Rioja anders. Der Glücksfall aus dem Hinterland ...
Wer hierzulande »Rioja« hört, denkt an weiche, samtige, runde Gaumenschmeichler. Doch das ist vorsätzliche Verbrauchertäuschung, denn kaum einen anderen Rotwein der Welt hat die Industrie so zum Banal-Klischee deformiert, wie Rioja.
La Rioja ist riesig. Rund 20.000 Winzer bauen dort auf über 60.000 Hektar Wein an (in Deutschland bewirtschaften ca. 80.000 Winzer rund 102.000 ha). La Rioja ist aber auch eine grandiose Kultur-Landschaftskulisse. Bis auf 900 Höhenmeter erstrecken sich dort die besten Weinlagen.
Ganz unten im Tal, in der Rioja Baja, in der es ohne Bewässerung kaum Weinbau gäbe, sind die Böden tiefgründig, das Klima ist warm, hier steht die wärmeliebende Rebsorte Garnacha neben dem Tempranillo, von hier kommen die unzähligen billigen Supermarkt-Riojas, die das Image der Region prägen. Hier dominiert, wie in ganz Spanien, der Glaube an Wachstum und Größe. Riesige Betriebe produzieren riesige Mengen uninspirierter Weine.
In der Rioja Alta aber liegen die interessanten Weinlagen. Hier dominiert die Höhe den Weincharakter; hier sind Schimmel- und Schädlingsbefall kaum ein Problem, weil hier atlantische Winde auf mediterrane Trockenheit treffen; im Winter kann es schneien und bitterkalt werden, die überwiegend kalkigen Lehm-Böden sind nährstoffreich und werden nicht bewässert. Von hier kann kein Rotwein kommen, der dem bundesdeutschen Rioja-Klischee entspricht. Hier entstehen langlebige, elegant kühle, von frischer Säure getragene, manchmal fast »leicht« wirkende Weine einmaliger Ausstrahlung.
Nur sie interessieren uns, und so haben wir auch in der Rioja nach Menschen gesucht, die den steinigen Weg der Leidenschaft und des Mutes zum Anderssein gehen. Gefunden haben wir sie in Winzern, die sich mit Passion und Empathie auf die Wurzeln der Rioja besinnen.
Ein Glücksfall besonderer Art ist dabei der junge Miguel Martinez. Ein junger Mann voller Leidenschaft, der unter einfachsten Bedingungen mit feinem Gespür und bäuerlicher Leidenschaft, aber auch mit Können und Fachwissen, Weine produziert, die zu den spannendsten und originellsten gehören, die wir in der Rioja kennen. Er hat schon vor Jahren als einer der ersten dort auf biologischen Anbau umgestellt, er ist der erste CO2-bilanzierte Betrieb der gesamten Region und das alles unter mehr oder weniger improvisierten Bedingungen, maximal untechnisch und erfreulich weit weg von jener modernen Weintechnik, die die Rioja so nachhaltig vereinnahmt hat.
Miguel bewirtschaftet heute 12 Hektar Reben, die sich in einer Höhe zwischen 600 und 800 m über dem Meer auf 39 kleine Parzellen rund um das kleine Dorf Sojuela verteilen, in dem Miguel und seine Frau Irantzu ihr winziges Weingut betreiben. Sie haben es »Ojuel« genannt, wie Sojuela, nur ohne Anfang und ohne Ende. Mit berührend schönen Weinbergen, bestockt mit alten Buschreben, oft noch im traditionellen Mischsatz gepflanzt, mitten in den Wäldern liegend, umgeben von unberührter Wildnis. Der Wildfraß durch Hasen und Wildschweine macht den beiden zu schaffen, weshalb sie viele der Parzellen umzäunt haben.
Besonders die alten Parzellen waren in schlechtem Zustand, als Miguel sie übernahm. Er mußte sie mühsam von Hand mit Hilfe der Großeltern und seiner Frau Irantzu rekultivieren. Die beiden verwenden ausschließlich organische Düngemittel, die sie aber sehr bedächtig einsetzen, denn ihre Reben sollen möglichst tiefwurzeln. Die gesamte Arbeit in den Reben erfolgt von Hand, viele der Parzellen sind nicht maschinentauglich. Also wird mit der Harke der Boden gelockert, wenn es denn nötig erscheint. Die Erträge sind winzig, und so danken die knorrigen alten Rebstöcke den beiden die mühevolle Arbeit mit kerngesundem, kleinbeerigem Lesegut, das Miguel im winzigen, in den Tuffstein gehauenen Keller mit den Füßen anquetscht, um es anschließend der natürlichen »Mazeration Semi-Carbonique« zu überlassen. Der Junge hat Nerven und setzt lieber auf die Erfahrung von Generationen, statt auf önologische Technik und synthetische Zusatzstoffe. Nach der Gärung gehen die Weine ohne Filtration und Schönung in gebrauchte, französische Barriques, in denen sie auf der Feinhefe reifen dürfen, bis er sie für füllfertig hält.
