20 besondere Weine dieses Jahres
»Guter« Wein sollte mehr können, als nur »gut« zu schmecken. Das gilt heute mehr denn je, wo von Wein meist nicht mehr verlangt wird als »Hauptsache, er schmeckt«. Diesen Minimalanspruch speist die Industrie effizient mit den vielen geschmacksverändernden Zusatzstoffen der modernen Kellerwirtschaft (interessanter Link!) ab, mit denen sie Wein auf beliebige geschmackliche Klischees trimmen kann.
Mit solchen Weinen wollen wir nicht handelt. Sie gibt es an jeder Ecke in uniformer Banalität. Und so langweilen uns auch jene Bestenlisten, die gerne zum Jahresende publiziert werden, zitieren doch auch sie nur banale Klischees, die »die Besten« erst zu solchen machen.
Die Winzerinnen und Winzer unserer besonderen Weine des Jahres 2024 agieren abseits gewohnter geschmacklicher Erwartungen. Ihre besonderen Weine haben uns beeindruckt, weil sie souverän für sich stehen, ihrem ganz eigenen Stil folgen, der nachvollziehbar von der Beschaffenheit ihrer Böden - und damit von ihrer Herkunft - geprägt ist, nicht von einer bestimmten Machart für ein gezielt gewolltes stilistisches Merkmal. Sie sind garantiert frei von oben erwähnen Zusatzstoffen, gären natürlich, brauchen keine Nährstoffe und keine Nachhilfe in Mikrobiologie, weil sie von Natur aus stabil sind und so sein wollen, wie sie sind.
Unsere besonderen Weine des Jahres 2024 sind in An- und Ausbau beeindruckend kompetent realisiert, stellen ihre Eigenart selbstbewußt über marktgängige Trinkgewohnheiten und scheinen uns deshalb ihren Preis besonders wert. Wir meinen, daß man sie getrunken (und erlebt) haben sollte und hoffen, daß sie auch Ihnen die Entdecker-Freuden bescheren, die wir mit ihnen hatten ...
Inhalt: 0.75 l (25,33 €* / 1 l)
N°1 Der kleine große Unbekannte
Ein Land hat uns dieses Jahr mit seinen Weinen besonders begeistert: Ungarn. Wir besuchten dort beeindruckend engagierte Winzerinnen und Winzer, deren Weine uns, all unseren Vorurteilen zum Trotz, regelrecht umhauten. Einer, von dem man hören wird, weil er ein ganz besonderer Winzer ist, ist Gergő Filep aus Tokaj. Sein Betrieb ist winzig. Seine Parzellen sind klein, deren Bewirtschaftung wegweisend, sein Wissen über die Weinbereitung enorm und seine Weine bewundernswert natürlich, frei von allen Eingriffen und Zusatzstoffen.
Deshalb sind sie auch gewöhnungsbedürftig nackt und ungeschminkt, radikal ehrlich und nur Menschen zu empfehlen, die für derart kompetent übersetzte Naturweine einen Sensus haben. Gergös wichtigster Wein ist diese klassische Tokaj-Cuvée: Furmint und Harslevelü. Glasklar und brillant fokussiert wie ein Gebirgsbach; exemplarisch mineralisch; strahlend straff wie großer weißer Burgunder und doch ganz eigen. Weißblütig im leisen Aroma, provokant direkt in der geschmacklichen Wirkung, präzise und schlank im Mundgefühl, knochentrocken und enorm lang im Nachklang. Weißwein »out of the box«, der neue Horizonte öffnet und trockenen Tokajer auf die Karte setzt.
N°2 Begeisternder Wein vom Vulkan
Noch ein Weißwein aus Ungarn. Wieder von vulkanischem Boden. Reinsortiger Harslevelü, bei uns bekannt als der Lindenblättrige. Von Tamas Kis, einem der aufregendsten Winzer des Landes. Seine Reben stehen auf winzig kleinen Parzellen an steilen Hängen rund um den Vulkankegel des Somló im Nordwesten Ungarns. Die vielleicht spannendste Weinbauregion des Landes, eine der kleinsten zumal. Nur wenige Hektar Reben stehen hier in traditioneller Einzelstockerziehung, ein berührender Anblick. Archaischer Weinbau, von der Industrialisierung unberührt, von der Zivilisation vergessen. Hier gibt es kein Café, kein Restaurant, keinerlei Infrastruktur, Trinkwasser muß man mitbringen.
