Als ihre Eltern 2014 die 0,3 Hektar Reben der Familie verkaufen wollen, beschließen ihr Mann Gergely Jánosi und sie, diese zu behalten. Sie besuchen ihre Eltern, kommen dabei auch in das Dorf Erdőbénye, von dessen Atmosphäre Erika spontan so begeistert ist, daß sie beschließen, hier ein kleines Weingut aufzubauen. Als sie nach einem passenden Haus suchen, stellt sich heraus, daß viele der älteren Dorfbewohner noch Erikas Vater kennen, der früher die alte Küferei in Erdőbénye leitete. Sie fühlt sich, als käme sie nach Hause.
Sie finden ein Haus, in dessen Keller heute ihr kleines Weingut residiert. Sie beginnen, nach weiteren Rebflächen zu suchen. Es ist Februar. An vielen Weingärten stehen Schilder, die sie zum Verkauf ausweisen. Sie kaufen eine 0,7 Hektar große Parzelle mit alten Furmint-Reben, die sich als wahrer Schatz erweist, galt deren Lage Rány doch lange nicht nur als eine der besten, bevor sie in Vergessenheit geriet, sondern auch als eine der ältesten in Tokaj. Sie wird im Zusammenhang mit einer Grenzvermessung 1248 schriftlich erwähnt. Attila Homonna, der bekannteste Winzer Erdőbényes, der Erika die ersten Jahre unterstützt, meint, die Parzelle würde Maschinen und Menschen fressen, weil ihr Boden aus reinem Rhyolith besteht, der extrem schwer zu bearbeiten sei. Doch genau dieser karge Boden ist es, der für jene magische Energie und vibrierende Leichtigkeit sorgt, die ihre Weine der so unscheinbar wirkenden Lage in Stil und Charakter so einzigartig machen.
Heute bewirtschaftet das Weingut Sanzon 4 ha, wobei Erika fünf Hektar für das Maximum hält, das sie bewirtschaften und verarbeiten kann. »Jede Parzelle hier braucht ihre eigene Behandlung», meint sie, »denn die Trauben reifen zu unterschiedlichen Zeiten, weil die Böden alle paar Meter ihre Struktur und Eigenart wechseln; trockene Jahre und Jahre mit mehr Regen erfordern deshalb jeweils sehr individuelle Be- und Verarbeitung.«
Erika bewirtschaftet 2 ha Furmint, 1,5 ha Hárslevelű und 0,5 ha Muskateller seit 2015 biologisch. Von Beginn an verzichtet sie auf synthetische Präparate und Dünger. Auf »Sanzon« setzt sie ausschließlich Schwefel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten ein. Um ihre ultrakargen Böden mit Humus anzureichern, der auch in trockenen und heißen Jahren die Reben mit Feuchtigkeit versorgen kann, sät sie spezielle Saatgutmischung ein. Im Keller vergärt sie grundsätzlich spontan und setzt Schwefel nur ein, wenn ihre Weine ihn wirklich benötigen. Inzwischen baut sie bestimmte Partien auch in tönernen Amphoren aus, die für spannend kompakte und bemerkenswert präzise Struktur im Mundgefühl sorgen, wie ihr famos trockener Muskateller beweist. Erika Rász ist eine hart arbeitende Winzerin, die genau weiß, wo sie ihre Reise in Sachen Wein noch hinführen soll. Von ihr wird man hören.
Das Gestein
Vulkanisches Gestein prägt Duft und Geschmack von Wein maßgeblich. Dabei handelt es sich meist um sogenanntes Eruptivgestein, das im Gegensatz zum Tiefengestein oft feinkörnig oder sogar glasig erstarrt. In Tokaj dominiert dagegen porphyrisches Gefüge, das beim Erstarren der Schmelze in der Magmakammer gebildete Kristalle in eine feinkörnige Grundmasse eingeschlossen hat. In solchem Vulkanit genannten Gestein findet man zahlreiche Minerale wie Quarz, Feldspat, Olivin, Amphibole, Magnetit und andere Oxide.
Je mehr Nebengestein beim Aufstieg der Magma aus den Schlotwänden mitgerissen wurde, um so härter und dichter gepackt ist der entstandene Vulkanit. Der in der Lage Rány vorhandene Rhyolith gehört mit zum härtesten Vulkangestein, das es gibt, weshalb man z. B. Plastersteine daraus herstellt. Es ist das an SiO2 reichste Vulkangestein. Siliciumdioxid können Pflanzen nicht aufnehmen. Auf seiner Oberfläche entsteht aber in Gegenwart von Wasser Kieselsäure, die von der Rebe aufgenommen werden kann und dann deren natürliche Widerstandkraft ebenso stärkt, wie die Festigkeit der Beerenschale. Ein natürliches Insektizid.
