Quinta do Poeira | Jorge Moreira

Jorge Moreira

Wo aus Staub und Können großer Wein wird: »Poeira«, portugiesisch für Staub. Jorge Moreira ist angenehm bescheiden und leise im Auftritt. Deshalb gehört ihm bis heute nicht die große Bühne. Die sichern sich stets die Lauten im Business. Dafür macht er grandiose Weine, die seinem Charakter entsprechen, ihre eindrucksvolle Herkunft unverfälscht ins Glas bringen und Portugal als eines der spannendsten Weinländer der Welt auf die Karte setzen.

Rebfläche: 9 ha

Bewirtschaftung: Biologisch

Boden: Schiefer auf Granit

Rebsorten: Touriga Nacional, Tinto Cao, Tinto Franca, Tinta Roriz, Tinta Barroca, Alvarinho, Viosinho, Rabigato


Portugal ist zu einer der beliebtesten Reisedestinationen in Europa avanciert. Binnen weniger Jahrzehnte ist aus dem Aschenputtel eine touristische Attraktion geworden. Die Stadt Porto an der Mündung des Douro ist einer der angesagtesten Treffpunkte der internationalen Jugend - mit allen negativen Konsequenzen, mit denen die Hotspots des Instagram-Tourismus´ weltweit zu kämpfen haben. Auch die einst ärmliche Küche des Landes hat mitgezogen und in Sachen Wein gehört Portugal inzwischen zu den aufregendsten Herkünften in Europa.

Portugals Wein hat sich nicht, wie Spanien, als es der EU beitrat, dem Kommerz verschrieben. Das Land verfügt über eine Fülle autochthoner Rebsorten, wobei diese nicht selten je nach Region andere Namen tragen. Viele von ihnen stammen aus dem Mittelalter oder sind sogar noch älter. Rund 340 ausschließlich in Portugal beheimatete Rebsorten sind bis heute erhalten geblieben, zum Teil in historischen Rebanlagen, deren Alter weitgehend unbekannt ist. Eine Fundgrube alter Rebgenetik, deren Potential aber leider immer weniger gepflegt wird, weil der Zeitgeist sich dafür kaum interessiert. Was kaum bekannt ist, ist die Tatsache, daß das Douro-Tal weit vor Bordeaux und Burgund eines der ältesten Weinbaugebiete mit geschützter Herkunftsbezeichnung weltweit ist. Im Jahr 1756 setzte ein Marques de Pombal 335 Steine aus Granit zur Abgrenzung des Gebietes, das bis heute innerhalb dieser historischen Grenzen liegt.  

Die besondere Weinbereitung in den traditionellen Lagares, jenen großen Becken aus Granit, in denen die Trauben mit den Füssen extrahiert werden, sorgt vor allem im Douro-Tal dafür, daß die dortigen dickschaligen Rebsorten ihren Weinen enorme Dichte, Kraft und Konzentration in einer Gerbstoffqualität vermitteln, die weltweit ihresgleichen sucht. Und noch weitgehend unentdeckt, glänzt Portugal auch mit phantastischen Weißweinen unverwechselbarer Ausstrahlung, vor allem aus den Regionen Minho, Douro und Dao. 

All das fokussiert sich in den Weinen von Jorge Moreira, einer der herausragenden Weinpersönlichkeiten Portugals. Er ist nicht nur treibende Kraft hinter den Weinen der legendären Quinta de la Rosa am Douro, für die er seit dem Jahr 2000 als Betriebsleiter verantwortlich zeichnet, er hat sich auch mit seinem eigenen Weingut, der Quinta do Poeira, nachhaltig in die Hitlisten Portugals katapultiert. Poeira genießt in Portugal Kultstatus, auch wegen seiner originellen Etiketten. Poeira ist portugiesisch für Staub und so kringelt sich jedes Jahr ein anderer Staubsaugerschlauch auf den Etiketten des Weingutes, und den Zweitwein »Po de Poeira« ziert ein jährlich wechselndes Staubtuch. Poeira hat den Staub zum Markenzeichen gemacht. 