Dafür entstehen hier einige der größten Weißweine des Landes. Dieser Harslevelü von Tamas Kís fiel 2023 so gut aus, daß er ihn reinsortig abfüllte. Nur wenige hundert Flaschen gibt es von ihm. Ein beschämend preiswürdiger Wein, der den Vergleich mit Spitzen-Burgundern nicht zu scheuen braucht, an die er im Mundgefühl frappant erinnert, auch wenn er dann ganz anders riecht und schmeckt. Ein ganz besonderer Weißwein, der uns nicht von der Zunge gehen will.
Inhalt: 0.75 l (26,53 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (34,53 €* / 1 l)
N°3 Auf den Spuren der Zeit
Chenin Blanc. Frankreichs große weiße Rebsorte. Sie steht vornehmlich an der Loire und bringt dort Weine beeindruckender Plastizität hervor: Aus ihr lassen sich, je nach Erntezeitpunkt und Jahrgang, alle Arten von Weißweinen herstellen, stille wie prickelnde, knochentrockene wie ultrasüße. Filigrane Säure und die an der Loire üblichen niedrigen Erträge sorgen für fast unbegrenzte Reife- und Entwicklungsfähigkeit. Große Chenin Blanc kann über 50 und mehr Jahre reifen und beeindruckt immer mit ihrer Originalität.
Ein geradezu prachtvolles Exemplar dieser Rebsorte erlebt man in dieser raren jahrgangslosen Solera des jungen Julien Pinon aus Vouvray. Seit dem heißen Jahrgang 2018 füllt er jedes Jahr einen Teil des Grundweines mit dem neuen, aktuellen Jahrgang auf. Es entsteht ein hinreißend komplexer, äußerst vergnüglicher Weißwein voller Spannung, Exotik und magisch einmaligen Charakters. Demi-sec, auf natürliche Weise halbtrocken (12 g/l). Die vielleicht schönste Verabreichungsform dieser großen Rebsorte, die sich hier als geschmeidiger Meditationswein mit Schmelz und reifer Fülle in typischer Frische präsentiert, die ihm vermutlich ewiges Leben bescheren wird. Ungewöhnlich, einmalig und fühlbar besonders.
N°4 Der Kühle vom Meer
Der Einfluß der Herkunft. Noch einmal Chenin Blanc von der Loire. Hier aber aus der kaum bekannten Vendée im äußersten Südwesten der Loire-Appellationen. Aus einem Weinberg wenige hundert Meter vom Atlantik entfernt. Die Reben stehen hier auf purem vulkanischem Granit im kühlen Klima des Ozeans.
Der Unterschied macht's. Ein Wein, der uns begeistert. Nicht durch Krach im Glas; nicht, weil er Klischees befriedigt, sondern weil er so leise und unauffällig agiert, daß man aufhorcht und in ihn hineinzuhören und mit allen Sinnen zu folgen versucht. Also nichts für Krafttrinker, sondern eher was für die feinfühligere Fraktion. Kammermusik statt lautem Gebläse. Wirkt gediegen und leise, feinmaschig seidig und dicht auf der Zunge. Beeindruckt mit rauchig vulkanischer Aromatik und geschmeidig, samtig kühl wirkender Konsistenz im Mundgefühl, die den ganzen Mundraum auskleidet. Fühl- und schmeckbarer Einfluß des vulkanischen Granits und der langen Reife auf der Vollhefe. Anspruchsvolle Winzerkunst, verständlich im Stil und berührend sinnlich in Physis und Ausstrahlung. Aufregend eigenständig, mit Potential für Jahrzehnte.
Inhalt: 0.75 l (32,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (34,53 €* / 1 l)
N°5 Der Reiz historischer Genetik
Italiens große Weincharaktere werden vor lauter Lugana und Primitivo hierzulande nicht wahrgenommen. Dabei sind sie das Salz in der Suppe, die Genannten dagegen kaum der Rede wert.
Dr. Luigi Sarno ist nicht nur einer der besten Önologen Italiens, er produziert auch einen der großen Weißweine des Landes: »Fiano«. Eine kaum bekannte, weiße autochthone Rebsorte aus Kampanien, östlich von Neapel, die als eine der interessanten des Landes gilt. Hier wurzelecht gepflanzt in einer historischen Genetik aus dem 19. Jahrhundert. Ihre Reben stehen in exponierter Höhenlage in fast alpiner Umgebung auf tiefgründig mineralischem Vulkanascheboden. Er ist es, der dem Wein seine spannende Raucharomatik besorgt und sein fast sahnig weiches, unerwartet kühles Mundgefühl.
