Nicht mehr der Nabel der Weinwelt ...
Rund 30 weltberühmte Châteaux diktieren das Geschehen. Deren Marktwert wird beobachtet und auf einer Börse in London notiert. Jeder ihrer neuen Jahrgänge verdreht jedes Jahr aufs Neue den einschlägigen Bordeauxfreunden den Kopf und sie kaufen diese Châteaux, die als ‚sicher’ gelten, unbesehen und unprobiert im Voraus.
Es gibt kein anderes Weinbaugebiet der Welt, das die Illusionen seiner Kunden und deren Sehnsucht nach Sozialprestige so geschickt zu bedienen versteht, wie Bordeaux. Es gibt aber auch kein anderes Weinbaugebiet, das die Gier nach Geld und Marktmacht, das Neid und Mißgunst, so offen zur Schau stellt. Eine weltweit einmalige Gemengelage von Business, Pomp und Geltungsbedürfnis bestimmt die Weinrealität des ‚modernen’ Bordeaux. Je härter die einen buhlen und zocken, desto schwieriger wird es für die anderen.
Die einen wissen jenen Weinmarkt für sich zu nutzen, der weltweit von wenigen Weingurus, die nur die Spitze in Bordeaux probieren, will sagen: die teuersten Tropfen, die nicht mal fünf Prozent der Produktion ausmachen, bestimmt und gemacht wird.
Die anderen sind Myriaden von Winzern, die von ihren Erlösen kaum noch leben können. ‚Normaler’ Bordeaux ist schwer verkäuflich geworden. Millionen Hektoliter wurden in den letzten Jahren mit EU-Subventionen zu Industriealkohol destilliert, Pleiten von Winzern machen Schlagzeilen, die lokale Presse berichtet von Selbstmorden unter Winzern und es gibt Weinbauern, die Sozialhilfe beantragen.
Jahrzehntelang war Bordeaux der Inbegriff für hochwertigen Rotwein. Deshalb hat man in den 1980er Jahren knapp 20 000 Hektar neu gepflanzt, das Anbaugebiet also nahezu verdoppelt. Die Nachfrage war enorm, der Handel zahlte gute Preise. In nirgendwo sonst auf der Welt vergleichbarer Symbiose lebt die Region noch heute maßgeblich vom Urteil des amerikanischen Weinkritikers Robert Parker, der die Aufmerksamkeit von Weinliebhabern in aller Welt auf sein geliebtes Bordeaux und dessen Rebsorten Merlot und Cabernet Sauvignon zu lenken verstand. Ohne ihn wären Neureiche und Schöne, Investmentbanker und Industriemanager wohl kaum mit Bordeaux in Berührung gekommen. Sie füllten sich vor allem in den boomenden 90er-Jahren die Keller mit teuren Weinen, deren Namen sie kaum kannten, geschweige denn aussprechen konnten.
Doch weil besagter Parker zeitgleich auch Weinländer wie die USA, Südamerika, Australien und Neuseeland hochjubelte, deren Weine eine Stilistik besaßen, die vielen Verbrauchern mehr entsprach als die bis dahin doch recht klassische französische Machart, feierten deren Weine mit reifen, konzentrierten, durch markante Eichenholznoten süßlich schmeckenden Weinen fröhliche Triumphe. Sie eroberten breite Schichten an neuen Kunden und veränderten damit deren Geschmackserfahrung und -vorlieben nachhaltig.
In Bordeaux wurden diese Weine als ‚Trinkmarmeladen’ abgetan, doch die Quittung kam prompt: In Großbritannien, einst der wichtigste Auslandsmarkt für Bordeaux, hat Bordeaux heute noch einen Marktanteil von 20 %, in den 1990er Jahren lag er bei 35%, und auch in Deutschland verlor Bordeaux in den letzten Jahren knapp ein Drittel an Einfuhren. Dafür wurde China innerhalb von zwei Jahren zum größten Bordeauxkunden weltweit.
