Öko-Weingut Zang

Maximilian & Rainer Zang

Frankens leise Bio-Pioniere. Vater und Sohn in Generationen übergreifendem Einklang mit unaufgeregt zeitlosen Weinen, frei von der Vordergründigkeit und Flüchtigkeit des »Fortschritts« und des fränkischen Mainstreams. Eigenwillig, eigensinnig und eigenartig im Sinne des Wortes in ihrem unverkennbar von viel Zeit im Ausbau geprägten Stil des Hauses. 

Region: Mainfranken

Bewirtschaftung: Biologisch zertifiziert

Rebfläche: 7 ha

Boden: Muschelkalk

Rebsorten: Silvaner, Müller-Thurgau, Riesling, Trainer, Weißburgunder, Bronner, Johanniter, Regent, Spätburgunder

Es gibt engagierte und ambitionierte Winzer in Franken, die weniger bekannt sind als sie es verdient hätten. Das gilt vor allem für Rainer und Maximilian Zang aus Nordheim (nicht zu verwechseln mit dem bekannteren Ottmar Zang aus Sommerach). Vermutlich, weil sie leise und bescheiden auftreten und sich deshalb im Verkauf ihrer Weine schwer tun. Die Social Media haben auch die Weinwelt enorm beschleunigt. Für Tiefgang und echte Information ist in deren oberflächlicher Bild-Welt keine Zeit. 

Zangs Weine sind anders als die anderen in Franken. Sie wagen persönliche Eigenart, folgen nicht der Einfalt Frankens. Zangs können sich auch keine zeitgeistig designte Vinothek leisten, sie verbringen ihren Alltag draußen in ihren Reben und ihr Weingut ist schmucklos zweckmäßig. Zangs wollen nicht mehr sein, als sie sind. Deshalb tun sie sich schwer in der Schnittstelle zum Markt, denn dort dominiert der Schein das Geschäft. Wer am lautesten auf die Kacke haut, versucht damit nur vom meist banalen Inhalt der Flaschen abzulenken. Schließlich sind nur wenige Kunden in der Lage, zwischen Schein und Sein zu unterscheiden. Wissen braucht Zeit und die hat man im durchorganisierten Stress des Alltags nicht. Deshalb tun sich seriöse Winzer wie Zangs schwer gegen die vielen Lautsprecher auf dem Markt, die ihre belanglos netten Weinchen mittels belanglos netter Botschaften erfolgreich unters Volk bringen. Da kann kaum durchdringen, daß Zangs eine der raren Ausnahmen im fränkischen Weinzirkus sind, deren An- und Ausbau und deren Denken und Handeln den meisten ihrer Kollegen um Längen voraus sind.

Tatsächlich erinnern uns Rainer und Maximilian Zangs Weine an unsere Anfänge in Franken. Anfang der 1980er Jahre lernten wir die Weine der Augustinusschwestern von der Vogelsburg hoch über Volkach kennen. Sie gehörten zu den letzten in Franken, die spontan auf der Naturhefe vergoren, in Holz ausbauten und ihren Weinen viel Zeit auf der Hefe ließen. Wir hatten damals von Wein keine Ahnung. Aber die so anderen Silvaner von Schwester Hedwig faszinierten uns damals so, daß wir sie als unsere ersten deutschen Weine ins Programm nahmen. Ihre wegweisende Arbeit von damals ist heute leider so gut wie vergessen.

Als wir Rainer Zang kennenlernen, wirkt er resigniert. Die fränkische Fachberatung hatte ihn über Jahrzehnte hinweg angemahnt, seine Weine seien nicht zeitgemäß. Er müsse sich von seinen Holzfässern trennen, auf Vergärung per Reinzuchthefe umstellen und neue Kellertechnik kaufen, um »moderne«, marktgängig »fruchtige« Weine zu produzieren. Tatsächlich tat er sich schwer, seine Weine zu verkaufen, während um ihn herum die Kollegen ihre Betriebe vergrößerten und stets ausverkauft waren. Bis heute prägt der Glaube an die Agrochemie den fränkischen Weinbau. Angst vor Veränderung bestimmt das Geschehen. Man glorifiziert eine Vergangenheit, die man für besser als die Gegenwart hält, um sich nicht mit dem nötigen Wandel für eine bessere Zukunft beschäftigen zu müssen. Der fränkische Winzerverband tut das seine dazu und so droht Frankens Winzerszene eine düstere Zukunft in dumpfer Ignoranz.  