Für alle, die dem breiten Strom entsagen können, hier also pikant salzige Mineralität in einem beeindruckend eigenwilligen Weißwein cremig saftiger, physisch spürbarer Konsistenz. Knochentrocken, so gut wie schwefelfrei, und so eigensinnig wie ungewohnt, dafür aber um so interessanter, origineller und so besonders, daß wir ihn hier besonders herausstellen. Eine Referenz für die neue Generation italienischer Naturweine aus dem dynamischen Süden, dem wir große Zukunft prophezeien.
N°6 Atemberaubend vulkanischer Inselwein
Zwei Themen, die uns dieses Jahr besonders beschäftigt haben, in einer Flasche: Inselwein und Wein von vulkanischen Böden. Diese beeindruckende Flasche Weißwein kommt von der Vulkan-Insel Lanzarote. Dort wachsen die Reben im jüngsten Boden der Weinwelt. Ende des 18. Jahrhunderts fand hier die letzte Eruption statt, deren Lava-Asche-Auswurf (»Rofe«) die Reben dieses Weines ihre Existenz verdanken. Sie wachsen dort in tief in die pulverige Asche gegrabenen Gruben, wo sie keinerlei organische Nährstoffe wie Humus finden, dafür aber reichlich anorganische, also vor allem die Salze der metallischen Verbindungen der letzten Eruption.
Diese weltweit fast einmaligen Wachstums-Bedingungen formen das Mundgefühl dieses sich zunächst provokant rassig widersetzenden, dann aber zunehmend zugänglich zeigenden Weißweines aus historisch autochthonen Inselrebsorten. Ein beeindruckend ungewohnt dimensionierter Weißwein, dessen Mundgefühl auf den ersten Schluck karg und sauer wirkt, sich dann aber mit jedem Schluck mehr als zugänglich und aufregend hochwertig offenbart. Ein höchst origineller Weißwein für erlebnishungrige Zungen.
Inhalt: 0.75 l (38,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (42,53 €* / 1 l)
N°7 Der Coole von der Nordrhône
Es gibt Weißweine, die sprechen uns zunächst nicht an. Dann haben wir sie irgendwann wieder im Glas und plötzlich berühren sie uns und tragen uns in eine andere Welt des Erlebens der eigenen Sinne. Dieser Weißwein hat uns zu Beginn unserer Bekanntschaft verstört, weil wir in ihm etwas erlebten, das wir nicht zuordnen konnten. Heute gehört er zu unseren persönlichen Favoriten im Programm. Wir sprechen miteinander, hören uns zu und haben enge Freundschaft geschlossen.
Roussanne und Marsanne sind hier das Gegenüber, die zwei weißen Rebsorten der Nordrhône, von der jungen Laure Colombo gekonnt im kleinen Holzfaß ausgebaut. Ein opulent riechender Weißwein rarer Konsistenz und Ausstrahlung. Herbst, feuchtes Laub im Wald, reife gelbe Aromen, ein Hauch Kakao und Schokolade. Merkwürdig weiche Fülle in ungewohnt opulentem Mundgefühl. Aufregend fremdartig. Da will man mehr drüber wissen. Und schon legt er los, tiefgründig fordernd, aber nicht überfordernd; ungewohnt, aber zugleich unheimlich anziehend und attraktiv. Weißwein wie gemacht für Herbst und Winter. Da ruft die Küche der Saison - Pilze, Wild, Wintergemüse... der Weißwein dazu! Zwar nichts für den schnellen Schluck, dafür aber besonders reizvoll und begehrenswert.
N°8 Zu gut, um wahr sein zu dürfen
Unter den ca. 1.360 Rebsorten, die es weltweit in die Flaschen schaffen, gibt es immer mehr, nach denen kein Hahn mehr kräht. Auch Rebsorten unterliegen Moden und Zeitgeist. Der gute alte Gewürztraminer ist so eine Rebsorte, die kaum noch Beachtung findet und unter einem Image leidet, das niemand zu aktualisieren scheint. Doch der Gewürztraminer von heute muß nicht der von gestern sein.
