Heretat Montrubi

Familie Peris

Ein Newcomer aus dem Penedès nordwestlich von Barcelona. Alte, vergessene und autochthone Rebsorten, die Höhenlage und biologische Bewirtschaftung sorgen für Weine mit Eigenart und Aufsehen. Dazu ein Hotel und Gastronomie der Charakterklasse als Gesamtkunstwerk.

Region: Penedès | Spanien

Boden: Kalkmergel, Lehm

Betriebsgröße: 30 ha

Bewirtschaftung: Biologisch

Rebsorten: Sumoll | Xarel-Lo | Parellada | Garnacha

Der iberische Wein durchlebt wegen der Trockenheit der letzten Jahre und der damit einhergehenden Wasserkrise des Landes gerade grundlegenden Wandel. Er wird mit dem Wein, den wir bisher aus Spanien gewohnt waren, nur noch auf dem Billigsektor Gemeinsamkeiten haben. Der Wein von morgen ist dort schon heute mehr als nur schnäppchenjägerbillig, entstammt regenerativer Bewirtschaftung und ist eher weiß als rot. Zwar wird Spanien hierzulande weitgehend als Rotwein-Nation kommuniziert, tatsächlich aber waren im Jahr 2021 nur 37% der Weinproduktion des Landes rot, dagegen aber 49% der Weinproduktion weiß. Spanien produziert schon immer deutlich mehr Weißwein als Rotwein. Bedenklich stimmt derzeit, daß auch in Spanien, wie in fast allen europäischen Ländern, der Weinkonsum rückläufig ist. Vor allem der Rotweinkonsum sinkt drastisch. Viele engagierte und wagemutig andere Winzerinnen und Winzer des Landes leben deshalb inzwischen eher vom Export als vom Konsum im eigenen Land, weil die Weine neuer Generation sich (noch) schwer tun auf dem Markt im eigenen Land.

Die Weißwein-Dominanz erklärt sich damit, daß Spanien nach der Schweiz das topographisch höchstliegende Land Europas ist. Deshalb durchzieht viele regional verwurzelte Weiß- aber auch Rotweine des Landes eine lebendige, aber nicht penetrante Säureader, sie sind unmanipuliert in der Farbe und natürlich »normal« im Alkoholgehalt. Längst nicht alle Rotweine unterwerfen sich dort also jenem aufdringlich plakativen Eichenholzfaß-Vanille-Duft, den man hierzulande für »typisch Spanisch« hält. 

Das Weingut Heretat Montrubi aus dem Penedes in Katalonien steht für dieses andere, neue Spanien. Es wird 1984 von der Unternehmer-Familie Peris gekauft, die ihr Vermögen in der Pharmaindustrie gemacht hat. Sie will sich damit auf die Produktion hochwertiger Cavas kaprizieren. Doch die meisten Weinbaubetriebe im Penedes produzieren Cava und so gelingt es Familie Peris nicht, sich auf dem hart umkämpften Markt der Schaumweine zu etablieren.

Das ändert sich, als die Kinder des Hauses während ihres Studiums in London mit der Naturweinbewegung in Berührung kommen. Diese fasziniert sie so, daß sie nicht nur in Londoner Naturweinbars arbeiten, sondern auch im dortigen Weinhandel. Prompt geht dort dann die Saat auf, die eine ganze Generation junger Weintrinker geprägt hat und noch prägt, und sie beschließen, nach Hause zurückzukehren und dort den Weinbau zu übernehmen. Gesagt, getan. Die Jugend beginnt sofort mit der Umstellung auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung und überzeugt den langjährigen Betriebsleiter und Weinmacher Josep Queral (Bild oben), mit dem jungen Team, das sie aus London mitgebracht haben, nicht nur Biowein zu produzieren, sondern mit Betoneiern, Amphoren, spontaner Vergärung und Minimalschwefelung zu experimentieren. Josep macht begeistert mit und die Zukunft von Montrubi ist gesichert.

Heute hängt man auf Montrubi den biologischen Weinbau nicht an die große Glocke, sondern praktiziert ihn als traditionellen Weinbau, wie er im Penedes vor dem Einzug des »Fortschritts« praktiziert wurde: nachhaltig und umweltschonend. 

Dazu läßt man nicht nur alte Hecken und Bäume stehen, sondern pflanzt gezielt neue in die Rebzeilen. Um das Bodenleben mit natürlichen Mikroorganismen aktiv zu beleben, läßt man je nach Bodenformation und Standort bis zur sommerlichen Trockenperiode Einsaaten und heimische Bodenbedeckung im Weinberg wachsen. Josep Queralt: »Wir suchen das Gleichgewicht zwischen Rebe und Umwelt, indem wir biologisch-dynamischen Richtlinien folgen, die zu einer Steigerung der Vitalität führen.« Sein Betrieb ist entsprechend zertifiziert. 