Miguel und Irantzu betreiben handwerklichen Weinbau, der einem die Augen öffnet, weil er auf der einen Seite auf fundiertem technischem und biologischem Wissen basiert, auf der anderen Seite läßt er sich von lokalen Traditionen inspirieren und praktiziert ein archaisch inspiriertes Handwerk, das auf Beobachtung und Einfühlungsvermögen beruht. Das Ergebnis sind Naturweine anspruchsvoller Komplexität, berührender Ursprünglichkeit und aufregender Natürlichkeit. Alle spontan ohne Temperaturkontrolle auf der wilden Umgebungshefe oder per »pied de cuve«-Ansatz vergoren und oft als ganze Trauben mit Stiel und Stängel mazeriert, die Moste nie filtriert, nie geschönt, nie »korrigiert« oder weichgespült und die Weine nur geschwefelt wenn nötig. Einmalig in der Rioja und deshalb nicht umsonst mit Kultstatus gefeiert.
Sojuela liegt in der kaum bekannten »Sierra de Moncalvillo«, einem Teil des Iberischen Gebirges, etwas 20 Kilometer südlich von Logroño, der Hauptstadt von La Rioja. Die Ausrichtung nach Norden und die Höhenlage verschafften ihren Trauben schlechten Ruf wegen mangelnder Reife. Deshalb wurden immer mehr Weinberge aufgelassen und keine Kellerei wagte es, sich hier anzusiedeln - obwohl die dort produzierten Trauben von den bekannten großen Handelshäuser der Rioja immer gekauft wurden.
Es ist der sich abzeichnende Klimawandel, der nach der Jahrtausendwende dann Mut auf erste kleine Weinprojekte macht. Miguel Martinez wird mit »Ojuel« bekannt, weil er als erster (und einziger) in der Rioja einen traditionellen, aber in Vergessenheit geratenen Süßwein aus luftgetrockneten Trauben widerzubeleben versucht, der früher in den Familien an Fest- und Feiertagen serviert wurde, den »Supurao«. Einen originellen, natürlich süßen Wein mit niedrigem Alkoholgehalt (11-12% vol.), den er in Edelstahltanks vergärt und anschließend ein paar Monate in Fässern reift. Miguels erster Jahrgang ist 2012, doch dauert es fast zwei Jahre, bis die Rioja-Regulierungsbehörde den Süßwein als DO Rioja akzeptiert.
Doch das Projekt hat den jungen Landwirt gepackt und er beschließt, Winzer zu werden. Seitdem hat er bescheiden, Schritt für Schritt, zusammen mit Frau und Familie das kleine Weingut aufgebaut, mit jeder neu hinzukommenden kleinen Parzelle wächst das Portfolio. Äußerlich gibt sich ihr Betrieb archaisch bäuerlich, wir würden sagen »einfach«. Man könnte es auch »wesentlich« nennen, denn Familie Martinez betreibt ihr kleines Weingut nicht nur mit berührender Leidenschaft und Empathie für Mensch und Natur, sie tut es auch mit großem Respekt vor den bäuerlichen Traditionen der Region, die sie als wertvolle Inspirationsquelle versteht, und neben ihrer profunden fachlichen Kompetenz ist es ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte der Rioja, die uns immer wieder beeindruckt. Weil in der Sierra Montcalvillo angeblich die Hälfte des Schmetterlingsbestandes ganz Spaniens zu finden ist, schmücken Miguels Etiketten einige der Schmetterlingsarten des abgelegenen Biotops, und aus Respekt vor der Tradition schreibt Miguel einige Weinnamen mit dem alten spanischen »x« statt mit dem heutigen »j«. Nur Details, die aber viel sagen.
»Ojuel« ist ein Glücksfall besonderer Art. Ein Lieblingsbetrieb, den man nicht suchen, sondern nur finden kann.