Das beweisen Marie und Matthieu Boesch aus Westhalten im Elsaß. Ihr grandioser Gewürztraminer aus der Grand Cru-Lage Zinnkoepfle wächst in einer der besten Lagen für die altehrwürdige Rebsorte und die beiden waren die ersten und lange auch die einzigen, die die so gerne süßlich inszenierte Rebsorte knochentrocken auf den Markt brachten. Der Aufschrei war groß. Matthieu wäre damals fast von seinem Vater enterbt worden, so sehr widersetzte er sich damit den Gepflogenheiten im Elsaß. Die Wogen haben sich geglättet und Boeschs großer »Zinnkoepfle« gilt heute als einer der besten seiner Art, nicht nur im Elsaß. Aromatisch prägnant, aber nicht laut, eher raffiniert würzig. In Stil und Charakter zeitlos groß. Auf der Zunge salzig und sahnig dicht, souverän in sich ruhend in einem entspannt anspruchsvollen Mundgefühl. Ein ganz besonderer Traminer, der lange im Kopf und auf der Zunge nachklingt.
Inhalt: 0.75 l (47,87 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (66,67 €* / 1 l)
N°9 Größe, die beherrscht sein will
Daß die spanische Rioja vor der Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts eine fast ausschließliche Weißweinregion war, ist kaum noch bekannt. Ihre besten Lagen erstrecken sich immerhin bis auf 900 m Höhe und im unbekannten Süden der riesigen Region gibt es Höhenlagen, auf denen die roten Rebsorten kaum ausreifen konnten. Von dort kommt dieser erstaunliche Weißwein, der immer wieder für ungläubiges Staunen sorgt, wenn er mal wieder große weiße Burgunder auf die Plätze verwiesen hat.
Juan Carlos Sancha, Önologie-Professor an der Weinbauuniversität der Rioja, macht privat alles anders, als er offiziell lehrt. Sein kleines Weingut liegt im verrufenen Süden der Rioja, wo er auf historischen Lagen, die sich bis auf 900 m Höhe hinaufziehen, uralte wurzelechte Rebstöcke bewirtschaftet, deren Sorten er bis heute nicht vollständig identifizieren konnte. Dieser alte gemischte Satz bringt diesen beeindruckend dimensionierten Weißwein hervor, der in unerwartet messerscharfer Präzision, getragen von einer rassigen, aber auch filigran fein agierenden Säure über die Zunge zieht, um den ganzen Mundraum mit tiefgründig würziger Substanz zu füllen und schließlich endlos lange am Gaumen auszuklingen. Ein absolut beeindruckender Weißwein, dessen verwirrende Größe Erfahrung voraussetzt, um ihrer habhaft zu werden. La Rioja, wie es sie kaum noch gibt.
N°10 Chardonnay vom Feinsten
Raus aus der Box, rein ins Vergnügen. Kaum ein Genre in der Weinwelt hat es bisher gewagt, ein erfolgreiches Klischee gegen die Freiheit der Eigenständigkeit in Stil und Charakter zu tauschen. Kaliforniens große Chardonnays haben den Wandel vollzogen. Waren sie vor Jahren noch dick, fett, breit, alkoholisch schwer und stets ein wenig süßlich, was sie im Trunk schnell ermüdend machte, gibt sich heute jeder von ihnen anders, folgt der Eigenart seiner Herkunft, und bleibt doch kalifornisch reif, sinnlich sahnig in der Konsistenz und exotisch im Duft, der unverkennbar an reife Ananas, Mango und gelbes reifes Obst erinnert.
Eric Sussmans Chardonnay aus der Lage »Wingtine« steht für diese Entwicklung. Einer der großen seiner Art. Sein Weingut Radio Coteau an der kühlen nordkalifornischen Sonoma Coast gehört zu den herausragenden Betrieben dort. Er bewirtschaftet seine Reben biodynamisch (Demeter®), was seinen legendären Pinot Noirs und Chardonnays zu Kultstatus verholfen hat. Sein »Wingtine« kommt exotisch duftend ins Glas, signalisiert mundwässernde Frische, reife, gelbe Aromatik, rassige Präzision im Mundgefühl, und kommt dann doch in versöhnlicher Reife auf die Zunge, getragen von feiner Säure in jenem sahnig weichen Mundgefühl, das man so schnell nicht vergißt, weil es Fülle mit Mineralität zu verbinden weiß, Reife mit Frische, und Dichte mit belebender Leichtigkeit. Das kann so nur großer Chardonnay neuer Generation aus Kalifornien. Einmalig in der Welt des Weines und großes Kino!
