Heute hängt man auf Montrubi den biologischen Weinbau nicht an die große Glocke, sondern praktiziert ihn als traditionellen Weinbau, wie er im Penedes vor dem Einzug des »Fortschritts« praktiziert wurde: nachhaltig und umweltschonend.
Dazu läßt man nicht nur alte Hecken und Bäume stehen, sondern pflanzt gezielt neue in die Rebzeilen. Um das Bodenleben mit natürlichen Mikroorganismen aktiv zu beleben, läßt man je nach Bodenformation und Standort bis zur sommerlichen Trockenperiode Einsaaten und heimische Bodenbedeckung im Weinberg wachsen. Josep Queralt: »Wir suchen das Gleichgewicht zwischen Rebe und Umwelt, indem wir biologisch-dynamischen Richtlinien folgen, die zu einer Steigerung der Vitalität führen.« Sein Betrieb ist entsprechend zertifiziert.
Kaum macht sich das junge Team an die Arbeit, beschließt es, nicht mehr nur Cava, sondern auch stille Weine zu produzieren. Unter der Ägide von Josep Queralt beginnt das Weingut, trockene Weiß- und beeindruckende Rotweine aus den alten lokalen Rebsorten des Penedes zu produzieren. Links im Bild eine nur von Hand zu bearbeitende Anlage alter Buschreben in Hochstamm-Erziehung.
Die Kollegen in der Region erklären die Leute von Montrubi für völlig verrückt und prophezeien dem Betrieb das baldige Ende. Doch Josep Queralt läßt nicht locker. Visionär nimmt er sich die vergessene autochthone rote Rebsorte Sumoll vor, die er als erster Winzer überhaupt im Jahr 2000 erstmals reinsortig auf Flasche bringt.
Auch aus dem rassigen weißen Xarel-Lo und dem weißen, pikant mineralischen Parellada keltert er, zusammen mit den bekannteren Rebsorten Macabeu, Garnatxa und Samsó, inspirierend charaktervolle Weiß- und Rotweine, wie es sie bis dahin im Penedes noch nicht gegeben hat. Sie machen, allen Unkenrufen der Kollegen zum Trotz, das kleine Weingut schnell überregional bekannt.
Die 30 Hektar Weinberge von MontRubí liegen in den Bergen der katalanischen Küstengebirgskette auf 400 bis 800 m Höhe. Es herrscht mediterranes Klima mit kontinentalem Einfluss. Der große Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht sorgt nicht nur für langsame Traubenreife, sondern hält auch die Säure in den Trauben stabil, wobei die Äpfelsäure durch die Hitze tagsüber veratmet, die den pH-Wert reduzierende, geschmacklich milde Weinsäure bleibt aber erhalten.
Die extrem unterschiedlichen tiefgründig lehmig-kalkigen, sandig-kalkigen oder auch schieferhaltigen Böden halten die Feuchtigkeit, wenn es denn mal regnet, und dienen so der Widerstandsfähigkeit der Reben gegenüber sommerlichem Wasserstress.
Fast jede Parzelle besitzt eine andere Bodenstruktur. Aus der Kombination dieser sehr unterschiedlichen Bodenmorphologien mit deren regenerativer Bewirtschaftung entstehen Weiß- und Rotweine erstaunlicher Komplexität voller Charakter und salziger Mineralität. Ihre Frische und Eleganz wirken für gewohnte Vorstellungen von spanischem Wein provozierend, stehen aber für den Wandel, der das alte Weinland gerade so grundlegend verändert.
Sumoll? Eigenwillig rote Rebsorte mit vielversprechender Zukunft
Mit seinen Rotweinen aus und mit der Rebsorte Sumoll hat Montrubi Furore gemacht. Der Betrieb exportiert seine Weine heute in 22 Länder. Vor der Vernichtung durch die Reblaus war die Rebsorte Sumoll in ganz Katalonien, vor allem aber im Penedès, zu finden. Auf Montrubi stehen noch 70 Jahre alte Buschreben auf 550 Meter Höhe auf Schiefer- und Granitböden.