Ein Szenario, das dafür sorgte, daß Rainer Zang den Glaube an sich selbst, wie auch an seine Zunft verlor. Er schien wie auf Schienen zu laufen, ohne Lust, ohne Antrieb, ohne Zutrauen zu sich selbst. Dabei hatten ihn, wie uns damals, die Augustinusschwestern auf der gegenüberliegenden Vogelsburg dazu inspiriert, einen anderen Weg zu gehen. Er wagte damals den Bruch mit den Eltern, stellte auf biologische Bewirtschaftung um und wurde zu einem der wegweisenden Bio-Pioniere in Franken. Seit 1990 bewirtschaftet er seine Reben biologisch zertifiziert und weil er seine Weine trotz schwierigen Verkaufs und des Drucks seitens der Offiziellen des Weinbauverbandes nie dem »Fortschritt« opferte, sind sie für uns so etwas wie die Nachfolger der Vogelsburg-Weine von damals - und deshalb aus Überzeugung bei uns im Programm.

In der ausgeräumten Monokultur der Massenrebhaltung am Nordheimer Hang erkennt man Zangs Rebzeilen schon von weitem an ihrer vielfältig biodiversen Begrünung (siehe Bild oben).

Anders als in Franken zunehmend üblich, bewirtschaftet sie kein anonymer Lohnunternehmer im Auftrag, Zangs machen das ausschließlich selbst. Auch deshalb versteht Rainer Zang es als Vollblutwinzer nicht, warum es ihm in Anbetracht der Naturweinbewegung und des Aufstiegs der Bioweine so schwer fällt, seinen Weinen mehr Gehör zu verschaffen. Doch auch in Franken regiert unverfrorene Frechheit das Werben um potentielle Kunden. Bewußte Intransparenz, knallhartes Greenwashing und impertinente Winzerlügen beherrschen die Instagram-Scheinwelt, der ehrliche Winzer-Seelen wie Rainer und Maximilian Zang kaum mehr als ihre tägliche Arbeit entgegenzusetzen haben. 

Die interessiert im hochbeschleunigten Internet-Zeitalter aber kaum jemand und so tun sich Weine, die mit nur einem Wort nicht zu beschreiben sind, schwer auf dem Markt. Doch im Land herumzufahren, um sie anzupreisen, steht für Rainer und Maximilian Zang nicht zur Diskussion. Sie sind bodenständige Weinbauern, die lieber in ihren Reben arbeiten, als Menschen auf die Pelle zu rücken, um ihnen wortreich Flaschen anzudienen. Dieses Schnittstellenproblem stellt sich vielen handwerklich engagierten Betrieben. Sie empfinden ihren dritten Beruf, nach der Außen- und der Kellerwirtschaft, als echte Belastung. Und so hetzen viele von ihnen heute von Messe zu Messe, von Verkostung zu Verkostung, in der Hoffnung, irgendwie im Gespräch zu bleiben und vielleicht auch ein paar Flaschen verkaufen zu können.

Seit Mitte 2024 erlebt die Weinbranche eine weltweit existentielle Krise. Binnen weniger Monate wurde das Winzerdasein, nach einer langen Phase steigender Nachfrage und fast schon unheimlichen Wachstums, zum harten Überlebenskampf. Alle in der Branche fragen sich, was zum rasanten Einbruch der Nachfrage auf allen Märkten gleichzeitig geführt hat. Dabei leiden besonders die qualitativen Enden des Marktes, ganz unten und ganz oben, unter der unerwartet einsetzenden Disruption, die Handel und Winzer noch lange beschäftigen dürfte.

Ausgerechnet in diesem Krisenszenario, das die Weinlandschaft Frankens in den kommenden Jahren radikal verändern wird, übernimmt Maximilian den elterlichen Betrieb. Er ist bestens ausgebildet und plant bedacht und kompetent seine Zukunft. 