Inhalt: 0.75 l (92,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (65,20 €* / 1 l)
N°11 Blasen, die Freude machen
Die Champagne ist in Sachen Schaumwein noch immer das Maß aller Dinge. Preislich schießt sie sich aber gerade aus dem Markt, was wir nicht so einfach mitmachen wollen, weshalb wir intensiv nach ernsthaften Alternativen suchen. Sie gibt es. »1701« in Franciacorta im Norden Italiens zum Beispiel. Ein kleiner, aber feiner Ausnahmebetrieb mit brillant eigenständigen Qualitäten. Biodynamischer Weinbau, der einzige in Franciacorta, gekonnt auf die Produktion von Schaumwein abgestimmt. Singulär in Stil und Charakter. Stets undosiert, also »Brut Nature«, die Grundweine von exzellenter Qualität, zum Teil in Amphoren ausgebaut. Die Versektung von einer technischen Perfektion, die der Champagne zur Ehre gereicht.
Der Knaller im Portfolio ist der Rosé aus reinem Pinot Noir. Echter Rosé, auf der Schale mazeriert. Also echte Farbe, feine herbe Gerbstoffe, rauchig speckige Aromatik, herbes Finish und die typische, etwas gröbere Perlung, die den Sex echten Rosé-Schaumweines erst auf der Zunge sinnlich offenbart. Solche Rosé-Schaumweine gibt es kaum noch, in Les Riceys in der Champagne werden sie unbeirrt zelebriert. 1701 Rosé bietet rare Spitzenklasse. Kaufen, trinken, genießen und staunen, denn er macht erfahrbar, was echten Rosé mit seinem verhalten »leisen« Perlenspiel so reizvoll macht. Weil das kaum noch jemand verstehen will (oder kann), entsteht moderner Rosé-Schaumwein heute in der Regel für eine gewünscht »laute« Perlung als Verschnitt aus Rotwein und weißem Grundwein. Bedauerlicher Mangel an Kennerschaft.
N°12 Der große Schwarze vom Vulkan
Ja, schon wieder ein Wein von vulkanischem Boden. Ein fast schwarzer Rotwein aus der süditalienischen Basilikata, die kaum jemand auf dem Radar hat als Region. Italiens Mezzogiorno. Da steht mitten in von den Römern schon damals abgeholzter Landschaft ein dicht bewaldeter Vulkankegel, der Vulture. In dessen Umgebung stehen auf vom Auswurf früherer Ausbrüche stammender vulkanischer Asche unterschiedlichster Zusammensetzung die Reben für diesen größten Rotwein Süditaliens. Seine Rebsorte: Aglianico. Eine der edlen roten Rebsorten des Landes, die ob ihrer rustikal dicken Beerenschale aber schonend extrahiert werden will - was nicht viele Winzer so beherrschen, wie dieser winzige Bio-Betrieb, den drei Freunde gemeinsam bewirtschaften.
Ein wahres Prachtstück der Rebsorte steht hier im Glas. Ungewöhnlich sensibel in einer großen Keramikamphore uralter Machart zu neuem Leben erweckt. Im Duft unweigerlich an großen, reifen Bordeaux aus historischem Jahrgang erinnernd. Satte Ladungen an dichten Gerbstoffen entladen sich auf die Zunge. Dicht und rustikal wirken sie, irgendwie aber auch fast nobel in ihrer balsamischen Konsistenz. Ein Rotwein, der seinesgleichen sucht in Italien. Irgendwie aus der Zeit gefallen und doch auf der Höhe der Zeit. Eine besondere Entdeckung.
Inhalt: 0.75 l (31,87 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (34,53 €* / 1 l)
N°13 Der Wohlfühl-Wein aus vergessener Sorte
Der junge Danilo Scenna aus einem winzigen Dorf in den Ausläufern des abruzzesischen Apennins im Latium östlich von Rom wußte auf die Frage, wie denn sein neues Weingut heißen sollte, keine Antwort. Spontan verband er seine Initialen mit seinem Ziel, den elterlichen Hof regenerativ bewirtschaften zu wollen. So entstand der ungewöhnliche Name »DS Bio« für sein Weingut.
