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Kadarka
Kadarka? So heißt eine sehr alte, weitgehend unbekannte ungarische Rotweinsorte, von der man in naher Zukunft mehr hören wird.
Sie war unter anderen im einstmals berühmten »Erlauer Stierblut« vertreten, einem kraftvollem Rotwein, der in der nordungarischen Weinbauregion Eger als Verschnitt aus der dort im Anbau stehenden Rebsorte Kadarka mit Portugieser, Cabernet, Merlot und Blaufränkisch (Kékfrankos) produziert wurde. Vermutlich war der Wein zuvor historisch ein gemischter Satz. Heute besteht der »Egri Bikavér«, wie »Erlauer Stierblut« auf ungarisch heißt, vor allem aus dem im Anbau pflegeleichten Blaufränkisch, der mächtig an Rebfläche zugenommen hat, wogegen der krankheitsanfällige und genetisch problematische Kadarka in den letzten Jahren laufend an Rebfläche verloren hat. Hierzulande steht »Erlauer Stierblut« in den Selbstbedienungsregalen des Lebensmittelhandels als meist belangloser Massenwein aus den Eimern und Töpfen der Industrie. Kein Wunder, wenn selbst ausgebuffte Weinfachleute von der Rebsorte noch nicht gehört haben.
Deren Ursprung ist ungewiß, ein Schicksal, das Kadarka mit vielen Rebsorten teilt. Sie wird heute hauptsächlich in Ungarn angebaut. In Serbien gibt es noch ein paar uralte Weinberge mit der genetischen Reb-Diversität der Vorzeit der Phylloxera-Pandemie. Als »Kallmet« steht sie in Albanien und bringt dort hellfarbige, süffige, zum Teil auch richtig anspruchsvolle Rotweine hervor. Als »Gamza« ist sie in Bulgarien weitverbreitet, wo sie fröhliche, leicht zu konsumierende, oft auch relativ dünne Rotweine hervorbringt. Ein paar wenige Hektar gibt es von ihr auch noch in Rumänien und Nordmazedonien. Weil sie in Rumänien und Bulgarien als autochthone, eigenständige Rebsorte angesehen wird, nimmt man an, daß sie eine sehr alte Rebsorte ist, die irgendwo dort, auf dem südöstlichen Balkan, ihren Ursprung hat.
»Kadarka« stellt hohe Anforderungen an Boden und Anbau. Sie treibt spät aus, reift sehr spät und ist hochproduktiv. Sie bildet kompakte Trauben (siehe Bild links oben) mit mittelgroßen, sehr dünnschaligen Beeren. Mit Trockenheit kommt sie ausgezeichnet zurecht, empfindlich aber reagiert sie auf zu kalte Temperaturen im Winter. Ihre späte Reife wird durch ihre große Empfindlichkeit gegenüber Fäulnis und Kirschessigfliege zum Problem für die Winzer, Ertrag und Qualität wollen im Weinberg hart erkämpft sein. Kein Wunder also, daß die Rebfläche dieser Rebsorte in den letzten Jahren abgenommen hat. Dazu kommt noch, daß sie auch in der Weinbereitung anspruchsvoll ist, ähnlich dem Pinot Noir, dem sie in vielem ähnlich ist. So fällt ihr Wein ähnlich hellfarbig aus, besitzt saftigen, eher zarten Körper mit überaus freundlichen, geschmeidig weichen Gerbstoffen, die von einer frischen, aber angenehm unaufdringlich integrierten Säure über die Zunge gezogen werden. Gute Kadarkas duften würzig und elegant, füllen den Mund seidig und langanhaltend aus und sind somit höchst erfreuliche, leicht wirkende, aber hohe Ansprüche an das Mundgefühl erfüllende Rotweine, die gutem Pinot Noir sehr ähnlich sind, auch wenn sie anders duften und schmecken. Gute Exemplare altern ausgezeichnet, auch wenn man ihnen das aufgrund ihrer Farbe und Konstitution kaum zutrauen würde.
Die besten reinsortigen Kadarkas kommen aus dem südungarischen Villány, vor allem aber aus der Region Szekszárd, wo die Rebsorte seit kurzem eine qualitative Renaissance erfährt. Man versucht dort durch Bioanbau bessere Bodenbedingungen zu schaffen für eine bessere Nährstoffversorgung der Beeren, und mittels Klonenselektion weniger krankheitsanfällige Reben zu erhalten. Eine junge Winzergeneration experimentiert dort wieder mit traditionellen Weinbereitungsmethoden wie der Verarbeitung ganzer Trauben mit Stiel und Stängel, um den Weinen so mehr Substanz und geschmackliche Information zu vermitteln. Zudem verzichtet sie in der Verarbeitung auf die Mittelchen der modernen Önologie, was den Weinen unerwartete Komplexität beschert. Von Kadarka wird man hören. Der so eigenwillige, aber spannend trinkfreudige und originelle Charakter der Rebsorte macht sie einmalig und unverwechselbar, rückt sie stilistisch in die Nähe von Pinot Noir, und wird ihr Gehör verschaffen auf einem Markt, der sich langsam aber sicher für gute neue Weine aus alten und unbekannten Rebsorten, Ländern, Regionen und Appellationen öffnet. Zeit wird's!