Wer hierzulande »Rioja« hört, denkt an weiche, samtige, runde Gaumenschmeichler. Doch das ist vorsätzliche Verbrauchertäuschung, denn kaum einen anderen Rotwein der Welt hat die Industrie so zum Banal-Klischee deformiert, wie Rioja.
La Rioja ist riesig. Rund 20.000 Winzer bauen dort auf über 60.000 Hektar Wein an (in Deutschland bewirtschaften ca. 80.000 Winzer rund 102.000 ha). La Rioja ist aber auch eine grandiose Kultur-Landschaftskulisse. Bis auf 900 Höhenmeter erstrecken sich dort die besten Weinlagen.
Ganz unten im Tal, in der Rioja Baja, in der es ohne Bewässerung kaum Weinbau gäbe, sind die Böden tiefgründig, das Klima ist warm, hier steht die wärmeliebende Rebsorte Garnacha neben dem Tempranillo, von hier kommen die unzähligen billigen Supermarkt-Riojas, die das Image der Region prägen. Hier dominiert, wie in ganz Spanien, der Glaube an Wachstum und Größe. Riesige Betriebe produzieren riesige Mengen uninspirierter Weine.
In der Rioja Alta aber liegen die interessanten Weinlagen. Hier dominiert die Höhe den Weincharakter; hier sind Schimmel- und Schädlingsbefall kaum ein Problem, weil hier atlantische Winde auf mediterrane Trockenheit treffen; im Winter kann es schneien und bitterkalt werden, die überwiegend kalkigen Lehm-Böden sind nährstoffreich und werden nicht bewässert. Von hier kann kein Rotwein kommen, der dem bundesdeutschen Rioja-Klischee entspricht. Hier entstehen langlebige, elegant kühle, von frischer Säure getragene, manchmal fast »leicht« wirkende Weine einmaliger Ausstrahlung.
Nur sie interessieren uns, und so haben wir auch in der Rioja nach Menschen gesucht, die den steinigen Weg der Leidenschaft und des Mutes zum Anderssein gehen. Gefunden haben wir sie in Winzern, die sich mit Passion und Empathie auf die Wurzeln der Rioja besinnen.
Ein Glücksfall besonderer Art ist dabei der junge Miguel Martinez. Ein junger Mann voller Leidenschaft, der unter einfachsten Bedingungen mit feinem Gespür und bäuerlicher Leidenschaft, aber auch mit Können und Fachwissen, Weine produziert, die zu den spannendsten und originellsten gehören, die wir in der Rioja kennen. Er hat schon vor Jahren als einer der ersten dort auf biologischen Anbau umgestellt, er ist der erste CO2-bilanzierte Betrieb der gesamten Region und das alles unter mehr oder weniger improvisierten Bedingungen, maximal untechnisch und erfreulich weit weg von jener modernen Weintechnik, die die Rioja so nachhaltig vereinnahmt hat.
Miguel bewirtschaftet heute 12 Hektar Reben, die sich in einer Höhe zwischen 600 und 800 m über dem Meer auf 39 kleine Parzellen rund um das kleine Dorf Sojuela verteilen, in dem Miguel und seine Frau Irantzu ihr winziges Weingut betreiben. Sie haben es »Ojuel« genannt, wie Sojuela, nur ohne Anfang und ohne Ende. Mit berührend schönen Weinbergen, bestockt mit alten Buschreben, oft noch im traditionellen Mischsatz gepflanzt, mitten in den Wäldern liegend, umgeben von unberührter Wildnis. Der Wildfraß durch Hasen und Wildschweine macht den beiden zu schaffen, weshalb sie viele der Parzellen umzäunt haben.
Besonders die alten Parzellen waren in schlechtem Zustand, als Miguel sie übernahm. Er mußte sie mühsam von Hand mit Hilfe der Großeltern und seiner Frau Irantzu rekultivieren. Die beiden verwenden ausschließlich organische Düngemittel, die sie aber sehr bedächtig einsetzen, denn ihre Reben sollen möglichst tiefwurzeln. Die gesamte Arbeit in den Reben erfolgt von Hand, viele der Parzellen sind nicht maschinentauglich. Also wird mit der Harke der Boden gelockert, wenn es denn nötig erscheint. Die Erträge sind winzig, und so danken die knorrigen alten Rebstöcke den beiden die mühevolle Arbeit mit kerngesundem, kleinbeerigem Lesegut, das Miguel im winzigen, in den Tuffstein gehauenen Keller mit den Füßen anquetscht, um es anschließend der natürlichen »Mazeration Semi-Carbonique« zu überlassen. Der Junge hat Nerven und setzt lieber auf die Erfahrung von Generationen, statt auf önologische Technik und synthetische Zusatzstoffe. Nach der Gärung gehen die Weine ohne Filtration und Schönung in gebrauchte, französische Barriques, in denen sie auf der Feinhefe reifen dürfen, bis er sie für füllfertig hält.