Danilo hütet einen Schatz, der sein Weingut zur raren Ausnahme macht: Er bewirtschaftet uralte Rebgärten, die noch nie eine Maschine gesehen haben, auf denen noch »Vite maritate« stehen, uralte Rebstöcke, die in totaler Symbiose mit diversen Bäumen über viele hundert Meter an deren Ästen entlang in unberührter Biodiversität wachsen. Pflanzenschutz ist hier obsolet. Lecinaro ist eine erst kürzlich wiederentdeckte historische Rebsorte des Latium, die ihrem Rotwein Charme und Ausstrahlung verleiht, denen man sich nicht entziehen kann. Im Duft ur-italienisch, im Mund so duftig wie persistent, fragil, aber zugleich enorm potent in ungewohnt aromatischer Transparenz und herrlich spröden Gerbstoffen, die ihm animierend fröhlichen Trinkfluß verleihen. Ein Wein mit Vergangenheit, der den Weg zum Wein von morgen weist. Pures Vergnügen.
N°14 Die »falsche« Referenz
Sangiovese aus der Emilia-Romagna. Dort separiert sich gerade die bergige Romagna von der Emilia in der Ebene. Man sucht die unverwechselbare Identität und sieht diese in der überlieferten Genetik der lokalen Rebsorten Albana und Sangiovese. Während die Sangiovese im Chianti durch den Verschnitt mit den üblichen Global-Rebsorten über Jahrzehnte hinweg auf Beliebigkeit getrimmt wurde, zelebriert unsere Villa Pappiano auf den höchsten Lagen der Romagna mitten im Apennin grandios authentische Referenzweine der lokalen »Sangiovese di Romagna«.
Vigna Beccaccia. Die Spitze der Produktion. Ein historischer Weinberg mitten im Wald im kühlen Hochland des zentralen Apennins. Alte Genetik, biodynamischer Weinbau, kühle Höhenlage. Sangiovese, die an große rote Burgunder erinnert. Mit Stiel und Stängel »wholecluster« spontan vergoren, mit nur minimalem Schwefel im Betontank ausgebaut. Dicht und kompakt im Mundgefühl, aber auch ungemein frisch und fast zart in der Transparenz der Gerbstoffe. Dabei enorm griffig und komplex im Mundgefühl, aromatisch aufregend expressiv und würzig, in den Gerbstoffen fein und fest zugleich, ähnlich gutem Flanell. Eine Sangiovese so ursprünglich anders wie souverän eigensinnig, für die Zukunft der Romagna wegweisend.
Inhalt: 0.75 l (45,20 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (56,00 €* / 1 l)
N°15 Alter zum Klingen gebracht
Violetta. Winzerin Coralie Delecheneau ließ sich bei der Namensfindung von Verdis Oper »La Traviata« inspirieren. Die musikbegeisterte Bio-Winzerin bezieht sich dabei auf die in der Oper im Zentrum des Geschehens stehende Kurtisane, die als ohnehin schon geächtete Person am Ende auch noch an Tuberkulose stirbt, für die damalige Zeit eine unerhörte Neuerung im Musiktheater, wo doch immer alles glänzt und glitzert.
Die Kurtisane schreibt Coralie der Rebsorte Malbec zu, die in ihrer Violetta die einsame Hauptrolle spielt. In, nomen est omen, für die dickschalige Rebsorte typischer undurchdringlich dunkelvioletter Farbtönung. Einer der seltenen reinsortigen Côt alias Malbec von der Loire. Ein Wunder der Natur von 120 Jahre alten Reb-Methusalems. Steht so violett im Glas, wie es nach Veilchen duftet; färbt Tischdecken und Wohnzimmerteppiche nachhaltig und macht die Zähne blau. Letzteres geht immerhin beim Zähneputzen wieder weg. Malbec, die große rote Rebsorte Argentiniens und der schwarzen Weine von Cahors, ist hier in Uraltreben historisch wurzelechter Genetik zu erleben. Coralie baut das wertvolle Lesegut in Ton-Amphoren aus und verleiht so dem gerbstoffbeladenen Historien-Konzentrat samtigen Schliff, der in dichter, an englischen Tweed erinnernder Wirkung in intensiv violetten Fruchtspuren am Gaumen ausklingt. Macht vergangene Zeiten zum einmaligen Erlebnis.
N°16 Wenn Könner zeigen, was sie können
Der Handel mit Wein lebt von Lügen, Märchen und Illusionen. Da werden Betriebe euphorisch bejubelt, die nicht über eigene Reben verfügen, sondern Wein aus zugekauften Trauben produzieren, oder ihre Weine mittels aufwendiger Tricks und Technik zu dem machen, was sie sein sollen. Ganz anders ist das bei Charlotte und David Beck am Kaiserstuhl in Baden. Sie bewirtschaften dort knapp 2 Hektar Reben auf verwittertem Vulkangestein mit hohem Tonanteil und kennen jede ihrer Trauben persönlich. Pure Handarbeit. Die Gelassenheit der Kompetenz. Tiefes Vertrauen in die Kraft der Natur und ein Zeitverständnis, das dem kapitalistischen Effizienz-Gedanken diametral entgegensteht, sind ihre Zutaten zu grandios tiefgründigen Pinot Noirs, die zum besten gehören, was Deutschland zu bieten hat. Weit mehr als nur badischer Rotwein.