Sie liegt für ihn vor allem in maximal lebendigen Böden, deren Belebung er mit viel Respekt vor der Arbeit des Vaters viel Zeit und Arbeit widmet. Die Herausforderungen der Klimakrise sind auf der flurbereinigten Maininsel latent spürbar. Über Bepflanzung mit Bäumen und Hecken für Mykorrhiza-Netzwerke will er ihnen ebenso entgegentreten, wie er daran arbeitet, die Biodiversität im Weinberg massiv zu forcieren. Dabei baut er, bei aller Kompetenz, die er sich in den letzten Jahren erarbeitet hat, auf den Rat und die Pionierarbeit seines Vaters. Ein generationsübergreifender Glücksfall, der in fränkischen Weinbau-Familien alles andere als selbstverständlich ist. Es gilt, an der so wichtigen Arbeit draußen im Weinberg mehr Interesse zu wecken, um über sie die Qualität der Weine zu kommunizieren. Deren Verkauf ist für all jene Betriebe existentielle Herausforderung geworden, die sich mehr ihren Reben als dem Instagram-Hochglanz widmen.

Zangs Keller in einem alten historischen Gewölbe unter dem Wohnhaus ist klein. Hier der Edelstahlkeller, der bei Zangs anders genutzt wird als üblich. Hier lagern vor allem jene Rotweine, die vor oder nach dem langjährigen Ausbau im Holzfaß, meist Barrique oder 500l, noch nicht abgefüllt werden, weil sie noch nicht im Verkauf sind. Zangs verfolgen in Sachen Rotwein, für die sie bislang kaum bekannt sind, eine ganz eigene Philosophie des bewußt langen Ausbaus im Holzfaß. Viele ihrer exzellenten Rotweine, mit denen sie sich im Verkauf bislang noch schwer tun, kommen erst viele Jahre nach der Ernte auf den Markt.  

Im ihrem traditionellen Faßkeller bauen Zangs ihre Weißweine aus. Deren Moste laufen auf der »dreckigen« Vollhefe direkt von der Presse in die zum Teil alten, aber penibel gepflegten Fässer. Dort gären sie spontan und reifen dann bis zur darauffolgenden Ernte ohne Schwefel auf der Vollhefe. Diese lange Fassreife verleiht Zangs Weinen einen ganz eigenen Betriebs-Charakter. Vordergründig laute »Frucht« sucht man in ihnen vergebens, stattdessen zeigen sie tiefgründige Würze in saftig mildem Mundgefühl, das sie dem biologischen Säureabbau verdanken, den alle Weine im Keller absolvieren. 

Das Wissen um das Bodenleben, das sogenannte Mikrobiom des Bodens, ist erst wenige Jahre alt. Es bestätigt bisher viele der biologischen und biodynamischen Praktiken. Zur Analyse der Böden nimmt hier Dr. Wolfgang Patzwahl, Fachberater des Bioverbands Naturland®, Spatenproben der Zangschen Böden vor. Dabei wird bis zu einer bestimmten Tiefe die Struktur des Bodens nach der Art der Durchwurzelung, der Aktivität des Bodenlebens, dem Grad an Bodenverdichtung wie auch der Regenwurmdichte analysiert. Eine einfache, aber vielsagende Methode der Bodenbeurteilung.

Hier erkennt man zwar eine kleine Pfahlwurzel, der Rest des Bodens ist aber hart und in großen Stücken verdichtet, kaum von Regenwürmern und  feinem Wurzelwerk bis in die Tiefe durchdrungen. Er ist wenig porös und besitzt deshalb nicht das Wasserspeichervermögen, das lebendige Böden auszeichnet und das für Nährstofftransport nötig ist .   

Hier ist die Verdichtung weniger ausgeprägt, aber die Verwurzelung ist ähnlich schlecht, betrifft nur die unmittelbare Oberfläche des Bodens. Auch hier fehlt feine Verwurzelung bis in die Tiefe. Regenwürmer sind kaum vorhanden, der Boden ist zu fest, zerfällt in große Stücke und die erhofften Mykorrhiza-Knöllchen sind nicht vorhanden. 

Eine Spatenprobe gilt vor allem der Morphologie des Bodens. Intensiv feine und diverse Verwurzelung bis in 40 cm Tiefe ist nötig für den Nährstofftransport in die Pflanze. Fehlt diese Biologie, kann der chemische Transport nicht stattfinden, es kommt zu physikalischer Verdichtung, untrügliches Zeichen für Mangel an Pilzen, Bakterien und Bodenleben.