Miguel und Irantzu betreiben handwerklichen Weinbau, der einem die Augen öffnet, weil er auf der einen Seite auf fundiertem technischem und biologischem Wissen basiert, auf der anderen Seite läßt er sich von lokalen Traditionen inspirieren und praktiziert ein archaisch inspiriertes Handwerk, das auf Beobachtung und Einfühlungsvermögen beruht. Das Ergebnis sind Naturweine anspruchsvoller Komplexität, berührender Ursprünglichkeit und aufregender Natürlichkeit. Alle spontan ohne Temperaturkontrolle auf der wilden Umgebungshefe oder per »pied de cuve«-Ansatz vergoren und oft als ganze Trauben mit Stiel und Stängel mazeriert, die Moste nie filtriert, nie geschönt, nie »korrigiert« oder weichgespült und die Weine nur geschwefelt wenn nötig. Einmalig in der Rioja und deshalb nicht umsonst mit Kultstatus gefeiert.
Sojuela liegt in der kaum bekannten »Sierra de Moncalvillo«, einem Teil des Iberischen Gebirges, etwas 20 Kilometer südlich von Logroño, der Hauptstadt von La Rioja. Die Ausrichtung nach Norden und die Höhenlage verschafften ihren Trauben schlechten Ruf wegen mangelnder Reife. Deshalb wurden immer mehr Weinberge aufgelassen und keine Kellerei wagte es, sich hier anzusiedeln - obwohl die dort produzierten Trauben von den bekannten großen Handelshäuser der Rioja immer gekauft wurden.
Es ist der sich abzeichnende Klimawandel, der nach der Jahrtausendwende dann Mut auf erste kleine Weinprojekte macht. Miguel Martinez wird mit »Ojuel« bekannt, weil er als erster (und einziger) in der Rioja einen traditionellen, aber in Vergessenheit geratenen Süßwein aus luftgetrockneten Trauben widerzubeleben versucht, der früher in den Familien an Fest- und Feiertagen serviert wurde, den »Supurao«. Einen originellen, natürlich süßen Wein mit niedrigem Alkoholgehalt (11-12% vol.), den er in Edelstahltanks vergärt und anschließend ein paar Monate in Fässern reift. Miguels erster Jahrgang ist 2012, doch dauert es fast zwei Jahre, bis die Rioja-Regulierungsbehörde den Süßwein als DO Rioja akzeptiert.
Doch das Projekt hat den jungen Landwirt gepackt und er beschließt, Winzer zu werden. Seitdem hat er bescheiden, Schritt für Schritt, zusammen mit Frau und Familie das kleine Weingut aufgebaut, mit jeder neu hinzukommenden kleinen Parzelle wächst das Portfolio. Äußerlich gibt sich ihr Betrieb archaisch bäuerlich, wir würden sagen »einfach«. Man könnte es auch »wesentlich« nennen, denn Familie Martinez betreibt ihr kleines Weingut nicht nur mit berührender Leidenschaft und Empathie für Mensch und Natur, sie tut es auch mit großem Respekt vor den bäuerlichen Traditionen der Region, die sie als wertvolle Inspirationsquelle versteht, und neben ihrer profunden fachlichen Kompetenz ist es ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte der Rioja, die uns immer wieder beeindruckt. Weil in der Sierra Montcalvillo angeblich die Hälfte des Schmetterlingsbestandes ganz Spaniens zu finden ist, schmücken Miguels Etiketten einige der Schmetterlingsarten des abgelegenen Biotops, und aus Respekt vor der Tradition schreibt Miguel einige Weinnamen mit dem alten spanischen »x« statt mit dem heutigen »j«. Nur Details, die aber viel sagen.
»Ojuel« ist ein Glücksfall besonderer Art. Ein Lieblingsbetrieb, den man nicht suchen, sondern nur finden kann.
Bodegas Ojuel | Mayor, 49 | E-26376 Sojuela (La Rioja - España) | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG
Inhalt: 0.75 l (18,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (21,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (21,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (29,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.375 l (85,33 €* / 1 l)