»Eichert«. Dunkel und dicht in der Farbe. Dicht verwoben und ungewöhnlich konzentriert in den Gerbstoffen. Kraftvoll, aber auch schwebend lebendig wirkend im Mundgefühl. Pinot Noir statt nur Spätburgunder: Intensiv dunkelwürzige Beerenfrucht, exotische Gewürze im Duft, die Kraft niedriger Erträge aus regenerativem Anbau auf der Zunge und maximal natürlich, weil ohne Schönung und ohne Filtration mit nur minimalstem Schwefel auf Flasche gebracht. Pinot Noir aus Baden. Frei im Denken. Frei im Handeln. Besonders im Genuss.
Inhalt: 0.75 l (65,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (58,67 €* / 1 l)
N°17 Pure Trink-Seide
Joanna Wells ist eine junge Weinmacherin aus Kalifornien, die dort in besten Betrieben Berufserfahrung gesammelt hat. Seit ein paar Jahren betreibt sie zusammen mit ihrem Mann Jean Castorani, auch er viele Jahre Weinmacher in einem der elitärsten Betriebe des Napa Valley, das eigene Weingut Model Farm. Die beiden haben sich den höchsten und kühlsten Lagen Kaliforniens verschrieben, von denen die Trauben für ihre vielbeachteten Weine kommen. Ein Paradigmenwechsel, der Anerkennung findet: Ihr Chardonnay »Wildcat Mountain« wurde für Staatsbankette im Weißen Haus ausgewählt.
Joanna zeichnet für die Weinbereitung verantwortlich. Sie setzt die Rebsorte Syrah hier unglaublich feinfühlig in Szene: Seidenweich und zugleich raffiniert druckvoll kommt sie auf die Zunge; den großen Jahrgang interpretiert Joanna in traumhaft seidiger Wirkung der Gerbstoffe, die eine Balance zwischen Gefühl und Kraft offenbaren, wie wir sie in Kalifornien nur aus ihrer Hand kennen. Die Trauben kommen aus ihrer biodynamisch bewirtschafteten Parzelle im kühlen Petaluma zwischen Sonoma und dem nahen Pazifik. Sie liefern kleine Beeren mit wenig Saftausbeute, die Joanna mit Stiel und Stengel vergärt, um dem fertigen Wein etwas mehr »Beef«, mehr Fleisch im Mundgefühl, aber auch die für ihre Syrah so typische ätherische Duftigkeit zu vermitteln, die so ganz anders ausfällt, als in den Syrahs ihrer männlichen Kollegen. Eine durch ihre unverkennbar feinfühlige Handschrift besondere Syrah.
N°18 Rote Überraschung von der Loire
Gleich mit seinem Erstling katapultierte sich der junge Etienne Bodet an die rote Spitze in Saumur. Sein »Clos Durandière« aus dem Jahrgang 2021 macht angesichts seiner expressiven Strahlkraft auch Kenner Staunen. Nicht umsonst hat Etienne wie auch sein Mentor Romain Guiberteau das Handwerk bei den besten der neuen Winzergeneration Frankreichs gelernt. Besonders geprägt hat ihn seine Zeit als Kellermeister des legendären Weinguts Clos Rougeard, das die mittlere Loire nach langer Zeit des Niedergangs wieder in den Fokus der Weinwelt gerückt hat.
»Clos Durandière« ist ein besonderer Weinberg. Statt des regionaltypischen weichen Tuffsteins dominiert hier harter Jura-Kalk. Vor über vier Jahrzehnten hat ihn Etiennes Großvater mit Cabernet Franc von großer genetischer Vielfalt bepflanzt. Den von einer alten Steinmauer umgebenen Weinberg gab es zu guter Letzt für Etienne zur Hochzeit. Biologische Bewirtschaftung, extrem niedrige Erträge, penible Handlese, so gut wie keine Eingriffe während der Gärung, Ausbau in gebrauchten Barriques und anschließende Flaschenreifung im perfekt temperierten Felsenkeller unterm familiären Schloß haben einen Wein entstehen lassen, dessen markante Erscheinung Eleganz und Präzision gleichermaßen prägen. In der Nase dunkle Waldbeeren, Pfingstrose, geräucherter Speck, den tiefen, komplexen, dicht gewobenen Geschmack tragen geschliffene, saftige Tannine in einen langanhaltenden Abgang. Großes Lagerpotential. Unsere ganz persönliche Entdeckung des Jahres.