Kaum macht sich das junge Team an die Arbeit, beschließt es, nicht mehr nur Cava, sondern auch stille Weine zu produzieren. Unter der Ägide von Josep Queralt beginnt das Weingut, trockene Weiß- und beeindruckende Rotweine aus den alten lokalen Rebsorten des Penedes zu produzieren. Links im Bild eine nur von Hand zu bearbeitende Anlage alter Buschreben in Hochstamm-Erziehung. 

Die Kollegen in der Region erklären die Leute von Montrubi für völlig verrückt und prophezeien dem Betrieb das baldige Ende. Doch Josep Queralt läßt nicht locker. Visionär nimmt er sich die vergessene autochthone rote Rebsorte Sumoll vor, die er als erster Winzer überhaupt im Jahr 2000 erstmals reinsortig auf Flasche bringt. 

Auch aus dem rassigen weißen Xarel-Lo und dem weißen, pikant mineralischen Parellada keltert er, zusammen mit den bekannteren Rebsorten MacabeuGarnatxa und Samsó, inspirierend charaktervolle Weiß- und Rotweine, wie es sie bis dahin im Penedes noch nicht gegeben hat. Sie machen, allen Unkenrufen der Kollegen zum Trotz, das kleine Weingut schnell überregional bekannt.


Die 30 Hektar Weinberge von MontRubí liegen in den Bergen der katalanischen Küstengebirgskette auf 400 bis 800 m Höhe. Es herrscht mediterranes Klima mit kontinentalem Einfluss. Der große Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht sorgt nicht nur für langsame Traubenreife, sondern hält auch die Säure in den Trauben stabil, wobei die Äpfelsäure durch die Hitze tagsüber veratmet, die den pH-Wert reduzierende, geschmacklich milde Weinsäure bleibt aber erhalten. 

Die extrem unterschiedlichen tiefgründig lehmig-kalkigen, sandig-kalkigen oder auch schieferhaltigen Böden halten die Feuchtigkeit, wenn es denn mal regnet,  und dienen so der Widerstandsfähigkeit der Reben gegenüber sommerlichem Wasserstress. 

Fast jede Parzelle besitzt eine andere Bodenstruktur. Aus der Kombination dieser sehr unterschiedlichen Bodenmorphologien mit deren regenerativer Bewirtschaftung entstehen Weiß- und Rotweine erstaunlicher Komplexität voller Charakter und salziger Mineralität. Ihre Frische und Eleganz wirken für gewohnte Vorstellungen von spanischem Wein provozierend, stehen aber für den Wandel, der das alte Weinland gerade so grundlegend verändert.


Sumoll? Eigenwillig rote Rebsorte mit vielversprechender Zukunft


Mit seinen Rotweinen aus und mit der Rebsorte Sumoll hat Montrubi Furore gemacht. Der Betrieb exportiert seine Weine heute in 22 Länder. Vor der Vernichtung durch die Reblaus war die Rebsorte Sumoll in ganz Katalonien, vor allem aber im Penedès, zu finden. Auf Montrubi stehen noch 70 Jahre alte Buschreben auf 550 Meter Höhe auf Schiefer- und Granitböden.

Weil Kellerei und Lagen zu den höchstliegenden des Penedès gehören, bieten sie der im Anbau anspruchsvollen Rebsorte ideale Wachstumsbedingungen, denn Sumoll ist eine wilde, überaus produktive Sorte. Auf tieferen Lagen und tiefgründigeren Böden wäre sie kaum zu zähmen, auf Montrubi spiegelt sie den Charakter und die Geschichte des Penedes ursprünglich wider. Schon im Duft deuten ihre intensiven, durchaus auch rustikalen Aromen auf einen hohen Säure- und Tanningehalt hin, den im Ausbau zu zähmen keine leichte Aufgabe ist. Josep Queralt gibt sympathisch offen zu, daß »wir zu Beginn viele Fehler gemacht und sehr schlechte Weine produziert haben, bis wir 2001 allmählich verstanden, wie man aus dieser uns unbekannten, alten Rebsorte Weine bekommt, die ernsthaftes Interesse wert sind.« 

Sumoll hat selten mehr als 12,5% Alkohol und insbesondere das Projekt »Gaintus Radical« als das Aushängeschild der Rebsorte erinnert in seiner hellen Sauerkirschfrucht, seiner straffen Säure und seinen festen, körnigen Gerbstoffen eher an einen norditalienischen Nebbiolo oder eine authentisch ungeschminkte Sangiovese aus der Toscana, aber kaum an einen »typisch spanischen Rotwein«. Der Wein hat relativ helle Farbe, entwickelt im Laufe der Jahre spannende Kräuter-, Rosenblüten-, Lakritz- und dunkle Pflaumenaromen und sein niedriger pH-Wert (also straffe Säure) verleiht ihm selbst in hohem Alter druckvolle Frische. 