Kadarka? So heißt eine sehr alte, weitgehend unbekannte ungarische Rotweinsorte, von der man in naher Zukunft mehr hören wird.
Sie war unter anderen im einstmals berühmten »Erlauer Stierblut« vertreten, einem kraftvollem Rotwein, der in der nordungarischen Weinbauregion Eger als Verschnitt aus der dort im Anbau stehenden Rebsorte Kadarka mit Portugieser, Cabernet, Merlot und Blaufränkisch (Kékfrankos) produziert wurde. Vermutlich war der Wein zuvor historisch ein gemischter Satz. Heute besteht der »Egri Bikavér«, wie »Erlauer Stierblut« auf ungarisch heißt, vor allem aus dem im Anbau pflegeleichten Blaufränkisch, der mächtig an Rebfläche zugenommen hat, wogegen der krankheitsanfällige und genetisch problematische Kadarka in den letzten Jahren laufend an Rebfläche verloren hat. Hierzulande steht »Erlauer Stierblut« in den Selbstbedienungsregalen des Lebensmittelhandels als meist belangloser Massenwein aus den Eimern und Töpfen der Industrie. Kein Wunder, wenn selbst ausgebuffte Weinfachleute von der Rebsorte noch nicht gehört haben.
Deren Ursprung ist ungewiß, ein Schicksal, das Kadarka mit vielen Rebsorten teilt. Sie wird heute hauptsächlich in Ungarn angebaut. In Serbien gibt es noch ein paar uralte Weinberge mit der genetischen Reb-Diversität der Vorzeit der Phylloxera-Pandemie. Als »Kallmet« steht sie in Albanien und bringt dort hellfarbige, süffige, zum Teil auch richtig anspruchsvolle Rotweine hervor. Als »Gamza« ist sie in Bulgarien weitverbreitet, wo sie fröhliche, leicht zu konsumierende, oft auch relativ dünne Rotweine hervorbringt. Ein paar wenige Hektar gibt es von ihr auch noch in Rumänien und Nordmazedonien. Weil sie in Rumänien und Bulgarien als autochthone, eigenständige Rebsorte angesehen wird, nimmt man an, daß sie eine sehr alte Rebsorte ist, die irgendwo dort, auf dem südöstlichen Balkan, ihren Ursprung hat.
»Kadarka« stellt hohe Anforderungen an Boden und Anbau. Sie treibt spät aus, reift sehr spät und ist hochproduktiv. Sie bildet kompakte Trauben (siehe Bild links oben) mit mittelgroßen, sehr dünnschaligen Beeren. Mit Trockenheit kommt sie ausgezeichnet zurecht, empfindlich aber reagiert sie auf zu kalte Temperaturen im Winter. Ihre späte Reife wird durch ihre große Empfindlichkeit gegenüber Fäulnis und Kirschessigfliege zum Problem für die Winzer, Ertrag und Qualität wollen im Weinberg hart erkämpft sein. Kein Wunder also, daß die Rebfläche dieser Rebsorte in den letzten Jahren abgenommen hat. Dazu kommt noch, daß sie auch in der Weinbereitung anspruchsvoll ist, ähnlich dem Pinot Noir, dem sie in vielem ähnlich ist. So fällt ihr Wein ähnlich hellfarbig aus, besitzt saftigen, eher zarten Körper mit überaus freundlichen, geschmeidig weichen Gerbstoffen, die von einer frischen, aber angenehm unaufdringlich integrierten Säure über die Zunge gezogen werden. Gute Kadarkas duften würzig und elegant, füllen den Mund seidig und langanhaltend aus und sind somit höchst erfreuliche, leicht wirkende, aber hohe Ansprüche an das Mundgefühl erfüllende Rotweine, die gutem Pinot Noir sehr ähnlich sind, auch wenn sie anders duften und schmecken. Gute Exemplare altern ausgezeichnet, auch wenn man ihnen das aufgrund ihrer Farbe und Konstitution kaum zutrauen würde.
Die besten reinsortigen Kadarkas kommen aus dem südungarischen Villány, vor allem aber aus der Region Szekszárd, wo die Rebsorte seit kurzem eine qualitative Renaissance erfährt. Man versucht dort durch Bioanbau bessere Bodenbedingungen zu schaffen für eine bessere Nährstoffversorgung der Beeren, und mittels Klonenselektion weniger krankheitsanfällige Reben zu erhalten. Eine junge Winzergeneration experimentiert dort wieder mit traditionellen Weinbereitungsmethoden wie der Verarbeitung ganzer Trauben mit Stiel und Stängel, um den Weinen so mehr Substanz und geschmackliche Information zu vermitteln. Zudem verzichtet sie in der Verarbeitung auf die Mittelchen der modernen Önologie, was den Weinen unerwartete Komplexität beschert. Von Kadarka wird man hören. Der so eigenwillige, aber spannend trinkfreudige und originelle Charakter der Rebsorte macht sie einmalig und unverwechselbar, rückt sie stilistisch in die Nähe von Pinot Noir, und wird ihr Gehör verschaffen auf einem Markt, der sich langsam aber sicher für gute neue Weine aus alten und unbekannten Rebsorten, Ländern, Regionen und Appellationen öffnet. Zeit wird's!
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Inhalt: 0.75 l (19,87 €* / 1 l)