Um seine Popularität zu festigen und die hier schwindenden Marktanteile dort wieder auszugleichen, hat sich die vermeintliche Spitze Bordeaux in den letzten zehn Jahren stilistisch spürbar verändert, was allerdings keinen der besagten Weingurus bislang zu stören scheint. Aus einst delikaten, eleganten, trockenen Weinen wurden mehr oder weniger schlechte Kopien kalifornischer Prägung: 15 und mehr Volumenprozent, massive Ladungen neuen Faßholzes, wie sie die Kalifornier seit zehn Jahren nicht mehr zeigen, und dicke, schwarze, hochkonzentrierte, überextrahierte Weinstrukturen sind die Folge. Manche Weine wurden zu Karikaturen dieser Stilistik, doch der Markt rennt, kaum einer erkennt den Wandel, niemand scheint der einstigen Delikatesse und Finesse großer Bordeaux nachzutrauern, alles dreht sich nur noch um Punktegunst und Markterfolg. Noch dicker, noch konzentrierter lautet die Devise, noch mehr Punkte für immer gleicher schmeckende Weine. Im modernen Bordeaux geht es nicht um seriöse, authentische Weinqualität, was zählt ist einzig die Qualität maximaler Rendite.
In diesem Rennen können Tausende kleiner Winzer in der Region Bordeaux nicht mithalten. Je dicker und süßer die erfolgreichen Weine werden, je trockener, saurer und dünner erscheinen ihre. Keine Chance auf dem Markt, die meisten werden aufhören müssen, mit ungeahnten Folgen für Markt, Sozialstrukturen und Landschaft.
Doch in Bordeaux gärt es. Der stilistische und qualitative Unterschied zwischen den erfolgreich verkaufenden und jenen Châteaux, die echte Qualität produzieren, bekommt Marktgewicht. Die erfolgreichen Weingüter machen einen Fehler, den sie als solchen nicht zu erkennen scheinen: Sie verkaufen ihre Seele, indem sie ihre Weine mittels moderner Önologie aalglatt marktkonform machen, um jene Bewertungen zu erzielen, die sie brauchen, um im Primeurverkauf entsprechende Käufer zu finden. Tatsächlich werden die viel zu teuren Weine kaum noch getrunken, sondern nur noch gehandelt. So bestimmt heute der Liv-Ex-Index der Londoner Börse, welcher Wein gerade Top oder Flop ist. Moderner Bordeaux wird offensichtlich heute virtuell genossen.
Wir genießen lieber echten Bordeaux. Er gewinnt wieder an Markt und bietet guten Winzern neue Chancen. Wie wir haben sich nämlich noch ein paar andere Händler aus dem Teufelskreis von Punkten und Preisen verabschiedet und widmen sich dem weniger bekannten, dafür aber spannenden und ungewöhnlich preiswerten Bordeaux. Dort sind Weinpersönlichkeit und Charakter wieder entscheidende Kaufargumente. Sie finden wir bei engagiert geführten, kleinen, kaum bekannten Châteaux im Hinterland, die man suchen muß, um sie zu finden. Dort wird man vom Chef persönlich empfangen, der in seine Gummistiefel schlüpft, um in Weinberg und Keller persönlich Rede und Antwort zu stehen. Kaum einer der selbsternannten Bordeauxspezialisten, geschweige denn einer der Weingurus, besucht die Weinberge der verkosteten Châteaux. Sie würden erleben, wenn sie es denn beurteilen könnten, wie rückständig viele der von ihnen hochgelobten Betriebe dort wirtschaften, weshalb sie im Keller um so ‚moderner’ sein müssen. Uns beweisen gerade die Weinberge, warum manch kleines, handwerklich arbeitendes Château so profunde Qualität ins Glas zu bringen versteht. Von nichts kommt auch in Bordeaux nichts. Die realistisch preiswerte Zukunft der Region. Bei uns im Programm.
Nicht mehr der Nabel der Weinwelt ...
