Keller
Als Olivier Jullien Ende der 1980er Jahre zusammen mit seinem Vater die lokale Genossenschaft verließ, war er einer der ersten im Languedoc, der sich ein eigenes Weingut aufbaute. Er stand damit allein auf weiter Flur.
Alle heute bekannten Betriebe des französischen Südens waren zu dem Zeitpunkt noch Mitglieder in Kooperativen oder existierten noch nicht.
Der junge Olivier aber hatte schon eine sehr klare Vorstellung von dem, was er vorhatte. Er wollte das für ihn offensichtliche Potential seiner Lagen rund um Jonquières nutzen und verfolgte dabei ein Qualitätskonzept, das damals sensationell visionär war und auch heute noch vielen Winzern als Vorbild dient.
Seine charaktervollen Cuvées sprengten damals die Vorstellungen von dem, was man aus dem Languedoc kannte. Sie setzten völlig neue Maßstäbe im französischen Süden. In sturer Eigenständigkeit vereinten sie die Rustikalität der lokal angestammten Rebsorten und deren karger Böden mit der Frische der Lagen und einem Ausbau im Keller, der bis dahin unbekannte Gerbstoff-Qualität hervorbrachte. Olivier war damals einer der ersten, die auf den Ausbau in großen und kleinen Holzfässern setzte. Er vergor vom ersten Tag an spontan, ließ seine Weine lange auf der Vollhefe reifen und füllte sie unflitriert und ungeschönt ab. Alles Dinge, die damals undenkbar waren und noch heute nicht die Regel sind. Seinen Prinzipien ist Oliver in aller Sturheit bis heute treu. Modische Betoneier oder Amphoren lehnt er ab. Er braucht das Holz der Fässer, um die Gerbstoffe seiner in der Jugend kompakten und deftigen Weine harmonisieren zu können. Außer wenig Schwefel setzt Olivier seinen Weinen nichts zu, buchstäblich nichts.
Weinberg
Für Olivier stand vom ersten Tag der Selbstständigkeit an fest, daß er regenerativ wirtschaften muß, um die Qualität produzieren zu können, die ihm vorschwebte. So wurde er zum Wegbereiter der biologischen Bewirtschaftung im Languedoc.
Als kompromißloser Verteidiger der regionalen Terroir-Idee widersetzte er sich vehement den subventionierten Pflanzungen der »edlen« Rebsorte Syrah zulasten von Grenache und der »unedlen«, von ihm aber geliebten Carignan, die er aus eigener Massenselektion gezielt wieder pflanzt. Die geschmackliche Banalisierung der Weine des Languedoc ist ihm ein Graus, doch den rasanten Fluß des Zeitgeistes hält auch er nicht auf.
Während er für die Zukunft originärer Weine im Languedoc kämpfte, rüstete eine neue Winzergeneration mit viel Geld, teuren Marketing-Konzepten, lautem Social-Media-Geplapper und gefälligen Allerweltscuvées zum Kampf um Marktanteile.
Daß Olivier Jullien heute nur kennt, wer sich für die Weine des Languedoc wirklich interessiert, ist deshalb kein Wunder. Er hat sich in all den Jahren seinen Böden, Lagen und Reben gewidmet, für Weine, die ihm über Jahrzehnte aus den Händen gerissen wurden. Heute, im Zeitalter des Internets und der Social Media, geht es um den schnellen Reiz, die beste Optik und selbst Genuss wird mediengerecht zelebriert. Keine Welt für Olivier Jullien, der für seine Leidenschaften und Überzeugungen lebt und damit seinen Weg in die Zukunft geht: Als Luxus der Zukunft gelten lebendige Böden, gesunde Ernährung-, Zeit zum Nachdenken und Kennerschaft, auf welchem Gebiet auch immer. Der Luxus des Olivier Jullien.
Charakter
Den haben sie, seine Weine. Sie beweisen ihn aber meist erst nach fünf, sechs und mehr Jahren auf der Flasche in rarer Größe und Finesse. Und das ungeschminkt, also ohne die Errungenschaften der »modernen« Önologie, ohne technische Eingriffe und ohne die fehlerhafte Einfalt jener »Naturweine«, die hinter funky Etiketten den Eindruck zu erwecken versuchen, natürlich zu sein.
Dieser »Natur« setzt Olivier Jullien die urwüchsige Kraft seiner professionell natürlichen Naturweine entgegen. Ihre mutig unverstellte Aura strahlt Finesse und Subtilität aus, und bezaubert zugleich durch ursprünglich rustikalen Herkunftscharakter. Dazu verzichtet Olivier auf Schönung und Filtration, setzt auf Handlese und schonende und sensible Extraktion der Trauben.
Seine Weine sind konzentriert und dicht gepackt, aber ganz anders als gewohnt, nämlich so geschmeidig und wild, wie die Natur sie gemacht hat. Hier schmeckt man das kühle Jahr unweigerlich im Vergleich mit einem armen Jahr.
Wer hier polierte Weichspültropfen erwartet, ist bei Olivier Jullien am falschen Ort. Seine Weine strahlen eine ursprüngliche, fast schon wild wirkende Natürlichkeit aus, die ihn aus jenen Hochglanzmagazinen katapultierte, die ihn früher feierten. Handel im Wandel. Dort geht es heute um »schönen« Gleichklang, um das möglichst perfekte Klischee, um Hochglanz. Mit anderen Worten: es herrscht pure Langeweile im Glas. Die nervt immer mehr Weintrinkerinnen und Weintrinker und so erfreuen sich Olivier Julliens große Natur-Weine wieder wachsender Nachfrage. Wir haben ältere Jahrgänge eingelagert, die wir mit Freude empfehlen.
Inhalt: 0.75 l (51,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (51,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (51,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (51,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (52,00 €* / 1 l)