Trotz seiner Bekanntheit gehört Jorge Moreira zu den Leisen im Weinzirkus. Er ist keines dieser unangenehm lauten Marketingwunder, die den Weinmarkt zunehmend penetrieren. Jorge Moreira steht für Substanz und Persönlichkeit. 1971 geboren, wußte er nach der Schule nicht, was er studieren sollte. Per Zufall landete er im Wein, mit dem seine Eltern nichts am Hut hatten. Er absolvierte das Studium der Önologie an der Universität von Vila Real, arbeitete nach dem Abschluß aber als Verkäufer für Holzöfen. Auf Drängen seines Vaters nahm er schließlich seine erste Stelle im Wein an, arbeitete sieben Jahre lang für die berühmte »Real Companhia Velha« in Vila Nova de Gaia. Dort bekam er als Weinmacher die Chance, ein Programm hochwertiger trockener Tafelrotweine aufzubauen. Es ist schließlich Dirk Niepoort zu verdanken, dem kommunikativen Hans-Dampf-in-allen-Gassen des Douro-Tales, daß aus dem jungen Jorge das wurde, was er heute ist. Er nahm ihn an die Hand, führte ihn in die Welt der großen Weine ein und überzeugte ihn damit endgültig von einer Zukunft im Wein.

Poeira heißt Staub

Die Quinta do Poeira, das sind rund 9 ha Reben auf einem steil abfallenden, quer terrassierten Nordhang, der sich über fast 600 Höhenmeter bis ins Tal zieht. Zwischen den unteren und oberen Parzellen liegen rund drei Wochen Reifeunterschied. Diese in jeder Hinsicht besondere Lage prägt mit ihrem enormen Temperaturgefälle die Weine von Jorge Moreira in Stil und Charakter und macht sie anders als andere, feiner, seidiger, eleganter, frischer und auch kühler in der Wirkung. 

Als er den Betrieb kaufte, war keine der Rebzeilen begrünt. Der durch das Flusstal wehende Wind wirbelte den ganzen Sommer über Staub auf in den Rebzeilen. Wind- und Wassererosion sind im glutheißen Tal des Douro bis heute ein Riesen-Problem. Deshalb hat Jorge Moreira den gesamten Hang begrünt und auf biologischen Anbau umgestellt. Seitdem sind Staub und Erosion Vergangenheit. Im Name ist der Staub geblieben. 

Das Douro-Tal ist das größte Weinbaugebiet auf Schieferboden weltweit. Es ist ein spezieller Schiefer, der als Verwitterungsprodukt des darunter liegenden Granits den Weiß- und Rotweinen der Region den weltweit einmaligen Charakter verleiht. Die heterogene Bodenmorphologie, die man im Bild erkennen kann, ist für den Weinbau ideal. Die Reben können tief wurzeln und so an das Grundwasser gelangen, das vom winterlichen Regen gespeist wird. 

Schiefer ist hier saurer Boden. Dessen pH-Wert entscheidet über die Versorgung der Reben mit Nährstoffen und Spurenelementen, über den Gärverlauf, die Farbausbeute während der Extraktion der Beerenschalen, ja sogar über die Farbtönung. Es ist das magische Zusammenspiel von Chemie, Biologie und Morphologie der besonderen Böden im Douro-Tal, das den Weiß- und Rotweinen von dort ihre so besondere Ausstrahlung und das so eigensinnige Mundgefühl vermittelt

Im Bild die Lagares von Poeira, die flachen Becken aus Granit, in denen die Trauben schonend mit den Füssen angequetscht werden, um so die von Jahr zu Jahr variierenden Farb- und Gerbstoffe möglichst schonend aus den Beerenschalen zu extrahieren. 

Die Fußfläche ist weich, so daß die Kerne der Beeren nicht zerdrückt werden. Damit geben sie keine Bitterstoffe ab. Es ist diese traditionelle Kelterung, die die Rotweine des Douro im Zusammenspiel mit dessen dickschaligen Rebsorten maßgeblich prägt. Zeitlich kurz aber physikalisch intensiv werden hier Farbe und Gerbstoffe aus den Beerenschalen gelöst. Der gewonnene Most fällt per Schwerkraft in die Gärtanks im Keller, um nach der Gärung über ein bis zwei Jahre in neuen und gebrauchten Barriques zu finaler Gerbstoffqualität reifen zu können. Eine Tradition, die sich im Wissen um die Beschaffenheit der Beerenschalen ihrer alten, angestammten Rebsorten ganz der Qualität ihrer Gerbstoffe widmet.

Der Faßkeller von Poeira. Ohne entsprechend langen und gekonnten Ausbau im Holzfaß sind Weiß- und Rotweine der Qualität, wie sie Jorge Moreira bietet, nicht möglich. Es geht ihm dabei aber nicht um den aromatischen Einfluß des Holzfasses. 