Weil Kellerei und Lagen zu den höchstliegenden des Penedès gehören, bieten sie der im Anbau anspruchsvollen Rebsorte ideale Wachstumsbedingungen, denn Sumoll ist eine wilde, überaus produktive Sorte. Auf tieferen Lagen und tiefgründigeren Böden wäre sie kaum zu zähmen, auf Montrubi spiegelt sie den Charakter und die Geschichte des Penedes ursprünglich wider. Schon im Duft deuten ihre intensiven, durchaus auch rustikalen Aromen auf einen hohen Säure- und Tanningehalt hin, den im Ausbau zu zähmen keine leichte Aufgabe ist. Josep Queralt gibt sympathisch offen zu, daß »wir zu Beginn viele Fehler gemacht und sehr schlechte Weine produziert haben, bis wir 2001 allmählich verstanden, wie man aus dieser uns unbekannten, alten Rebsorte Weine bekommt, die ernsthaftes Interesse wert sind.«
Sumoll hat selten mehr als 12,5% Alkohol und insbesondere das Projekt »Gaintus Radical« als das Aushängeschild der Rebsorte erinnert in seiner hellen Sauerkirschfrucht, seiner straffen Säure und seinen festen, körnigen Gerbstoffen eher an einen norditalienischen Nebbiolo oder eine authentisch ungeschminkte Sangiovese aus der Toscana, aber kaum an einen »typisch spanischen Rotwein«. Der Wein hat relativ helle Farbe, entwickelt im Laufe der Jahre spannende Kräuter-, Rosenblüten-, Lakritz- und dunkle Pflaumenaromen und sein niedriger pH-Wert (also straffe Säure) verleiht ihm selbst in hohem Alter druckvolle Frische.
All das prädestiniert Sumoll für die Herstellung von Rosé-, Schaum- und Dessertwein, wird aber zur Herausforderung im Rotwein. Doch bei Montrubi und Josep Queralt ist Sumoll in den richtigen Händen und wird mit entsprechendem Temperament auf den langen Weg zum Erfolg gebracht. Nicht umsonst nennen sie ihren radikalsten Sumoll »Gaintus«, nach einem anspruchsvollen Klettersteig, der durch die Pyrenäen führt. Übrigens füllen inzwischen immerhin rund 40 Weingüter reinsortige Sumoll-Weine ab.
Hier besichtigt unser für Spanien verantwortlicher Einkäufer Ramon Witzky den neuen Keller von Montrubi. Gekonnt bestückt mit kleinen Betontanks, die keine Temperaturkontrolle während der Gärung der Rotweine benötigen. Sie sind in ihrer Größe jeweils auf die Größe der entsprechenden Parzellen abgestimmt. Rechts im Bild die Edelstahltanks für die Weißweinvergärung. Deren Gärung erfolgt spontan, allerdings unter kontrollierter Temperatur.
Vor allem die Weißweine von Montrubi sind atemberaubend gut, wenn auch gänzlich anders als erwartet. So rasant frisch, so schlank und delikat, so präzise mineralisch hat man Weißwein aus Spanien bisher nicht auf dem Radar gehabt.
Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, daß alle Weine vegan zertifiziert und zudem nur minimal geschwefelt sind. Sie kommen also ohne die Zusatzstoffe der Önologie aus. Dazu reifen sie z. B. länger auf der Feinhefe, die sie auch ohne Schwefel vor Oxidation schützt. Die gesamte Weinbereitung ist handwerklich - von der Ernte über die Traubenannahme im Weingut bis zur Traubenselektion vor der Kelter, vom Abbeeren über das Pressen bis zur Extraktion durch Punch Down von Hand.
Montrubi verfügt über sehr alte Rebstöcke. Mit den faszinierenden Zeitzeugen möchte die junge Frau- und Mannschaft von Montrubi der geschundenen D.O. Penedès wieder Glanz verleihen. Dazu verzichtet sie bewußt auf übliche Geschmacks-Klischees und setzt visionär auf die traditionell alten Rebsorten der Region, die sie in selbstbewußt eigenständige Wein-Charaktere übersetzt. Diese verpackt sie in graphisch minimalistische Ausstattung, um den ungeschminkten Stil und das wegweisende Konzept des Weingutes schon optisch zu kommunizieren.
Die Weine von Montrubi kennzeichnet eine klare, präzise Frische im Trunk durch die Höhenlage, in der sie entstehen. Die Rotweine fallen farblich natürlich aus entsprechend der Dicke der Beerenschalen ihrer Rebsorten. Ihr Alkoholgehalt ist angenehm verhalten, geschmacklich spielt in ihnen das Faßholz keine prägende Rolle, weil man auf gebrauchte Fässer setzt, und die zusätzlich eingesetzten Beton-Eier und tönernen Amphoren dienen eher der Physik im Mundgefühl, als vordergründiger Wirkung in Duft und Geschmack.
Auslese von Hand. Mühsame Arbeit, die nötig ist, wenn die Natur es so will. Dafür kann man dann auf önologische Eingriffe wie Auf- oder Entsäuerung und andere geschmackliche »Korrekturen« verzichten. Auch Enzyme für mehr Aroma oder Hefe-Nährstoffe für eine kontrollierte Gärung kommen hier nicht zum Einsatz. Um all dies vom Boden bis ins Glas in der angestrebten Qualität handwerklich sauber bewerkstelligen zu können, beschränkt sich das familiäre Boutique-Weingut bewußt in der Größe, im Wachstum, im Vertrieb und im Portfolio.
Inhalt: 0.75 l (20,00 €* / 1 l)
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