Inhalt: 0.75 l (82,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (92,00 €* / 1 l)
N°19 Der Kultwein von der Côte d´Azur
Der Süden Frankreichs im Glas. Opulente Würze, expressive Kraftentfaltung zwischen Meer und Westalpen. Man riecht und schmeckt sie, die Sonneneinstrahlung auf den spektakulären Terrassen von Bellet im Hinterland von Nizza, auf denen die autochthone Rebsorte für diesen Wein steht. Trotz seiner urwüchsigen Kraft und seiner südlich würzigen Aromatik gibt sich dieser rustikale Rotwein aber nicht schwer oder breit, er wirkt enorm agil im Mund, präsentiert sein sehniges Muskelspiel voller Vergnügen in opulenter Prachtentfaltung und entzieht sich dabei frech allen Kriterien für das, was man gemeinhin für »großen Rotwein« hält. Vino di Gio ist die große Rotwein-Persönlichkeit der Côte d´Azur, deren Name sich auf seinen Winzer Gio Sergi bezieht, der ihn dort zum Kultwein auf den Karten der Restaurants an der Küste gemacht hat. Winzige Produktion, enorme Nachfrage, einmalig regional geprägte Qualität. Der Preis spricht Bände.
Vino di Gio. Riecht wild, weil aus alter autochthoner Rebsorte gekeltert: Folle Noir. Schmeckt wild, weil ohne Eingriffe von der Rebe auf die Flasche gebracht. Ist wild, weil genau das seine Größe ist. Kraftvoll mundfüllende Gerbstoffe in dunkelwürziger Substanz. Aufregend kantig, vibrierend charaktervoll. Persönlichkeit und Eigensinn. Durchdringend frisch, enorm potent, viel zu komplex für »Spitzenwein«. Nicht sein Preis ist Luxus, sondern die Kennerschaft, ihn zu genießen. Vielfalt statt Einfalt - der Code für diese wohl eigensinnigste Spitze des französischen Südens.
N°20 ... und zum Schluß macht ihr Wein glücklich
Cathy Corison macht seit über 40 Jahren Wein im Napa Valley. Erst für andere, dann für sich. Als Frau wurde sie lange nicht wahrgenommen und gewürdigt, weil sie zu eigensinnig agierte, ihre Weine als zu fein galten, zu »feminin«, und sie selbst stets nur leise und bescheiden auftrat. Irgendwann verweigerte sie den männlichen Verkostern die Proben und verschwand dann völlig von der Bildfläche des Marktes. Eine eingeschworene Fangemeinde hielt zu ihr, wir gehören bis heute dazu. Dann kam eine neue Generation von Weinschreibern ans Ruder - und alles änderte sich. Heute gilt Ihr Cabernet Sauvignon als eines der großen Erlebnisse, das man als WeintrinkerIn haben kann. Cathy wurde mehrfach zur Winzerin des Jahres gekürt und muß inzwischen ihre Weine zuteilen, weil die Nachfrage ihre winzige Produktion übersteigt.
Cathys Cabernet ist zeitlos groß, von Moden und Klischees wohltuend unberührt. In rarer stilistischer Souveränität ruht er in sich. Seine alten wurzelechten Rebstöcke stehen auf einer der besten Lagen des Napa Valley. Sie ist für eine Gerbstoffqualität bekannt, die weltweit ihresgleichen sucht. Dunkelwürzig tiefgründig integriert sie eine intensiv kühl und dicht wirkende Beerenfrucht so raffiniert in physische Wirkung im Mundgefühl, daß man zwischen Frucht und Gerbstoff nicht mehr unterscheiden kann. Die perfekte Symbiose. Dichter Samt, in kühle Seide gehüllt, für rare Gänsehaut-Harmonie. Cabernet Sauvignon der absoluten Luxusklasse. Macht sprachlos glücklich und erfüllt so seinen Preis mit Mehrwert.
Inhalt: 0.75 l (146,67 €* / 1 l)