzigen Land in der EU, in dem seit 1990 die Bruttogehälter sinken, und das zudem die niedrigsten Gehälter in der gesamten EU bezahlt, allen voran in der Landwirtschaft, nicht alltäglich.

Corte Manzini dei F.lli Manzini | Via Modena, 131|3 | 41014 Ca' di Sola di Castelvetro (MO) | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & Co KG