Furmint & Hárslevelű
Zwei autochthone weiße Rebsorten, die man hierzulande kaum auf dem Radar hat. Sie liefern anspruchsvoll eigenständiges Weißwein-Erleben, vergleichbar großen Chenin Blancs von der Loire, wenigen großen Chardonnays aus Burgund und engagiert produzierten spanischen Xarellos neuer Generation.
Furmint ist eine sehr alte Rebsorte der Weinbauregion Tokaj. Ihre eigenwillige Kombination aus rassiger Säure, dem leichten Befall mit Graufäule und hohen Zuckergehalten in der Traube prädestiniert sie für die Produktion langlebiger, aromatisch komplexer, geschmacklich anspruchsvoller Weine, egal ob edelsüß oder trocken ausgebaut
Hárslevelű gedeiht auf den warmen vulkanischen Böden in Tokaj besonders gut. Ihre Weine sind aromatisch spannend delikat und würzig, weniger »fruchtig«. Aus Hárslevelű entsteht das gesamte Spektrum Tokajer Weine, von furztrocken bis hochnobel edelsüß. Eine Rebsorte, die nicht auf ein bestimmtes Klischee getrimmt wurde, sondern unverzüchtete, ursprünglich regionale Weinrealität verspricht.
Kleine Größe
In Zeiten der Klimakrise ist die Betriebsgröße qualitätsentscheidend. Das Wetter wird extremer, Böden nehmen, weil längst zu trocken, kein Wasser mehr auf. Reifeperioden und physiologische Reife verändern sich, der Erntezeitpunkt rückt vor, die Erntezeit wird kürzer, wenige Tage entscheiden über Wohl und Wehe des Jahrgangs.
Erika Rász Keller ist klein. Die Größe ihrer Gärtanks entspricht den erwartbaren Erntemengen ihrer Parzellen. Die sind so klein, daß sie jede einzelne Rebe das Jahr über verfolgen kann, um während der Ernte dann zu entscheiden, welche Rebsorte, Parzelle oder Rebzeile wie gekeltert und ausgebaut werden soll.
Ihre extrem kargen Böden sorgen für niedrige Erträge in straffen Weinen, die sie durch Maischestandzeit in der Amphore auf natürliche Weise entsäuern und damit harmonisieren kann, ohne in die Weinbereitung geschmacksverändernd einzugreifen. Maximal individuelle Behandlung jeder einzelnen Lesepartie. Exakt abgestellt auf Boden, Lesezeitpunkt und Most-Chemie. Nur »die richtige« Betriebsgröße bietet die nötige Freiheit für derart respektvoll individuelle Weinbereitung.
Der Boden und sein Wein
Tokaj in Nordungarn wurde vor etwa 15 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivität geformt. Im Prinzip dominieren drei Bodentypen die Weinlagen dort, doch wenn man durch die Weinberge geht, merkt man, wie sich der Oberboden von Meter zu Meter verändert. Die für die Landschaft so typischen Hügel, einst aktive Vulkane, sind Ausläufer der Karpaten, die hier in die ungarische Tiefebene auslaufen. Die Reben stehen überwiegend auf verdichtetem Ton und Verwitterungsböden, die aus vulkanischen Gesteinen erodiert sind. Die Böden der besten Weinbergslagen sind extrem steinig, am Fuß der Hügel und in der Ebene bestehen sie überwiegend aus in einer Löß- und Sandauflage.
Viele Winzer, die irgendwelche Gesteins- oder Mineralarten auf ihre Etiketten schreiben, tun so, als könnte man diese direkt in ihrem Wein schmecken. Geomorphologen und Geologen sind sich einig darin, daß dies nicht stimmt. Trotzdem beeinflußt Boden Stil und Geschmack von Wein, und zwar über seine Struktur. Im Bodenprofil aus der Gemeinde Mád in Tokaj links im Bild sieht man, wie dünn die Erdauflage dort ist. Darunter purer Stein. Je karger der Boden, je dünner die Erdauflage, um so mehr müssen sich die Reben über ihr Wurzelwerk anstrengen, an Nahrung zu kommen. Ihr Ertrag ist niedrig, ihre Beeren klein, dafür aber hocharomatisch und konzentriert. Ihr Wein kann nicht dick, fett und weich schmecken, sondern wird schlank und rassig straff über die Zunge gehen.
Je mehr Ton, Lehm, Kalkmergel und anderer nährstoffreicher Oberboden dem Wurzelwerk zur Verfügung steht, je runder, weicher und körperreicher wird ein Wein. Insofern prägt die Bodenstruktur den Charakter eines Weines unmittelbar, nur eben nicht nach Gesteinsart, sondern entsprechend der Morphologie des Bodens im Zusammenspiel mit evtl. vorhandenen Mineral- und Nährstoffen, die z. B. Einfluß auf den Ertrag haben, auf die Beerengröße, deren Schalendicke, aber auch auf die natürlich vorhandenen Hefekulturen und damit auf Gärverlauf, Dauer, Aromatik und Mundgefühl.