All das prädestiniert Sumoll für die Herstellung von Rosé-, Schaum- und Dessertwein, wird aber zur Herausforderung im Rotwein. Doch bei Montrubi und Josep Queralt ist Sumoll in den richtigen Händen und wird mit entsprechendem Temperament auf den langen Weg zum Erfolg gebracht. Nicht umsonst nennen sie ihren radikalsten Sumoll »Gaintus«, nach einem anspruchsvollen Klettersteig, der durch die Pyrenäen führt. Übrigens füllen inzwischen immerhin rund 40 Weingüter reinsortige Sumoll-Weine ab.

Hier besichtigt unser für Spanien verantwortlicher Einkäufer Ramon Witzky den neuen Keller von Montrubi. Gekonnt bestückt mit kleinen Betontanks, die keine Temperaturkontrolle während der Gärung der Rotweine benötigen. Sie sind in ihrer Größe jeweils auf die Größe der entsprechenden Parzellen abgestimmt. Rechts im Bild die Edelstahltanks für die Weißweinvergärung. Deren Gärung erfolgt spontan, allerdings unter kontrollierter Temperatur. 

Vor allem die Weißweine von Montrubi sind atemberaubend gut, wenn auch gänzlich anders als erwartet. So rasant frisch, so schlank und delikat, so präzise mineralisch hat man Weißwein aus Spanien bisher nicht auf dem Radar gehabt. 

Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, daß alle Weine vegan zertifiziert und zudem nur minimal geschwefelt sind. Sie kommen also ohne die Zusatzstoffe der Önologie aus. Dazu reifen sie z. B. länger auf der Feinhefe, die sie auch ohne Schwefel vor Oxidation schützt. Die gesamte Weinbereitung ist handwerklich - von der Ernte über die Traubenannahme im Weingut bis zur Traubenselektion vor der Kelter, vom Abbeeren über das Pressen bis zur Extraktion durch Punch Down von Hand.

Montrubi verfügt über sehr alte Rebstöcke. Mit den faszinierenden Zeitzeugen möchte die junge Frau- und Mannschaft von Montrubi der geschundenen D.O. Penedès wieder Glanz verleihen. Dazu verzichtet sie bewußt auf übliche Geschmacks-Klischees und setzt visionär auf die traditionell alten Rebsorten der Region, die sie in selbstbewußt eigenständige Wein-Charaktere übersetzt. Diese verpackt sie in graphisch minimalistische Ausstattung, um den ungeschminkten Stil und das wegweisende Konzept des Weingutes schon optisch zu kommunizieren.

Die Weine von Montrubi kennzeichnet eine klare, präzise Frische im Trunk durch die Höhenlage, in der sie entstehen. Die Rotweine fallen farblich natürlich aus entsprechend der Dicke der Beerenschalen ihrer Rebsorten. Ihr Alkoholgehalt ist angenehm verhalten, geschmacklich spielt in ihnen das Faßholz keine prägende Rolle, weil man auf gebrauchte Fässer setzt, und die zusätzlich eingesetzten Beton-Eier und tönernen Amphoren dienen eher der Physik im Mundgefühl, als vordergründiger Wirkung in Duft und Geschmack.

Auslese von Hand. Mühsame Arbeit, die nötig ist, wenn die Natur es so will. Dafür kann man dann auf önologische Eingriffe wie Auf- oder Entsäuerung und andere geschmackliche »Korrekturen« verzichten. Auch Enzyme für mehr Aroma oder Hefe-Nährstoffe für eine kontrollierte Gärung kommen hier nicht zum Einsatz. Um all dies vom Boden bis ins Glas in der angestrebten Qualität handwerklich sauber bewerkstelligen zu können, beschränkt sich das familiäre Boutique-Weingut bewußt in der Größe, im Wachstum, im Vertrieb und im Portfolio. 

Ein visionärer Betrieb, der Spanien und seinem Wein von morgen schon heute den Weg weist.

L’Avellà | Paraje Durona | E-08736 Font-Rubí - Alt Penedès (Barcelona) | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG

Inhalt: 0.75 l (20,00 €* / 1 l)

15,00 €*

Inhalt: 0.75 l (20,00 €* / 1 l)

15,00 €*

Inhalt: 0.75 l (20,00 €* / 1 l)

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26,00 €*