Ein Bild aus dem Jahr 2019. Wir stehen auf der frisch flurbereinigten Höhe der Maininsel zwischen Nordheim (hinter uns) und Sommerach (vor uns). Tabula rasa. Maschinengerechte Pflanzung. Die Böden tiefgreifend mechanisch homogenisiert. Quellen entfernt bzw. in den Main kanalisiert. Asphaltwege quer durch die Parzellen gelegt, auf denen das Wasser abgeleitet wird in die Kanalisation. Alle Bäume, Sträucher und Hecken entfernt. Keinen Baum, keine Hecke gepflanzt. Dafür wird dort jetzt nach Bewässerung gerufen. Das Streben nach Ertrag und wirtschaftlicher Effizienz dieses Weinbaus macht fassungslos. Qualität ist nicht sein Ziel. Weinbau ohne Zukunft.

Das bis dahin ausufernde Sortiment hat Maxi Zang in neuen Cuvées gebündelt, in denen er viele kleine Partien von vielen kleinen Parzellen mit Rebsorten, die der Vater gepflanzt hat, die heute aber kaum noch Marktrelevanz besitzen, zu aufregend neuem Leben erweckt. Familie Zang befreit sich von den Schatten der Vergangenheit und steht unter Strom. Maxi Zang bedient sich deshalb auf den Etiketten seiner neuen Cuvées der Sprache Sigmund Ohms, von »Gegenstrom« über »Erdung« und »Spannung« bis zum »Widerstand«.

Was Vater Rainer begonnen hat, setzt Sohn Maximilian in noch präziser formulierten Weinen tiefgründig erdiger Muschelkalk-Würze fort. Seine Weine tragen eine in sich ruhende, leise, entspannt wirkende, sehr persönliche Handschrift, die sich in mundfüllend saftiger Konsistenz äußerst, die ein quicklebendiges aber unaufdringliches Säurespiel trägt, das frisch wirkt ohne sauer zu sein. 

In seinen kompromißlos natürlich realisierten und deshalb mutig eigenständigen Weinen wagt Maxi Zang den Mut zu Sturm und Drang. Noch läuft sein kleines Weingut unter dem Radar des Marktes. Doch wenn er so weitermacht, dürfte es schon bald die Aufmerksamkeit jener Weintrinkerinnen auf sich ziehen, die ihrem eigenen Geschmack und Anspruch mehr vertrauen, als der aufgesetzt künstlichen »Frucht« fränkischer »Fortschritts«-Gläubigkeit. 

Seit Maxi Zang den Betrieb des Vaters übernahm, experimentiert er selbstbewußt in Keller und Weinberg. So hat er den in Franken ungeliebten Traminer, der vor der Flurbereinigung wichtige Komponente in den damals vorherrschenden Gemischten Sätzen war, durch Maischegärung in einen hinreißend guten Orange-Wein verwandelt, der sich, unfiltriert abgefüllt, ungewohnt dicht und griffig in den Gerbstoffen präsentiert. Er knüpft damit erfrischend neu an alte fränkische Traditionen an, die längst vergessen sind.

Was für den Vater Hobby war, stellt Maxi Zang nun auf professionelle Beine: die Rotweine der Familie. Sie machen immerhin 10% der Produktion aus, waren bislang aber nach eigener Aussage nur schwer verkäuflich. Vater Zang lagerte sie deshalb manchmal zehn und mehr Jahre erst im Edelstahltank, dann im Holzfaß, bis sich jemand ihrer erbarmte.

Deshalb kann Maximilian heute auf große, noch immer im Faß reifende Weine der Jahrgänge 2012 bis 2022 zurückgreifen, gekeltert aus Pinot Noir und Regent. Sie präsentieren sich so eigensinnig wie souverän in der QualitätEnorm dicht gepackt, vor praller würziger Frucht schier berstend, mit einer Frische und Potenz im Trunk, die kaum zu glauben sind. Was hier in rot und weiß im Keller schlummert, könnte das kleine Weingut zu einem der heißen Geheimtipps in Franken machen.

Öko-Weingut Zang | Kreuzbergstrasse 2 | D-97334 Nordheim/Main |

2020 »Spannung« QbA Franken Öko-Weingut Zang

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2023 »Erdung« Cuvée weiß trocken Öko-Weingut Zang

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2019 Silvaner »Gegenstrom« Öko-Weingut Zang

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2019 Müller-Thurgau »Gegenstrom« Öko-Weingut Zang

Inhalt: 0.75 l (24,00 €* / 1 l)

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2012 Spätburgunder »Alte Welt« Öko-Weingut Zang

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2021 Silvaner »Gegenstrom« Öko-Weingut Zang

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2021 Müller-Thurgau »Gegenstrom« Öko-Weingut Zang

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