Jorge Moreira baut seine Weißweine in gebrauchten kleinen Fässern aus, weil er ihnen möglichst viel Hefekontakt zu vermitteln versucht. Solange sie auf der Hefe liegen, sind sie vor Oxidation geschützt, brauchen keinen Schwefel. Zudem verleiht ihnen die Hefesuspension das cremig weiche, einmalig frisch wirkende Mundgefühl, das die salzige Mineralität der Schieferböden auf unverwechselbare Weise integriert.
Die rare Gerbstoffqualität seiner
Rotweine erzielt Jorge Moreira durch langen Ausbau auf der Feinhefe in neuen und gebrauchten Barriques. Sie sind reich an Gerbstoffen und brauchen zu deren Harmonisierung den gezielten Sauerstoffzutritt, den nur der Ausbau in Barriques gewährleisten kann. 

Lage

Als Jorge Moreira Ende der 1990er Jahre die Quinta da Terra Feita de Cima bei Pinhão angeboten wurde, schlug er zu. Ihn reizte vor allem deren nach Norden und Nordosten ausgerichteter Weinberg, der in vielen kleinen Terrassen, aber einer in sich abgeschlossenen, von Wald umgebenen Parzelle, spektakulär steil ins Tal fällt. 

Wegen der Ausrichtung nach Norden war die Quinta preiswert zu kriegen. Doch Jorge Moreira wollte nicht die üblichen schwarzen, gerbstoffbeladenen Rustikaltropfen produzieren, für die das Dourotal damals bekannt war. Er hatte feinsinnige, elegante Weine im Kopf, deren Dichte und Konzentration sich in Frische, Saft und aromatischer Ausstrahlung manifestieren sollte. 

Sein erster Jahrgang war 1997. Der bestätigte zwar seine Erwartungen, war aber mit seinem feinen, nervigen Säurerückgrat und seinen dichten, aber seidig kühlen Gerbstoffen viel zu avanciert für den damaligen Markt. Da ging es noch um Kraft, Muskeln und Alkohol. Deshalb verstand niemand seinen Wein. Einzig sein Freund Dirk Niepoort erkannte das Potential von Lage, Wein und Winzer. Er übernahm die Distribution seines ersten Jahrgangs für Portugal - prompt war der Wein binnen weniger Wochen verkauft. Damit war Jorge Moreira im Gespräch und seine Weine vom staubigen Nordhang begannen sich einen Namen zu machen. Heute zählt man sie zu den besten des Landes. 

Terroir

Ein Begriff, der vielfach falsch verstanden und verwendet wird. Er kommt aus dem Französischen und steht dort ausdrücklich nicht nur für den Boden, von dem ein Wein kommt. »Terroir« steht in Frankreich für die Gesamtheit der Herkunft eines Weines, also für Klima und Boden, Lage und Topographie und ganz maßgeblich auch für die Menschen, die all dies in einen Wein verwandeln, der »Terroir« zu zeigen imstande ist, nämlich den unverwechselbar identifizierbaren Charakter seiner Herkunft in der persönlichen Handschrift seiner Interpreten.   

Das Douro-Tal mit seiner spektakulären Topographie, seinem extremen Klima, seinen Traditionen und den Menschen, die sie respektvoll ins Heute zu übersetzen verstehen, erfüllt den Begriff »Terroir« überzeugend mit Leben. Wo sonst trifft man auf Weine, die den Charakter ihrer einmaligen Herkunft derart stringent und selbstbewußt gegen die Mainstream-Norm zelebrieren, wie hier? Mit einem authentischen Douro-Weiß- oder Rotwein im Glas öffnen sich neue Horizonte des persönlichen Erlebens, werden Landschaft und Kultur der Region und deren Menschen im komplexen  Spannungsfeld von Zeitgeist, Tradition und Ökonomie nachvollziehbar. Da öffnet sich geschmackliche Einfalt zur Vielfalt durch Herkunft. Das 2005 aufgenommene Bild zeigt die Neuanlage der einzeiligen Rebterassierung nach der Entfernung der ursprünglichen Mauern. Da glänzt der Schiefer in der Sonne. Die respektvolle Übersetzung dieser besonderen Herkunft durch traditionelle Weinbereitung und angestammt lokale Rebsorten sorgt für unverwechselbares »Terroir« in zeitlos großen Weinen.

