Weil sich Carlalberto Relli vor ein paar Jahren aus Altersgründen aus dem Kaffeeimport zurückzog, zog »Piantagioni del Caffè« nach Livorno um, wo ihre Kaffees heute unter dem Dach der Firma Arcaffè geröstet werden. Arcaffè gehört seit fünf Generationen Familie Meschini, die seit 1895 Rohkaffee importiert und röstet. Heute leitet Prunella Meschini das Unternehmen, das sie vor kurzem von ihrem Vater Enrico (im Bild oben) übernahm, der viele Jahre lang Wegbegleiter von Carlalberto Relli war.
Vater und Tochter Meschini bereisten über Jahre gemeinsam die Plantangen ihrer Lieferanten in aller Welt und entwickelten so Kenntnisse und Fähigkeiten, die sie zu Mitgliedern der Jury des renommierten »Cup of Excellence« (CoE) machten, Vater Enrico war Mitbegründer der »Certified Speciality Coffee Association« (SCA), die Qualitätskriterien für Kaffee entwickelte, die heute international der Maßstab sind.
Doch begonnen hat alles mit Claudio Corallo und Carlalberto Relli. Claudi Corallo produzierte schon 1974 auf der eigenen Plantage in Zaire Kaffee. Er war und ist ein Ausnahme-Visionär, glaubte er doch schon vor 50 Jahren an den Einklang von Umwelt und Natur mit jenen Menschen, die vor Ort leben und arbeiten - lange bevor es »Fair Trade« gab.
Er produziert heute auf Sao Tomé und Príncipe auf eigenen Plantagen von alten Hochstamm-Sorten mit Bauern, die er ausgebildet hat, grandiosen Kakao und Kaffee, die er zu hinreißenden Kreationen verarbeitet. Carlalberto Relli begleitete ihn in all den Jahren auf seinem Weg und sorgte dafür, daß Kaffee wieder zu jenem »ursprünglichen, exotischen, von der Geschichte her orientalischen Getränk« wurde, das er heute wieder sein kann. Zwei Menschen mit eindrucksvoller Vision, denen die Welt des Kaffees und des Kakaos viel verdankt.
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Im Bild von Ines Conçalves, das sie bei Claudio Corallo aufgenommen hat, sieht man frisch geerntete Kaffeekirschen. Zu ihrer Verarbeitung unterscheidet man zwei Verfahren: Washed (W) und Natural (N).
Washed bedeutet, daß sofort nach der Ernte das Fruchtfleisch mit Hilfe einer speziellen Maschine entfernt wird. Die freigelegte Bohne umhüllt eine Pergamenthaut und eine schleimige Pektinschicht. Dies werden durch Waschen entfernt, anschließend wird die Bohne getrocknet. In der industriellen Produktion wird das Fruchtfleisch maschinell und anschließend auch sofort die Pergamenthaut und die Pektinschicht mit Wasser entfernt. Anschließend trocknen die Bohnen. Man spart an Zeit und Handling, senkt die Kosten, verliert aber an Aroma.
Natural. Die frisch geernteten Kaffeekirschen werden sorgfältig verlesen, denn ihr Fruchtfleisch spielt hier für die Aromenentwicklung in der Kaffeebohne eine entscheidende Rolle. Die kerngesunden Früchte werden auf einem Trockenbett im Freien ausgebreitet und regelmäßig gewendet. Dabei dringt ein Teil der Aromen des Fruchtfleisches in die Kaffeebohne ein und verleiht ihr ein prägnantes Fruchtaroma. Erst dann wird die trockene Kirsche geschält und jede einzelne Bohne handverlesen und klassifiziert. Sie kommen zum Weiterreifen in ein sauberes Lager. Diese trockene Aufbereitung (N) wird nur von kleinen Produzenten praktiziert. Es sind auch nicht alle Kaffeesorten dafür geeignet. Wenn aber entsprechend sorgfältig gearbeitet wird, entstehen damit unvergleichlich füllige und komplex fruchtige Kaffees.
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Ein Bild von Claudio Corallo, das die Klassifizierung und Sortierung nach Beschaffenheit und Qualität des getrockneten Rohkaffees zeigt. Händische Arbeit. Es gibt Maschinen dafür, die aber sehr teuer sind.
Die intensive Kommunikation engagierter Importeure und Kaffeehändler hat inzwischen immerhin zu einem größeren Bewusstsein für die Realität in der Kaffeeproduktion geführt. Doch noch immer fehlt vielen Kaffeetrinkern das Wissen um die ethischen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhänge rund um ihr geliebtes Getränk. Für sie ist deshalb nur der Preis entscheidend. Über andere Kriterien für ihre Kaufentscheidung verfügen sie nicht. Daß der Preis oft aber nicht die Produktionskosten deckt, muß die Frage aufwerfen, wie die Kaffeebauern in der Lage sein sollen, die Kaffeeproduktion auch für zukünftige Generationen aufrechtzuerhalten.
Im September 2021 erschien eine Studie zum Kaffeepreis. Er hänge unmittelbar an den sich verändernden klimatischen Bedingungen. So ruinierte damals in Brasilien unerwarteter Frost im Juli große Teile der Kaffeeernte. Durch das geringe Angebot stiegen die Preise weltweit. Die Studie prognostizierte, dass der globale Kaffeepreis wegen solch klimatisch bedingter Ausfälle weiter steigen werde, was er bis heute tut. Kaffee ist, ähnlich wie Kakao oder Wein, eine besonders sensible Pflanze, die nur unter ganz bestimmten klimatischen Bedingungen wachsen kann. Die Klimakrise bedroht die drei beliebten Getränke existentiell. Sehen Sie deshalb bitte den Kaffee-Preis als Indikator für das, was wir Natur und Umwelt antun.
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Bei Piantagioni del Cafè wird die Rösttechnik sorgfältig der Ausgangsqualität des grünen Rohkaffees angepaßt. Geröstet wird in kleinen Partien, jeder Röstvorgang fällt anders aus. Bevorzugt wird bei niedrigeren Temperaturen über längere Zeit geröstet. So entstehen Spezialitäten-Kaffees mit starker Persönlichkeit, intensiv im Geschmack, voller Spannung, zugleich aber auch ausgewogen im Mundgefühl. Sie sind weder sauer noch aggressiv bitter, sondern je nach Sorte und Röstung mal kräftig und fruchtig, mal nussig und schokoladig im Geschmack.
Wie lange bei welcher Temperatur geröstet wird, hängt davon ab, welche natürlichen Aromen des Rohkaffees betont werden sollen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen heller (195 - 205°C), mittlerer (205 bis 220°C) und dunkler Röstung (220 bis 245°C).
Je heller die Röstung, um so prägnanter und spannender im Spiel der Säure das natürliche Geschmacksprofil des Kaffees. Je dunkler die Röstung, um so schneller fällt der Säure- und Koffeingehalt - was allerdings davon abhängt, welche Säuren und wie viel Koffein in der Rohbohne enthalten sind. Bei mittlerer Röstung zeigt der Kaffee mehr Körper, wirkt aber auch bitterer. Ein dunkel gerösteter Kaffee verfügt also über wenig Säure, besitzt dafür aber viel Körper und Bitterkeit. Er wird deshalb besonders für Espresso verwendet und schmeckt dann nicht nach Früchten, wie bei hellerer Röstung, sondern nach Schokolade mit hohem Kakaoanteil.
Inhalt: 0.5 kg (40,00 €* / 1 kg)