Rund 30 weltberühmte Châteaux diktieren das Geschehen. Deren Marktwert wird beobachtet und auf einer Börse in London notiert. Jeder ihrer neuen Jahrgänge verdreht jedes Jahr aufs Neue den einschlägigen Bordeauxfreunden den Kopf und sie kaufen diese Châteaux, die als ‚sicher’ gelten, unbesehen und unprobiert im Voraus.
Es gibt kein anderes Weinbaugebiet der Welt, das die Illusionen seiner Kunden und deren Sehnsucht nach Sozialprestige so geschickt zu bedienen versteht, wie Bordeaux. Es gibt aber auch kein anderes Weinbaugebiet, das die Gier nach Geld und Marktmacht, das Neid und Mißgunst, so offen zur Schau stellt. Eine weltweit einmalige Gemengelage von Business, Pomp und Geltungsbedürfnis bestimmt die Weinrealität des ‚modernen’ Bordeaux. Je härter die einen buhlen und zocken, desto schwieriger wird es für die anderen.
Die einen wissen jenen Weinmarkt für sich zu nutzen, der weltweit von wenigen Weingurus, die nur die Spitze in Bordeaux probieren, will sagen: die teuersten Tropfen, die nicht mal fünf Prozent der Produktion ausmachen, bestimmt und gemacht wird.
Die anderen sind Myriaden von Winzern, die von ihren Erlösen kaum noch leben können. ‚Normaler’ Bordeaux ist schwer verkäuflich geworden. Millionen Hektoliter wurden in den letzten Jahren mit EU-Subventionen zu Industriealkohol destilliert, Pleiten von Winzern machen Schlagzeilen, die lokale Presse berichtet von Selbstmorden unter Winzern und es gibt Weinbauern, die Sozialhilfe beantragen.
Jahrzehntelang war Bordeaux der Inbegriff für hochwertigen Rotwein. Deshalb hat man in den 1980er Jahren knapp 20 000 Hektar neu gepflanzt, das Anbaugebiet also nahezu verdoppelt. Die Nachfrage war enorm, der Handel zahlte gute Preise. In nirgendwo sonst auf der Welt vergleichbarer Symbiose lebt die Region noch heute maßgeblich vom Urteil des amerikanischen Weinkritikers Robert Parker, der die Aufmerksamkeit von Weinliebhabern in aller Welt auf sein geliebtes Bordeaux und dessen Rebsorten Merlot und Cabernet Sauvignon zu lenken verstand. Ohne ihn wären Neureiche und Schöne, Investmentbanker und Industriemanager wohl kaum mit Bordeaux in Berührung gekommen. Sie füllten sich vor allem in den boomenden 90er-Jahren die Keller mit teuren Weinen, deren Namen sie kaum kannten, geschweige denn aussprechen konnten.
Doch weil besagter Parker zeitgleich auch Weinländer wie die USA, Südamerika, Australien und Neuseeland hochjubelte, deren Weine eine Stilistik besaßen, die vielen Verbrauchern mehr entsprach als die bis dahin doch recht klassische französische Machart, feierten deren Weine mit reifen, konzentrierten, durch markante Eichenholznoten süßlich schmeckenden Weinen fröhliche Triumphe. Sie eroberten breite Schichten an neuen Kunden und veränderten damit deren Geschmackserfahrung und -vorlieben nachhaltig.
In Bordeaux wurden diese Weine als ‚Trinkmarmeladen’ abgetan, doch die Quittung kam prompt: In Großbritannien, einst der wichtigste Auslandsmarkt für Bordeaux, hat Bordeaux heute noch einen Marktanteil von 20 %, in den 1990er Jahren lag er bei 35%, und auch in Deutschland verlor Bordeaux in den letzten Jahren knapp ein Drittel an Einfuhren. Dafür wurde China innerhalb von zwei Jahren zum größten Bordeauxkunden weltweit.