Persönlichkeit

Jorge Moreira ist zur Ikone einer ganzen Generation jüngerer Weinmacher und Winzer in Portugal geworden. Mehrfach wählten ihn portugiesische Weinzeitschriften zum Winzer des Jahres und seinen »Poeira« zum besten Rotwein Portugals. Doch Jorge ist bescheiden geblieben: 

»Ich habe viele Jahre gebraucht, um guten Wein in seiner Komplexität zu verstehen. Der Keller ist dabei das eine. Viel wichtiger ist mir der Weinberg. Mich fasziniert die Wechselwirkung zwischen Rebe und Wein. Sie verstehen zu lernen, war immer mein Ziel. Ohne sie kann man keinen wirklich guten Wein produzieren, der unmißverständlich für seine Herkunft steht, zugleich aber internationale Geschmacksvorstellungen erfüllt, ohne sich selbst aufzugeben. Ich hatte zum Glück im Laufe meiner Ausbildung alle Chancen, dies zu lernen. Ich gehöre zur ersten Generation derart gut ausgebildeter Winzer in Portugal. Ich habe mich übrigens nie an berühmten Önologen oder Weinmachern der internationalen Schule orientiert, meine Vorbilder waren und sind die guten, traditionellen Winzer des Dourotales, die ihre Weinberge und deren Potential kennen und mit viel Respekt aus ihren alten angestammt autochthonen Rebsorten große, eigenständige, manchmal harte, manchmal wilde, immer aber charaktervolle Rotweine keltern. Mit seinen Granit- und Schieferböden hat das Dourotal ein sensationelles Potential, das noch viel zu wenig Beachtung findet. Auch in meinen Weinen soll man schmecken, wo sie herkommen. Ihre einmalige Herkunft unverfälscht und unverwechselbar auf Flasche zu bringen, das wird mich den Rest meines Lebens reizen und beschäftigen.«

Im gesamten Douro-Tal stehen die Reben wie an der Mosel oder an der Nordrhône auf bis zu sechzig Grad steilen Hängen, die zwischen ihrem oberen und unteren Teil teils beträchtliche Temperaturunterschiede aufweisen. Deren Bewirtschaftung ist enorm arbeitsintensiv und teuer. Deshalb gibt es im Douro-Tal keine »billigen« Weine. Dagegen sprechen auch die durch Trockenheit und Dichtpflanzung niedrigen Erträge.
Ab dem 17. Jahrhundert pflanzte man die Reben hier auf schmalen Terrassen, die von Mauern gestützt waren. Jede dieser Terrassen bot nur wenigen Rebzeilen Platz. Bis vor wenigen Jahrzehnten bestimmten diese durch Mauern gestützten Terrassen das Landschaftsbild im Tal des Douro auf sehr eindrückliche Weise. Die Terrassen waren aber nur von Hand zu bearbeiten und die Instandhaltung der Mauern immens aufwendig und teuer. Deshalb begann man in den 1980er Jahren die alten Terrassen ihrer Mauern zu berauben und ersetzte sie durch breiter angelegte sogenannte »Patamares«, die ohne Mauern auskamen und breit genug waren, um die Reben mit Traktoren bewirtschaften zu können. Doch der vermeintliche »Fortschritt« wurde durch massive Erosion zum Rückschritt. Seitdem setzt man wieder auf einreihige, innerhalb der Rebzeilen dafür besonders eng bepflanzte Terrassen, wie sie im Bild oben zu sehen sind. Diese Terrassen-Kulturlandschaft des Alto Douro erklärte die Unesco 2001 zum Weltkulturerbe.

Quinta do Poeira | PT-5060 - 283 Provesende | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG

2021 »Po de Poeira« Douro tinto Poeira (Jorge Moreira)

Inhalt: 0.75 l (25,20 €* / 1 l)

18,90 €*
2022 »Po de Poeira« Douro Branco (weiß) Poeira (Jorge Moreira)

Inhalt: 0.75 l (26,00 €* / 1 l)

19,50 €*
2023 »Poeira« Douro Branco (weiß) Poeira (Jorge Moreira)

Inhalt: 0.75 l (49,20 €* / 1 l)

36,90 €*
2020 »Poeira« Douro tinto Poeira (Jorge Moreira)

Inhalt: 0.75 l (56,67 €* / 1 l)

42,50 €*
2018 »Poeira« Douro tinto Poeira (Jorge Moreira)

Inhalt: 0.75 l (56,67 €* / 1 l)

42,50 €*
2010 »Poeira Decade« Douro tinto Poeira (Jorge Moreira)

Inhalt: 0.75 l (82,67 €* / 1 l)

62,00 €*
2017 »Poeira Vinha da Torre« Douro tinto Poeira (Jorge Moreira)

Inhalt: 0.75 l (96,00 €* / 1 l)

72,00 €*