Besuch vor Ort. Wir kaufen keinen Wein ohne Winzer, Keller, Weinberg und Boden zu kennen. Nach Besuchen renommierter Erzeuger in Savoyen sind wir, etwas desillusioniert, auf dem Weg zurück ins Hotel. Wie immer fahren wir Nebenstrecken, um die Region kennenzulernen. In Apremont fällt uns ein Schild auf: »Domaine des 13 Lunes«. La Lune, der Mond? Wer ihn im Namen führt, muß etwas mit Bio oder Biodynamik zu tun haben, zumal wenn es, wie hier, gleich um 13 Monde geht ...
Wir fahren hin, obwohl wir keinen Termin haben und es schon spät ist. Auf Schotterwegen geht es durch kleinparzellierte Weinberge direkt unter den legendären Mont Granier, dessen katastrophaler Bergsturz im Jahr 1248 noch heute die Menschen der Region bewegt und der Appellation »Abymes« (altfranzösisch für Abgrund) den Namen gab. Eindrucksvolles Szenario im Spiel der Wolken und des Lichts. Wir treffen den Winzer gerade noch an, er ist dabei abzusperren, können ihn aber überreden, uns seine Weine probieren zu lassen - und sind hin und weg. Wir haben, dem Zufall sei Dank, hier endlich gefunden, was wir in Savoyen gesucht haben.
Sylvain Liotard ist eigentlich Möbelschreiner. Er kam zum Wein, wie wir zu ihm. Irgendwann schickt ihn sein Chef zu einem Winzer mit dem Auftrag, dessen Fässer zu reparieren. Er wird zum Spezialisten für Faßreparaturen und lernt die besten Winzer Frankreichs kennen. Der Wunsch, selber Wein zu machen, keimt auf. Zusammen mit seiner Frau Anne, die als Graphikerin ihr Geld verdient, entschließt er sich 2014, den Betrieb eines Winzers zu übernehmen, der aus Altersgründen verkauft. Zwei Jahre arbeiten sie mit ihm zusammen, um Böden und Reben aus erster Hand kennenzulernen. Dann erblickt 2016 die Domaine des 13 Lunes das Licht der Weinwelt.
Sie liegt in den Westalpen zwischen den Departements Isère und Savoyen. ihre Reben stehen an den Hängen des Naturparks Chartreuse auf jenem Geröllfeld, das im 13. Jahrhundert durch den gewaltigen Bergsturz am Mont Granier entstand, dem damals Tausende zum Opfer fielen. Im Schatten dieses eindrucksvollen Berges bewirtschaften Sylvain und Anne nun ihre 40 Jahre alte Reben. Karger Karstboden auf der Grenze zwischen den Appellationen Abymes und Apremont. Einer der höchsten Betriebe der Appellation, auf einem Süd-Ost-Hang mit phantastischem Blick auf die Viertausender der Westalpen.
Der Blick von hier oben ins Tal von Chambery und auf die Bergkette gegenüber ist überwältigend. Auf den zweiten Blick aber fällt er frustrierend aus: Von hier sieht man ihn, den dichten graubraunen Smog, der über dem Tal hängt. Tag für Tag, das ganze Jahr hindurch. Führt doch unten die Autobahn von Lyon über Grenoble nach Italien und in die Schweiz. Tausende von LKW und PKW fahren hier täglich durch. »Unglaublich, was wir Menschen der Natur antun«, meint Sylvain. Während der Corona-Monate sei die Luft über dem Tal so klar und sauber gewesen, wie er sie, in Chambery geboren, noch nie in seinem Leben gesehen habe.
Die Domaine des 13 Lunes ist zum Herzensbetrieb geworden. Die Weine von Anne und Sylvain aus Savoie beweisen, zusammen mit dem benachbarten französischen Jura, dem winzigen Trièves und dem malerischen Bugey, wie spannend anders Weine aus der Höhe sein können, aber auch, wie sehr sich die Weinwelt verändert hat: Es sind diese kleinen, vom Markt vergessenen Appellationen, deren ambitionierten Winzern die Zukunft gehört, weshalb wir ihnen unsere Arbeit widmen. Ihre Weine sind vielfältig charaktervoll und wagemutig anders als jene banal klischeehafte Einfalt, die im breiten Strom des Mainstreams omnipräsent die Selbstbedienungsregale des Handels füllt. Gegen den Strom zu schwimmen ist ihnen wie uns nicht nur Anliegen, sondern tägliche Arbeit.
Inhalt: 0.75 l (21,20 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (23,87 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (26,53 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (27,87 €* / 1 l)