Rány. Die historische Furmint-Parzelle
Sie hat das Weingut »Sanzon« 2014 entscheidend begründet. Ein paar lange Rebzeilen mit insgesamt 0,7 ha. Einer der ältesten Weinberge in Tokaj. Sieht völlig unscheinbar, wenn nicht sogar abweisend aus, zumal hier im Bild, das im Winter aufgenommen wurde, der Monokulturcharakter schon fast brutal wirkt.
Die Erdauflage ist hier so dünn, daß Einsaaten kaum wachsen können. Trotzdem versucht es Erika Rász, über schonende Bearbeitung und gezielte Begrünung den Boden aufzubauen und den Humusanteil zu erhöhen. Die Rebstöcke hier sind 60 - 70 Jahre alt, sie sind tief verwurzelt, leiden auch in heißen Jahrgängen kaum unter Trocken- oder Wasserstress und liefern auf magerstem Rhyolithboden aromatisch leise, vulkanisch steinig und rauchig dicht agierende, druckvoll straff wirkende, natürlich trockene Weine enormen Reifepotenzials. Von hier kommt er, Sanzons legendärer Einzellagen-Furmint »Rány«.
Rány. Die Hárslevelű-Parzelle
Hinter der historischen Rány-Parzelle erhebt sich ein Hügel. An dessen Ostseite steht diese relativ steile Parzelle mit einem relevanten Höhenunterschied zwischen dem unteren und oberen Teil der Rebzeilen. Innerhalb der Parzelle verändert sich die Bodenstruktur signifikant. Von extrem dünner Erdauflage am oberen Ende zu von Erosion über Jahrhunderte angehäuften dichtem, schwerem Boden am unteren Ende. Die visionäre Ausrichtung der Rebzeilen nach Osten sorgt auch in heißen, trockenen oder anderweitig extremen Jahren für gleichmäßige Traubenreife.
Hier entsteht der so elegante wie kraftvolle, trockene Hárslevelű von »Sanzon«, der vielleicht beste seiner Art in Tokaj. Die paar hier stehenden Furmint-Reben liefern einen körperreicheren, stoffigeren und säureärmeren Wein als in der historischen Parzelle. Erika Rász setzt ihn immer dann als Verschnittpartner ein, wenn sie ihren Rány-Furmint etwas harmonischer und ausgewogener machen will.
Traubenqualität
Erika Rász versucht, jede einzelne Erntepartie nach der Qualität ihrer Traubenbeschaffenheit zu verarbeiten und zu vergären. Seit ein paar Jahren setzt sie auf Maischestandzeiten und Maischegärung in der Amphore. Dafür braucht sie kerngesunde Trauben, die gut nährstoffversorgt sind. Ihre per Maischestandzeit produzierten Weine präsentieren sich so reintönig, so sauber, aber auch so raffiniert in Phenolik und Aromatik, daß man den Maischekontakt fast nicht zu spüren meint - und doch verleiht er ihren Weinen Stoff, vibrierende Lebendigkeit und physische Substanz. Der beste Beweis für hochwertige Traubenqualität. Hier maximal transparent im Bild (Ernte 2022).
Respektvolle Weinbereitung
Hier sieht man, was »Maischegärung« bzw. »Maischestandzeit« bedeutet. Die Trauben werden nach der Hand-Lese schonend abgebeert, um auf dem entstehenden Most mitsamt den Beerenschalen über mehrere Tage vergoren oder zumindest ein paar Stunden auf den Beerenschalen mazeriert zu werden, wobei alle vorhandenen Informationen extrahiert werden. Weißwein, der wie Rotwein gemacht wird. Dabei entstehen auch hier sogenannte Phenole, also Gerbstoffe, die den Wein natürlich konservieren, so daß man weitgehend auf Schwefelung verzichten kann. Archaisch historische Weinbereitung, die die Beschaffenheit der Beeren in maximal natürliche Weinqualität übersetzt.
Terroir
Der Begriff des »Terroirs« steht in Frankreich, wo er ursprünglich geprägt wurde, ganz maßgeblich und ausdrücklich auch für den Menschen, der die offensichtlich prägende Herkunft eines Weines über die Bodenbeschaffenheit hinaus in so unverfälschten wie unverwechselbaren (und damit wiedererkennbaren) Charakter dieser besonderen Herkunft zu übersetzen versteht.
Erika Rász realisiert das Klima, den Standort und die Böden ihrer Reben, aber auch ihre Arbeit eines ganzen Jahres, in authentischen Terroirweinen, die ihre Traubenqualität und ihre Herkunft so direkt wie unverfälscht in unverwechselbarer Stilistik und identifizierbarem Charakter widerspiegeln.
Inhalt: 0.75 l (22,53 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (29,20 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (29,20 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (29,20 €* / 1 l)