Um seine Popularität zu festigen und die hier schwindenden Marktanteile dort wieder auszugleichen, hat sich die vermeintliche Spitze Bordeaux in den letzten zehn Jahren stilistisch spürbar verändert, was allerdings keinen der besagten Weingurus bislang zu stören scheint. Aus einst delikaten, eleganten, trockenen Weinen wurden mehr oder weniger schlechte Kopien kalifornischer Prägung: 15 und mehr Volumenprozent, massive Ladungen neuen Faßholzes, wie sie die Kalifornier seit zehn Jahren nicht mehr zeigen, und dicke, schwarze, hochkonzentrierte, überextrahierte Weinstrukturen sind die Folge. Manche Weine wurden zu Karikaturen dieser Stilistik, doch der Markt rennt, kaum einer erkennt den Wandel, niemand scheint der einstigen Delikatesse und Finesse großer Bordeaux nachzutrauern, alles dreht sich nur noch um Punktegunst und Markterfolg. Noch dicker, noch konzentrierter lautet die Devise, noch mehr Punkte für immer gleicher schmeckende Weine. Im modernen Bordeaux geht es nicht um seriöse, authentische Weinqualität, was zählt ist einzig die Qualität maximaler Rendite.
In diesem Rennen können Tausende kleiner Winzer in der Region Bordeaux nicht mithalten. Je dicker und süßer die erfolgreichen Weine werden, je trockener, saurer und dünner erscheinen ihre. Keine Chance auf dem Markt, die meisten werden aufhören müssen, mit ungeahnten Folgen für Markt, Sozialstrukturen und Landschaft.
Doch in Bordeaux gärt es. Der stilistische und qualitative Unterschied zwischen den erfolgreich verkaufenden und jenen Châteaux, die echte Qualität produzieren, bekommt Marktgewicht. Die erfolgreichen Weingüter machen einen Fehler, den sie als solchen nicht zu erkennen scheinen: Sie verkaufen ihre Seele, indem sie ihre Weine mittels moderner Önologie aalglatt marktkonform machen, um jene Bewertungen zu erzielen, die sie brauchen, um im Primeurverkauf entsprechende Käufer zu finden. Tatsächlich werden die viel zu teuren Weine kaum noch getrunken, sondern nur noch gehandelt. So bestimmt heute der Liv-Ex-Index der Londoner Börse, welcher Wein gerade Top oder Flop ist. Moderner Bordeaux wird offensichtlich heute virtuell genossen.
Wir genießen lieber echten Bordeaux. Er gewinnt wieder an Markt und bietet guten Winzern neue Chancen. Wie wir haben sich nämlich noch ein paar andere Händler aus dem Teufelskreis von Punkten und Preisen verabschiedet und widmen sich dem weniger bekannten, dafür aber spannenden und ungewöhnlich preiswerten Bordeaux. Dort sind Weinpersönlichkeit und Charakter wieder entscheidende Kaufargumente. Sie finden wir bei engagiert geführten, kleinen, kaum bekannten Châteaux im Hinterland, die man suchen muß, um sie zu finden. Dort wird man vom Chef persönlich empfangen, der in seine Gummistiefel schlüpft, um in Weinberg und Keller persönlich Rede und Antwort zu stehen. Kaum einer der selbsternannten Bordeauxspezialisten, geschweige denn einer der Weingurus, besucht die Weinberge der verkosteten Châteaux. Sie würden erleben, wenn sie es denn beurteilen könnten, wie rückständig viele der von ihnen hochgelobten Betriebe dort wirtschaften, weshalb sie im Keller um so ‚moderner’ sein müssen. Uns beweisen gerade die Weinberge, warum manch kleines, handwerklich arbeitendes Château so profunde Qualität ins Glas zu bringen versteht. Von nichts kommt auch in Bordeaux nichts. Die realistisch preiswerte Zukunft der Region. Bei uns im Programm.
Inhalt: 0.75 l (17,20 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (24,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (27,87 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (28,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (29,33 €* / 1 l)
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Inhalt: 0.75 l (56,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (90,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (100,00 €* / 1 l)